著者
木本 伸
出版者
日本独文学会中国四国支部
雑誌
ドイツ文学論集 (ISSN:09182810)
巻号頁・発行日
no.45, pp.19-32, 2012-10

Im Film Die Welle (2008) von Dennis Ganzel handelt es sich um die dramatische Geschichte einer Schulklasse, in der ein Schulprojekt zur Politikwissenschaft über den Faschismus stattfindet. Dabei war eigentlich beabsichtigt, dass die Schüler die Vorteile des demokratischen Politiksystems erkennen sollen. Der Lehrer und die Schüler geraten jedoch im Verlauf der Projektwoche trotz ihrer anfänglich geäußerten Abneigung gegen den Faschismus in dessen Bann. Diese Bewegung aus dem Klassenzimmer wird auf Vorschlag der Schüler selber "die Welle" genannt. Sie bestimmen auch die Uniform von weißem Hemd und Jeans und außerdem die Begrüßungsform untereinander. Das hier Erlebte greift gleichsam wie eine große Welle außerhalb des Unterrichts um sich, so dass Unbeteiligte in der Schule von Seiten der Wellen-Schüler belästigt werden. In dieser Zuspitzung der Verhältnisse versammelt der Lehrer als Führer der Welle die Schülerschaft in der Aula, um den Schluss der Bewegung zu proklamieren. Ein Schüler, Tim, rebelliert jedoch mit einer insgeheim eingeschmuggelten Pistole dagegen. Nach einem erfolglosen Versuch der Überredung zur Fortsetzung der Bewegung erschießt er sich mit den Worten: "Die Welle war mein Leben." Diese Geschichte einer Klassenkatastrophe war deutschen Zuschauern in der Vorlage, Morton Ruhs Novelle The Wave. Classroom is out of control, die in Deutschland als Lektüreempfehlung für die Sekundarstufe vielfach verkauft wird, schon bekannt. Die Novelle basiert bekanntlich auf einer realen Begebenheit im Jahr 1969 an einer High School im kalifornischen Palo Alto. Die Filmkritik neigte deshalb meist dazu, in Ganzels Werk nichts Weiteres als die bloße Verfilmung des Vorläufers zu sehen. In diesem Filmwerk wird jedoch eine aktuelle Frage gestellt, die man damals in Kalifornien wohl nicht kannte: ob der Faschismus bei darüber aufgeklärten Menschen im Wohlstand überhaupt noch eine Chance hätte. Die Schüler in Palo Alto sollten sich gegenüber den Grausamkeiten der Nazis, die sie im Geschichtsunterricht erfuhren, unwissend und schockiert zeigen, während die deutschen Schüler im Film die Holocaust-Problematik schon satt haben, wie einer von ihnen am ersten Tag des Projektes aussagt: "Dazu sind wir viel zu aufgeklärt." Außerdem sind die Jugendlichen auf der Leinwand meist aus reichem Elternhaus, was mit der ökonomischen Misere in der Weimarer Republik wenig zu tun hat: Im Umfeld der Schule, in dem sich die Vorgänge des Films überwiegend abspielen, führt man nämlich fast ausnahmslos ein Leben im Wohlstand. Um so herausfordernder klingt wohl die Frage des Lehrers Schülern gegenüber vor dem Beginn des Klassenexperiments: "Ihr seid also der Meinung, dass die Diktatur in Deutschland nicht mehr möglich wäre, ja?" Darauf gibt der Filmemacher eine unmissverständliche Antwort mit den Sequenzen, die anschaulich machen, wie leicht sich in der Konsumgesellschaft ein psychisches Vakuum in jugendlichen Seelen bilden kann. Dieses Vakuum der Seelen will sich im Film mit dem Faschismus ausfüllen, was der Lehrer mit seinem Charisma verwirklicht. Ein Vorbild dieser Art von Schülern gibt uns Tim, der in der Klasse lange nur als Versager galt. Mit der Teilnahme an der Welle erlebt er jedoch wahrscheinlich zum ersten Mal in seinem Leben Lebensorientierung und Machtbewusstsein, was ihn zum fanatischen Anführer der Bewegung macht. Diese Erfahrung wird für Tim zum zentralen Erlebnis, wie sein Testament bestätigt: "Die Welle war mein Leben." Beim Zusammenbruch der Wellenbewegung in der Aula-Szene gibt es für ihn darum keine Altenative mehr als Selbstmord zu begehen. Der Film deutet an, wie sich der Faschismus auch heute im Wohlstand gut verbreiten könnte.本論は日本独文学会中国四国支部研究発表会(2011年11月5日,高知大学)および日本独文学会春季研究発表会(2012年5月20日,上智大学)で口頭発表した原稿に加筆したものである。
