著者
香月 恵里
出版者
日本独文学会中国四国支部
雑誌
ドイツ文学論集 (ISSN:09182810)
巻号頁・発行日
no.49, pp.55-70, 2016

Adolf Eichmann, einer der bekanntesten Täter des Holocaust, der seit 1950 in Argentinien untertaucht war, wurde im Mai 1960 vom israelischen Geheimdienst entführt und saß im folgenden Jahr vor dem Jerusalemer Gericht. Die Philosophin Hannah Arendt hat als Reporterin Eichmann hinter dem Panzerglas im Gericht beobachtet und die Reportage „Eichmann in Jerusalem" geschrieben. Doch der Untertitel ihres Berichtes, die „Banalität des Bösen" hat eine wilde Kontroverse ausgelöst. Man hat ihre These als ein Urteil interpretiert, dass in jedem von uns ein Eichmann stecke oder es liege am modernen Leben, dass wir alle bloße Rädchen in irgendeiner Maschinerie geworden sind. Arendt wurde vorgeworfen, dass sie versuche, das Verbrechen Eichmanns mit diesem Adjektiv „banal" zu unterschätzen.Das Wort, die „Banalität des Bösen" hat seine Quelle in einem Brief von Jaspers an Arendt. Darin weist Jaspers auf das Gefahr hin, in den Nazi-Verbrechern Monstren zu sehen, und er sagt, dass man sie in ihrer ganzen Banalität beobachten muss. Arendt hat ihre Meinung geändert und stimmte ihm zu. Danach nennt sie in „Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft" das Verbrechen des Totalitarismus, das man weder bestrafen noch verzeihen kann, „das radikal Böse". Im Jahr 1961, als Arendt nach Jerusalem flog, hatte sie sicher erwartet, dort einem „radikal Bösen" gegenüberzustehen. Für viele Menschen, die sich Eichmann als ein Monstrum oder den Inbegriff des Bösen vorgestellt haben, war der ältere, armselige Mann eine Enttäuschung. Auch Arendt hat ihn einen „Hanswurst" genannt. Im Prozess hatte Eichmann seine juristische Schuld an der Massenvernichtung der Juden mit der Rechtfertigung streng geleugnet, dass er nur das durchgeführt habe, was ihm von den Vorgesetzten befohlen wurde. Eichmann war 1950 mit Hilfe von katholischen Geistlichen nach Argentinien geflohen. Dort gab es ein Netzwerk von Nationalsozialisten, den Dürer-Kreis. Die Männer dort träumten, in Deutschland den Nationalsozialismus wiederzubeleben, und näherten sich Eichmann. Ab 1957 veranstalteten sie im Wohnzimmer von Willem Sassen, einem ehemaligen SS-Kriegsberichterstatter, regelmäßig Treffen und Sassen ließ die Gespräche auf Tonband aufnehmen und transkribieren. Wenn man die Aufzeichnung des Treffens, das „Sassen-Transkript" studiert, bekommt man den Eindruck, dass Eichmann kein einfacher Schreibtischtäter, sondern ein sehr überzeugter, aktiver Antisemit und Mittäter war. Er betont darin sogar seine Initiative bei der Endlösung. Das Fazit der Philosophin Bettina Stangneth, die sowohl das „Sassen-Transkript" als auch die Aufzeichungen, die Eichmann in der Zelle in Jerusalem schrieb, genau studiert hat, lautet, dass Eichmann in Jerusalem „eine perfide Show abgezogen" hatte.Hat Arendt Eichmanns Schauspiel nicht durchschauen können und über ihn falsch geurteilt? Man darf dabei nicht vergessen, dass das Wort „banal" für Arendt (und Jaspers) nicht eine die Schuld erleichternde Formlierung ist. Der Verbrecher Eichmann war nur ein gewöhnlicher Spießer ohne irgendeine geheimnisvolle Aura. Was bei Eichmann auffällig ist, ist sein Ehrgeiz, unbedingt Karriere zu machen. Er wollte in Argentinien nicht ruhig in der Anonymität leben. Daher hatte er