- 著者
-
山崎 泰孝
- 出版者
- 日本オーストリア文学会
- 雑誌
- オーストリア文学 (ISSN:09123539)
- 巻号頁・発行日
- vol.30, pp.13-21, 2014-03-31 (Released:2017-03-31)
Die These der vorliegenden Arbeit lautet, dass es sich bei dem letzten Abschnitt, uber den verlorenen Sohn, in Rilkes-Aufzeichnungen um einen praktischen Fall der Poetik der Erinnerung handelt. Die Aufzeichnungen, die aus 71 Abschnitten bestehen, enden mit dem von Malte umgedeuteten Gleichnis des verlorenen Sohns. Da der Abschnitt am Ende steht, wird er oft im Zusammenhang mit dem ganzen Werk betrachtet. E. F. Hoffmann halt das objektive Erzahlen fur Maltes Ziel und die Erzahlung des verlorenen Sohns fur ein diesbezugliches Beispiel. J. Ryan achtet dagegen auf Maltes "Einfuhlung" und betont den hypothetischen Charakter seines Erzahlens. Wie der Beitrag von Ryan, behandelt mein Aufsatz Maltes letzten Aufzeichnungsabschnitt als die Spiegelung seiner eigenen Erfahrungen, wobei die umgeschriebene Geschichte in Bezug zu Maltes Kindheit gesetzt werden soll. Sein Erzahlen und Schreiben der Geschichte entspricht dann der Erinnerung seiner eigenen Kindheit. In der Rilke-Forschung wird der Zusammenhang zwischen Maltes Poetik und seiner Kindheit zwar bereits aufgezeigt, aber es ist die spezifische Sicht der vorliegenden Untersuchung, die Gestik, die der verlorene Sohn seinem Vater beim Heimkehr zeigt, zu beachten und diese als die Wiederholung von Maltes Kindheit zu interpretieren. Der Grund fur die Heimkehr des verlorenen Sohns lautet: "Dies alles [die Erinnerungen der Kindheit] noch einmal und nun wirklich auf sich zu nehmen, war der Grund, weshalb der Entfremdete heimkehrte". Was bedeutet aber dieses "Auf-sich-Nehmen" der Kindheit? Wird dieses nur durch die Heimkehr vollzogen? Der verlorene Sohn erhalt zwar sein Haus, dagegen gibt es aber fur Malte keine Heimat mehr. Bedeutet jedoch Maltes Schreiben einer neuen Geschichte selbst das Hinnehmen seiner eigenen Kindheit? Als Grund dafur wird die Ahnlichkeit zwischen der Flehensgestik des verlorenen Sohns und der Maltes im 32. Abschnitt aufgefuhrt. Hier geht es nicht nur darum, dass die beiden Gestiken sich ahneln, sondern auch darum, dass sich auch die Situation, in der diese Flehensgestik von den anderen nicht verstanden wird, wiederholt. Das Unverstandnis flosste dem jungen Malte grosse Angst ein, wahrend dieses "Nicht-verstanden-Werden" fur den verlorenen Sohn "unbeschreiblich befreiend" war. Der junge Malte und der verlorene Sohn haben die Einsamkeit des Nicht-verstanden-Werdens gemeinsam, aber die Bedeutung dieser Einsamkeit wird vom Negativen ins Positive umgedeutet. So lasst sich in diesem Umschaffen der Kindheit ein konkretes Beispiel fur das Auf-sich-Nehmen der Kindheit und Maltes Poetik der Erinnerung finden.