著者
木本 伸
出版者
日本独文学会中国四国支部
雑誌
ドイツ文学論集 (ISSN:09182810)
巻号頁・発行日
no.33, pp.77-86, 2000-11

Seit der Meiji-Zeit(1868-) hat man sich in Japan bemüht, europäische Kulturgüte einzuführen. Infolgedessen wurden schon die meisten der wichtigen Bücher ins Japanische übersetzt. Nietzsche ist sicher einer von denen, die inzwischen sehr beliebt sind. Seit dem Ende des 19.Jahrhunderts hat man auch im letzten Krieg unaufhörlich von ihm gesprochen, und seine Werke sind bisher mehrmals von den großen Verlagen erschienen. So eine lebhafte Rezeption war einerseits immer von den zeitgenössischen Interpretationen in Europa begleitet. Andererseits läßt sich jedoch auch ein anderer Grund dazu vermuten, daß Nietzsche so andauernde Beliebtheit genossen hat: Eine Art geistige Verwandtschaft zum Buddhismus. Aus demselben Grund kann es auch gut sein, daß der Denker in Japan als allzu buddhistisch angesehen wird. Nietzsche kritisierte grundlegend die traditionellen Werte wie Gott, Moral, Vernunft, die in Europa sozusagen die kulturelle Basis darstellten. Ihm zufolge sollte nach dem "Tod des Gottes" das ziellose "Werden" an die richtige Stelle treten. Im Gedanken des Werdens schließt er sich als Exphilologe Heraklit an, dem damals das Wort "Panta rhei" zugeschrieben wurde. Die Welt für das Werden wird bei Nietzsche im Zusammenhang mit dem Gedanken vom "Willen zur Macht" sehr kämpferisch geschildert. Hierbei ist zu beachten, daß von der traditionellen Denkweise Europas her gesehen diese Gedankenwelt Nietzsches sehr bedrohlich erscheinen kann. Dieses Weltbild Nietzsches kann aber in Ostasien nicht so provozierend wirken wie in Europa. Denn es herrscht dort historisch eine religiöse Denkweise von Werden, die z.B. von der buddhistischen Lehre "Alles ist vergänglich"(諸行無常) vertreten wird. Diese Lehre stellt im Ursprung die Einsicht in eine Weltstruktur dar, bei der sich alles stets im absoluten Wandel befindet. Aus ihr hat sich jedoch in Japan mit Aufblühen der Mittelaltersliteratur eine ästhetische Sensibilität entwickelt, mit der man heute noch ergriffen über die Eitelkeit der Welt klagt. Unter diesen Umständen sollte man sich doch die Möglichkeit überlegen, daß Nietzsches "Panta rhei" vielleicht hier unbewußt mit "Alles ist vergänglich" verwechselt werden kann. Zu der Thematik möchten wir einen kurzen Blick auf Jiro Abe(阿部次郎) und Sakutaro Hagiwara(萩原朔太郎) werfen, die sich beide in der Taischo-Zeit mit Nietzsche auseinandergesetzt haben. In Abes Santaros Tagebuch (『三太郎の日記』), das schon lange als die notwendige Lektüre von philosophisch orientierten Studenten galt, sollte die Herzzerrissenheit Zarathustras beim Abschied von seinen Schülern den echten Gedanken Nietzsches beweisen. Die Interpretation der Abschiedszene dort ist jedoch fast von der ästhetischen Vergänglichkeit bestimmt, was Nietzsche selber sicher fremd war. Der Fall Hagiwara bietet auch ein klares Beispiel dafür, wie schwer in Japan Nietzsche als solcher zu begreifen ist; Er läßt in einer Bearbeitung von Zarathustras Vorrede seinen Helden sagen, wo es im Original "Gott ist tot" heißt: "Die Götter sind tot". Die Abwesenheit des christlichen Gottes hatte für den japanischen Dichter wenig Bedeutung, und ebensowenig der Gedanke "Panta rhei" als Verneinen Gottes.