sich das eigene Grab geschaufelt. Auch sein Antisemitismus basierte nicht auf einem weltanschaulichen Hintergrund, sondern war eher ein Mittel, im RSHA anerkannt zu werden.Auch wenn Eichmann kein einfacher „Hanswurst", sondern sehr schlau und umtriebig war, kann man seine Tat als „banal" bezeichnen. Wir können jetzt einsehen, dass ein überzeugter Nazi auch banal sein und ein banaler Verbrecher eine extrem böse Tat begehen kann. In der modernen hochtechnologischen Welt, in der für einen gewöhnlichen Menschen ein Massenmord möglich wird, ist die „Banalität des Bösen" gefährlicher als im 20. Jahrhundert.本論は,「ゲルマニスティネンの会関西支部研究会」(2016年2月20日,関西学院大学梅田キャンパス)において口頭発表した内容を大幅に加筆・訂正したものである。
著者
木本 伸
出版者
日本独文学会中国四国支部
雑誌
ドイツ文学論集 (ISSN:09182810)
巻号頁・発行日
no.45, pp.19-32, 2012-10

Im Film Die Welle (2008) von Dennis Ganzel handelt es sich um die dramatische Geschichte einer Schulklasse, in der ein Schulprojekt zur Politikwissenschaft über den Faschismus stattfindet. Dabei war eigentlich beabsichtigt, dass die Schüler die Vorteile des demokratischen Politiksystems erkennen sollen. Der Lehrer und die Schüler geraten jedoch im Verlauf der Projektwoche trotz ihrer anfänglich geäußerten Abneigung gegen den Faschismus in dessen Bann. Diese Bewegung aus dem Klassenzimmer wird auf Vorschlag der Schüler selber "die Welle" genannt. Sie bestimmen auch die Uniform von weißem Hemd und Jeans und außerdem die Begrüßungsform untereinander. Das hier Erlebte greift gleichsam wie eine große Welle außerhalb des Unterrichts um sich, so dass Unbeteiligte in der Schule von Seiten der Wellen-Schüler belästigt werden. In dieser Zuspitzung der Verhältnisse versammelt der Lehrer als Führer der Welle die Schülerschaft in der Aula, um den Schluss der Bewegung zu proklamieren. Ein Schüler, Tim, rebelliert jedoch mit einer insgeheim eingeschmuggelten Pistole dagegen. Nach einem erfolglosen Versuch der Überredung zur Fortsetzung der Bewegung erschießt er sich mit den Worten: "Die Welle war mein Leben." Diese Geschichte einer Klassenkatastrophe war deutschen Zuschauern in der Vorlage, Morton Ruhs Novelle The Wave. Classroom is out of control, die in Deutschland als Lektüreempfehlung für die Sekundarstufe vielfach verkauft wird, schon bekannt. Die Novelle basiert bekanntlich auf einer realen Begebenheit im Jahr 1969 an einer High School im kalifornischen Palo Alto. Die Filmkritik neigte deshalb meist dazu, in Ganzels Werk nichts Weiteres als die bloße Verfilmung des Vorläufers zu sehen. In diesem Filmwerk wird jedoch eine aktuelle Frage gestellt, die man damals in Kalifornien wohl nicht kannte: ob der Faschismus bei darüber aufgeklärten Menschen im Wohlstand überhaupt noch eine Chance hätte. Die Schüler in Palo Alto sollten sich gegenüber den Grausamkeiten der Nazis, die sie im Geschichtsunterricht erfuhren, unwissend und schockiert zeigen, während die deutschen Schüler im Film die Holocaust-Problematik schon satt haben, wie einer von ihnen am ersten Tag des Projektes aussagt: "Dazu sind wir viel zu aufgeklärt." Außerdem sind die Jugendlichen auf der Leinwand meist aus reichem Elternhaus, was mit der ökonomischen Misere in der Weimarer Republik wenig zu tun hat: Im Umfeld der Schule, in dem sich die Vorgänge des Films überwiegend abspielen, führt man nämlich fast ausnahmslos ein Leben im Wohlstand. Um so