著者
飯豊 道男
出版者
Japanische Gesellschaft für Germanistik
雑誌
ドイツ文學 (ISSN:03872831)
巻号頁・発行日
vol.86, pp.1-11, 1991-03-01 (Released:2008-03-28)

Es ist sehr schwierig, daß wir heute irgendwo im deutschsprachigen Raum mit Gewährsleuten der Voklserzählungen Kontakte aufnehmen, weil Radio, Fernsehen und Veränderungen der Sozialstruktur solche überlieferten Schätze verdrängten. Seit 1974 versuchte ich hauptsächlich in Schwertberg, einer Marktgemeinde im Oberösterreich in Österreich zu leben, intermittierend auch im Jahre 1977, 1985 und 1989-so lange wie möglich, um einige Erzählerinnen dort zu besuchen und zugleich den Alltag in der Gemeinde mitzuerleben. Die alten Erzähler und Erzählerinnen, die ich 1974/75 und 1977 in Oberösterreich und Burgenland persönlich kennenlernte, leben fast alle leider nicht mehr.Johann Haunschmidt in Tragwein in OÖ. erzählte 1954 Prof. Karl Haiding drei Schwänke. Kurz vor seinem Tode (1979) brachte Johann Haunschmidt einen jener Schwänke zu Papier, die er im Jahre 1954 Dr. Haiding erzählt hatte. Diese Fassung übergab er dem an Volksüberlie-ferung interessierten Schwertberger Schuldirektor Josef Puchner, der mir im Jahre 1985 das Manuskript freundlicherweise übergab. Es zeigt wohl gleichsam symbolisch die gesunkene Bedeutung mündlicher Erzählüberlieferung auf: die meisten Gewährsleute fanden in ihren späteren Lebensjahren kaum mehr Zuhörer; die "Erzählgemeinschaft“-"Auditorium“-hatte so gut wie zu bestehen aufgehört-auf Grund des allgemein eingetretenen gesellschaftlichen Strukturwandels. -Auch Frau Katharina Schwarz in Schwertberg hinterließ mehrere Hefte mit handschriftlichen Aufzeichnungen gleicher Geschichten. Der Beweggrund hiefür scheint bei Frau Schwarz ein anderer gewesen zu sein als bei Herrn Haunschmidt:Frau Schwarz schrieb allem Anschein nach ihre Erzählungen für ihre Familie nieder bzw. für Leute aus ihrer engeren Umgebung. Sie setzt nämlich die Kenntnis lokaler Gegebenheiten voraus. Sie verzichtet voll-ständig auf "Erklärungen“. Ihr Schreibstil ist weder in den früheren noch späteren Aufzeichnungen qualitativ unterschiedlich, die Sprache holperig! Ich konnte Vergleiche anstellen, da ich ein Heft mit Aufzeichnungen im Jahre 1974 von Frau Schwarz persönlich erhielt und nach ihrem Tode ein zweites aus ihrer Hinterlassenschaft an den Sohn. Auch vom Inhalt her sind die Unterschiede unwesentlich.Anders hingegen bei Herrn Haunschmidt: bei ihm gibt es auffallende Unterschiede zwischen der "früheren und späteren“ gleichen Geschichte. So ist der Name des "Helden“ anders: dieser heißt "Peter“. (Ursprünglich stand im Mittelpunkt der Erzählung sein Großvater.)-Auch wird die Geschichte nicht mehr im Dialekt wiedergegeben, sondern in der Schriftsprache. Dazu gibt der Schreiber auffallend viele Erklärungen für den Leser. -Es scheint, daß der Schreiber (Erzähler) grundsätztlich nicht mehr den Leuten seines unmittelbaren Bekanntkreises "erzählen“ will, weil er sich dessen bewußt ist, daß er da kaum mehr Gehör finden wird. Er wendet sich daher bewußt an jemanden von "außen“. der noch dafür Interesse zeigt-wie der zitierte Schuldirektor!Früher spielten die Erzähler eine wichtige und geschätzte Rolle im Gemeinschaftsleben und die Volkserzählungen wurzelten in einer traditionsreichen Überlieferung. Doch die großen Veränderungen im soziologischen Bereich haben ihnen gleichsam die Grundlage für ihre Funktion entzogen. Was wir heute beobachten können, ist sozusagen der "Selbst-Verfall“ der Volkserzählungen. Sie verschwinden mehr und mehr aus dem Gesichtsfeld, werden wohl in Büchern und Bibliotheken

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