著者
小松 真帆
出版者
日本オーストリア文学会
雑誌
オーストリア文学 (ISSN:09123539)
巻号頁・発行日
vol.17, pp.59-66, 2001

<p>Die Kultur am Anfang des 20. Jahrhunderts setze sich mit dem Glauben an den Fortschritt auseinander, den erst die technischen Entwicklung seit dem 19. Jahrhundert ermoglicht hatte. Dieser zeigte dem Menschen sowohl seine Moglichkeit als auch seine Begranztheit, und demgegenuber entfalteten Kunstler sowie Philosophen verschiedenen Bewegungen. Diese Bewegungen fanden intensiv vor allem vor und nach dem Ersten Weltkrieg statt; zu ihnen gehort auch die Kultur der sogenannten "goldenen zwanziger Jahren". Gerade in diesse Zeit begann Joseph Roths Karriere als Jounalist. Geboren in einem der Kronlander der Habsburger Monarchie, Galizien, studierte er in der Metropole Wien und fuhr mit dem Ende des ersten Weltkriegs in die neu entsandene Weimerer Republik beziehungsweise ihre Hauptstadt Berlin, um dort sein Brot zu verdienen. Zum Gluck fanden seine Artikel Anklang, und er wurde bald einer der hochst bezahlten Artikelschreiber. Jedoch vergass Roth niemals die nuchterne Distanz gegenuber seinen Artikel-Objekten, vor allem den Medien wie Film, Fotographie und Dokumentation. Die technischen Entdeckungen ermoglichten anscheinend, selber die Wirklichkeit zu erzeugen, wie beim Foto, und forderten Authentizitat und Realitat des Stoffes, wie in der Reportage. Roth meine 1925 einmal, stolz auf seine eigenen Beruf: "Die Reportage braucht nicht erst in den Rang einer >Kunstgattung< erhoben zu werden, (…) Wieviel >Kunst< gehort dazu, eine nackte Realitat zu einer kunstlerischen Wahrheit zu machen?" 1927, im Vorwort zu "Die Flucht ohne Ende" legte er offensichtlich den Schwerpunkt auf die Aufgabe, die Wirklichkeit, wie sie ist, darzustellen, und bezeichnete dieses Werk als "Bericht". Im Motto heisst es: "Ich habe nichts erfunden, nichts komponiert. Es handelt sich nicht mehr darum zu >dichten<. Das Wichtigste ist das Beobachtete." Aber bald erkannte Roth die Luge der "Wirklichkeit" in der technisierten Welt sowie im Jounalismus. Solche Wirklichkeit war einfach eine gefalschte, so behauptete Roth, und beklagte die Neigung der Zeit, nur den Stoff fur galubhaft zu halten. Diese Neigung vertrat die Neue Sachlichkeit und verstarkte unter diesem Misserstandnis noch die Abhangigkeit vom Stoff. Roth lehnte zwar nicht den Wirklichkeitsgaluben an sich ab, aber was er in der Dichtung suchte, war, "eine nackte Realitat zu einer kunstlerischen Wahrheit" zu machen. Deshalb stellte er in dem 1930 veroffentlichten Essay-Artikel "Schluss mit der >Neuen Sachlichkeit<!" kritisch fest, dass fast alle Neue-Sachlichkeit-Dichtung nur Dokumente waren, und attackierte das schwache Realismus-Verstandnis in Deutschland. Der Grund, warum Roth die Neue Sachlichkeit nicht akzeptieren konnte, liegt darin, dass gerade sie die sprachliche Gestaltung vernachlassgte. Roth sah die Sprache, nicht den Stoff, als das primare Material beim Dichten an und schrieb 1929 tatsachlich: "Einzig bedeutend (in seinen eigenen Romanen, Anm. d. A.) ist die Welt, die ich aus meinem sprachlichen Material gestalte. "Diese Welt ist die sogenannte "kunstlerische Wahrheit" im Dichtungsprinzip bei Roth, und diese Sprach-Anschauung von ihm wird oft mit denen von Karl Kraus oder Ludwig Wittgenstein verglichen, namlich dass die Sprache selber als Material die Welt beziehungsweise die Wirklichkeit stiftet. Hier kann man sehen, dass dieser Streitpunkt auch in anderen Kunstbereichen der damaligen Zeit vorhanden ist, im Bereich des Films, der Architektur oder das Theaters. Jeder Kunstbereich versuchte namlich, sich durch die Erhebung des Materials neu als eigener selbstandiger Bereich zu rekonstruieren. Roths Sprachglaube war stabil, jedoch bildet die Sprache in seinen Werken immer Wirklichkeit als "Schatten" ohne Inhalt. Im Zusammenhang mit dem Begriff "Schweigen" bei Wittgenstein sollen nach einem Roth-Forscher die</p><p>(View PDF for the rest of the abstract.)</p>