herausfordernder klingt wohl die Frage des Lehrers Schülern gegenüber vor dem Beginn des Klassenexperiments: "Ihr seid also der Meinung, dass die Diktatur in Deutschland nicht mehr möglich wäre, ja?" Darauf gibt der Filmemacher eine unmissverständliche Antwort mit den Sequenzen, die anschaulich machen, wie leicht sich in der Konsumgesellschaft ein psychisches Vakuum in jugendlichen Seelen bilden kann. Dieses Vakuum der Seelen will sich im Film mit dem Faschismus ausfüllen, was der Lehrer mit seinem Charisma verwirklicht. Ein Vorbild dieser Art von Schülern gibt uns Tim, der in der Klasse lange nur als Versager galt. Mit der Teilnahme an der Welle erlebt er jedoch wahrscheinlich zum ersten Mal in seinem Leben Lebensorientierung und Machtbewusstsein, was ihn zum fanatischen Anführer der Bewegung macht. Diese Erfahrung wird für Tim zum zentralen Erlebnis, wie sein Testament bestätigt: "Die Welle war mein Leben." Beim Zusammenbruch der Wellenbewegung in der Aula-Szene gibt es für ihn darum keine Altenative mehr als Selbstmord zu begehen. Der Film deutet an, wie sich der Faschismus auch heute im Wohlstand gut verbreiten könnte.本論は日本独文学会中国四国支部研究発表会(2011年11月5日,高知大学)および日本独文学会春季研究発表会(2012年5月20日,上智大学)で口頭発表した原稿に加筆したものである。
著者
西谷 明子
出版者
日本独文学会 中国・四国支部
雑誌
ドイツ文学論集 (ISSN:09182810)
巻号頁・発行日
no.46, pp.5-20, 2013

Wenn E. T. A. Hoffmann in seiner Rezension uber die Fünfte sagt, Beethoven sei romantisch, so versteht er unter dem Romantischen vier Elemente: Angst, Sehnsucht, Unendlichkeit und Hin und Zurück zu einer anderen Welt. Diese Elemente spielen auch im ≫Goldnen Topf≪ eine bedeutende Rolle.Auch hier wird die Angst als ein Gefuhl behandelt, das wie in der Fünften Beethovens überwunden werden und sich in Hoffnung verwandeln kann. Die „Sehnsucht", ein mit der Angst in Verbindung stehendes Gefühl, ist eines der Stichwörter, die Hoffmann am häufigsten gebraucht, um Anselmus' Innerstes zu beschreiben. Und das Wort „Unendlichkeit" verwendet er in dem Märchen ebenso oft zur Darstellung von Atlantis, wie er damit in seinen Musikbesprechungen seinen Begriff von „idealer Musik" erklärt. Bei dem Hin und Zurück zu einer anderen Welt schließlich handelt es sich um das eigentliche Thema des Werks.Das Paradies Atlantis bedeutet ursprunglich einen Ort, den es im Hier und Jetzt nicht gibt. Mit den unverstellten, einfachen Gefühlsäußerungen seiner Bewohner assoziiert man eher die Musik des Barock als die der Romantik. Auch wenn Hoffmann in ≫Alte und neue Kirchenmusik≪ die alte Kirchenmusik wegen ihrer „Einfachheit" lobt, verwickelt er sich nicht in Widerspruche. „Romantisch" war vielmehr die für seine Zeit typische Sehnsucht nach der unerreichbaren Vergangenheit.Aber obwohl Hoffmann meinte, dass die ideale, einfache Musik der Vergangenheit, als solche nie wieder hergestellt werden könne, sah er doch in den hervorragenden, zeitgenössischen Komponisten die Schöpfer einer der Gegenwart angemessenen Musik. Als der „Erzähler", der die Geschichte des Anselmus berichtet, aus dem Paradies wiederkehrt, verfügt er über ein „poetisches Besitztum" in sich. Wer Meisterwerke erlebt, reift und kann die Möglichkeit bzw. das Vermögen erlangen, neue bedeutende Kunstwerke hervorzubringen. Aus dieser Überzeugung heraus hat E.T. A. Hoffmann das Werk nicht nur als Dichter, sondern auch als Musikkritiker verfasst.
