- 著者
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宇根 久実
- 出版者
- 広島大学大学院社会科学研究科国際社会論専攻
- 雑誌
- 欧米文化研究
- 巻号頁・発行日
- no.7, pp.59-74, 2000-10-01
Jahrzehntelang haben sich die Deutschen mit der eigenen Vergangenheit der NS-Zeit auseinandergesetzt. Jedoch passierte das anfangs nur stockend, denn immer noch kämpften Politiker mit ihren Ansichten, und somit schwankte auch die Art und Weise der Auseinandersetzung mit dem Krieg. Erst Ende der 60er Jahre, als die NS-Prozesse immer aktueller wurden, vertrat man die Meinung, das eigene Volk aufzuklären und die NS-Wirklichkeit endlich der ganzen Nation vor Augen zu halten. Durch Bestrebungen in den 70er und 80er Jahren sind jetzt zahlreiche Gedenkstätten, Mahnmale, Dokumentarfilme, Bücher usw. entstanden. Es kam zu immer kritischeren Diskussionen über die Verstrickungen einzelner in das NS-System und schließlich über die nationalsozialistische Prägung der deutschen Gesellschaft und ihrer Nachkriegskultur.Bernhard Schlink zeigt in seinem Buch Der Vorleser (1995), das von einer Liebesgeschichte, einem NS-Prozess und der moralischen Folge des HoIocausts gleichermaßen erzählt, das Dilemma der Nachgeborenen. Dabei wird eine schwer zu beantwortenden Frage aufgeworfen: „Was sollte und soll meine Generation der Nachlebenden eigentlich mit den Informationen über die Furchtbarkeiten der Vernichtung der Juden anfangen?" Die jüngere Generation sollte mit eigener Kraft der Gefahr der „Betäubung" und des „Verstummens" entkommen. Aber wie? Die Antwort ist dieses Buch, denn es wurde geschrieben, nicht nur um die Vergangenheit loszuwerden, sondern auch um sie zu registrieren und zu analysieren. Was den heutigen und zukünftigen Generationen bleibt, ist wohl dieser tiefe innerliche Konflikt. Die Literatur bietet anders als Rechtsprechung, Geschichtswissenschaft und Pädagogik den Vorteil, der neuen Generation noch gedanklichen Spielraum zu lassen.Dieses Buch bekam überall, vor allem auch im Ausland, großen Beifall, obwohl darin eine ehemalige Aufseherin einer Konzentrationslager zum ersten Mal als Mensch mit vielseitigen Charakterzügen und nicht als dunkle Figur dargestellt wird, und die inneren Konflikte der Nachgeborenen sehr ehrlich angesprochen werden. Der Erfolg des Buches erklärt sich vielleicht auch dadurch, dass es mittlerweile eine Vielzahl von Versuchen gab, die Wirklichkeit der damaligen Geschehnisse ans Licht zu bringen, und dass dies langsam auch vom Ausland akzeptiert und anerkannt wird.