著者
浅井 麻帆
出版者
日本オーストリア文学会
雑誌
オーストリア文学 (ISSN:09123539)
巻号頁・発行日
vol.23, pp.1-10, 2007

Der Architekt Gottfried Semper hat nicht nur durch seine architektonischen, sondern auch durch seine schriftlichen Werke Einfluss auf die Architektur und Kunstbewegung im 19. Jahrhundert in Europa ausgeubt. Mit seiner Praktischen Asthetik gilt er als ein Pionier moderner Architektur. In diesem Aufsatz wird auf Sempers vielfaltigen Einfluss auf die Wiener Secessionsbewegung der Jahrhundertwende eingegangen. Sempers Satz "Nur einen Herrn kennt die Kunst, das Bedurfnis" wurde besonders vom Secessionskreis aufgenommen. Der Architekt Otto Wagner ubersetzte ihn in die lateinische Formel "Artis sola domina necessitas", die ein Motto von ihm wurde. Aber als jenes "Bedurfnis" wurde nur der Gedanke der Praktikabilitat und Ornamentlosigkeit aufgegriffen, obwohl diese asthetische Position eigentlich nicht von Sempers anderer Theorie, der Bekleidungstheorie, zu trennen ist. Semper hielt "Bekleidung" in der Architektur fur wichtig. Seiner Vorstellung nach braucht Architektur Bekleidung, namlich Ornamental-Funktionen. Semper entwickelte diesen Punkt aus einem archaologischen Blickwinkel, wobei er darauf hinwies, dass Architektur im Grunde einem Kleidungsstuck gleicht, mit dem man sich vom Fremdeinflussen abschirmen oder schtitzen kann. Daruberhinaus vertrat er die Ansicht, dass Bekleidungsornamentik ein ursprunglicher Keim der Kunst ist. Er behauptete damit, dass Architektur der Anfang der Kunst sei. Semper vereinigte in seiner Asthetik zwei Gegenbegriffe: Praktisches und Ornamentales. Er vertrat diese Auffassung vor dem Hintergrund der damaligen Stimmung der Industriellen Revolution. Die Industrie und ihre Veranderungen wirkten sich stark auf seine Praktische Asthetik aus. Seine Behauptung, als Architekt ein Kunstler zu sein, richtete sich gegen Ingenieure, die von der Industriellen Revolution hervorgebracht wurden. Jene Praktische Asthetik wurde besonders von dem Architekten Otto Wagner aufgenommen. Mit dieser Adaption vollzog er einen entscheidenden Schritt in der modernen Architekturgeschichte. So bezog sich Wagner in seiner Wortwahl oft auf Semper. Dessen Ideen wurden aufgrund der engen Verbindung zwischen Wagner und der Secession auch von anderen Mitgliedern ubernommen. "Bedurfnis" war eine Losung fur die Bewegung, wobei sie sich klar gegen die "Ringstralsse" als Beispiel fur unpraktische Architektur im Stil des Historismus positionierte. Aber Semper selbst passte nicht in dieses Schema, Unpraktisches versus Praktisches, Altes gegen Neues, weil selbst eine wichtige Rolle fur die Ringstrassen-Architektur als Vertreter des Historismus spielte, namlich entwarf er ein paar grosse Projekte an der Ringstrasse. Dieser Widerspruch wurde verdeckt, indem Semper nicht unmittelbar, sondern immer uber die Rezeption Otto Wagners im Secessionskreis geruhmt wurde. Doch war der neue Stil des Secessionskreises in der Tat ornamentlos, wie sie meinten? Nicht ganzlich, denn zu diesem Zeitpunkt in der Jahrhundertwende waren Ornamente ohne Zweifel auch ein Teil ihrer Werke. In ihrem Manifest wurde eine starke Abneigung gegen den Historismus als Stilarchitektur, und nicht gegen Ornamente, an sich deutlich, wenn auch in sehr subtiler Weise. Gottfried Semper kann ohne Zweifel als eine wichtige, jedoch nicht unumstrittene Figur im Kontext der Wiener Secession verstanden werden.