著者
木本 伸
出版者
日本独文学会中国四国支部
雑誌
ドイツ文学論集 (ISSN:09182810)
巻号頁・発行日
no.33, pp.77-86, 2000-11

Seit der Meiji-Zeit(1868-) hat man sich in Japan bemüht, europäische Kulturgüte einzuführen. Infolgedessen wurden schon die meisten der wichtigen Bücher ins Japanische übersetzt. Nietzsche ist sicher einer von denen, die inzwischen sehr beliebt sind. Seit dem Ende des 19.Jahrhunderts hat man auch im letzten Krieg unaufhörlich von ihm gesprochen, und seine Werke sind bisher mehrmals von den großen Verlagen erschienen. So eine lebhafte Rezeption war einerseits immer von den zeitgenössischen Interpretationen in Europa begleitet. Andererseits läßt sich jedoch auch ein anderer Grund dazu vermuten, daß Nietzsche so andauernde Beliebtheit genossen hat: Eine Art geistige Verwandtschaft zum Buddhismus. Aus demselben Grund kann es auch gut sein, daß der Denker in Japan als allzu buddhistisch angesehen wird. Nietzsche kritisierte grundlegend die traditionellen Werte wie Gott, Moral, Vernunft, die in Europa sozusagen die kulturelle Basis darstellten. Ihm zufolge sollte nach dem "Tod des Gottes" das ziellose "Werden" an die richtige Stelle treten. Im Gedanken des Werdens schließt er sich als Exphilologe Heraklit an, dem damals das Wort "Panta rhei" zugeschrieben wurde. Die Welt für das Werden wird bei Nietzsche im Zusammenhang mit dem Gedanken vom "Willen zur Macht" sehr kämpferisch geschildert. Hierbei ist zu beachten, daß von der traditionellen Denkweise Europas her gesehen diese Gedankenwelt Nietzsches sehr bedrohlich erscheinen kann. Dieses Weltbild Nietzsches kann aber in Ostasien nicht so provozierend wirken wie in Europa. Denn es herrscht dort historisch eine religiöse Denkweise von Werden, die z.B. von der buddhistischen Lehre "Alles ist vergänglich"(諸行無常) vertreten wird. Diese Lehre stellt im Ursprung die Einsicht in eine Weltstruktur dar, bei der sich alles stets im absoluten Wandel befindet. Aus ihr hat sich jedoch in Japan mit Aufblühen der Mittelaltersliteratur eine ästhetische Sensibilität entwickelt, mit der man heute noch ergriffen über die Eitelkeit der Welt klagt. Unter diesen Umständen sollte man sich doch die Möglichkeit überlegen, daß Nietzsches "Panta rhei" vielleicht hier unbewußt mit "Alles ist vergänglich" verwechselt werden kann. Zu der Thematik möchten wir einen kurzen Blick auf Jiro Abe(阿部次郎) und Sakutaro Hagiwara(萩原朔太郎) werfen, die sich beide in der Taischo-Zeit mit Nietzsche auseinandergesetzt haben. In Abes Santaros Tagebuch (『三太郎の日記』), das schon lange als die notwendige Lektüre von philosophisch orientierten Studenten galt, sollte die Herzzerrissenheit Zarathustras beim Abschied von seinen Schülern den echten Gedanken Nietzsches beweisen. Die Interpretation der Abschiedszene dort ist jedoch fast von der ästhetischen Vergänglichkeit bestimmt, was Nietzsche selber sicher fremd war. Der Fall Hagiwara bietet auch ein klares Beispiel dafür, wie schwer in Japan Nietzsche als solcher zu begreifen ist; Er läßt in einer Bearbeitung von Zarathustras Vorrede seinen Helden sagen, wo es im Original "Gott ist tot" heißt: "Die Götter sind tot". Die Abwesenheit des christlichen Gottes hatte für den japanischen Dichter wenig Bedeutung, und ebensowenig der Gedanke "Panta rhei" als Verneinen Gottes.