著者
鯨岡 さつき
雑誌
学習院大学ドイツ文学会研究論集 (ISSN:18817351)
巻号頁・発行日
no.21, pp.65-93, 2017-03-01

Die deutsche Sprache ist eine plurizentrische Sprache, deren hochdeutsche Variante nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen deutschsprachigen Regionen gebildet wurde, weshalb es auch in Österreich ein „österreichisches Hochdeutsch“ gibt, das e igene österreichische Ausdrücke enthält, wenn man Österreich als ein Zentrum des Hochdeutschen ansieht. Nach Wiesinger (2003) tauchte der Begriff „österreichisches Hochdeutsch“ in den 1870er Jahren auf, als es insbesondere unter dem Begriff „kleindeutsch“ einen Dualismus zwischen Preußen und Österreich gab. In der Untersuchung „Das Österreichische Hochdeutsch. Versuch einer Darstellung seiner hervorstechendsten Fehler und fehlerhaften Eigenthümlichkeit“ (1875) zeigt der Verfasser Hermann Lewi die „hervorstechendsten Fehler und fehlerhaften Eigenthümlichkeiten“ des von ihm so genannt „österreichischen Hochdeutsch“ an. Auf jedem Fall enthält das „österreichische Hochdeutsch“ österreichische Ausdrücke, sonst würde es keinen Unterschied zwischen dem österreichischen und dem preußischen Hochdeutsch geben. Nach Reiffenstein (2009b) folgte die beiden Söhne von Wolfgang Amadeus Mozart, die 1784 und 1791 im Wien geboren waren, „den jetzt allgemein gültigen hochdeutschen Normen“, wenn sie in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Briefe geschrieben haben. Deshalb kann man sich vorstellen, dass zwei Musiker, Johann Strauss (1825-1899) und Gustav Mahler (1860-1911), die in Österreich geboren waren, sich besonders in Wien betätigten und dort auch starben, den preußischen Regeln auch folgten. Ich untersuchte in dieser Abhandlung die Briefen dieser beiden Musiker und ziele darauf ab, die Sprachwirklichkeit der deutschen Sprache im Österreich des 19. Jahrhunderts zu erklären. Bei der Untersuchung sammelte ich verschiedene Briefe von Strauss (1983, 1986, 1990, 1992, 1996a, 1996b, 1998, 1999, 2002, 2007) und machte daraus ein Korpus, das aus ca. 150.000 Wörtern (aus 695 Briefen) besteht. Außerdem sammelte ich verschiedene Briefe von Mahler (1995, 1996) und machte daraus ein anderes Korpus, das aus ca. 170.000 Wörtern (aus 772 Briefen) besteht. Diese Briefe der zwei Korpora habe ich in drei Gruppen eingeteilt (in vertraute Briefe, förmliche Briefe und andere Briefe). Kriterien für diese Einteilung waren u.a. der Gebrauch der Du-Anrede oder von Spitznamen usw. Soweit ich diese Korpora analysierte, lässt sich ermitteln, dass sowohl Strauss als auch Mahler den Regeln des preußischen Hochdeutsch gut folgen; aber man kann einerseits feststellen, dass sowohl Strauss als auch Mahler eine gemeinsame Tendenz in ihrem Sprachgebrauch haben; andererseits haben sie je eigene Tendenzen, die in jedem der Korpora gefunden werden kann. In Briefen von Strauss kann man bestimmte österreichische Merkmale finden, die sich auf das grammatische Feld beziehen: Beispielsweise benutzt Strauss die österreichischen Formen der singularischen Imperative, u. zw. „gebe“ (statt „gieb“) usw. Außerdem kann man den Wegfall der Laute „e“ oder „en“ bei „heut“ („heute“) und „mein“ (statt „meinen“) usw. finden. Dieser Wegfall kommt nicht nur in den vertrauten Briefen, sondern auch den förmlichen vor. Diese förmlichen Briefe schrieb Strauss an Adressaten, die in Österreich wohnten, d. h. er benutzte diese österreichischen Merkmale gegenüber Menschen, die ihm sprachlich nahestanden, obwohl die Briefe selbst doch eher steif sind. Wie Strauss befolgt Mahler einerseits die Regeln des preußischen Hochdeutsch gut; es gibt bei ihm sogar keine Sätze im österreichischen Dialekt, soweit ich untersucht habe; andererseits kann man aber in den Briefen bestimmte österreichischen Merkmale finden, die sich nicht auf das grammatische Feld beziehen, sondern auf den Wortschatz: Beispielsweise benutzt Mahler den österreichischen Wortschatz häufiger als Strauss (ich habe mich dabei an den bei Ammon (1995: 157-162) als österreichisch angegebenen Wörter orientiert). Als Ergebnis dieser Untersuchung kann man feststellen, dass Strauss und Mahler beinahe in allen Fällen sowohl in vertraulichen Briefe als auch in förmlichen Briefe nichtösterreichische Ausdrücke, u.zw. Ausdrücke nach preußischer Sprachnorm schreiben, d. h. sie sind in der preußischen Sprachnorm sehr bewandert. Österreichische Merkmale haben sich dennoch in die Briefe dieser beiden Männer eingeschlichen, auch wenn sie beabsichtigen, mit preußischen Hochdeutsch korrekt zu schreiben; auf dem grammatischen Feld in den Briefen von Strauss und im Bereich des Wortschatzes bei den Briefen von Mahler werden diese Einbrüche identifiziert. Daraus lässt es sich vermuten, dass diese verschiedenen Merkmale des Sprachgebrauchs von Österreichern „österreichisches Hochdeutsch“ genannt wurden.
著者
鯨岡 さつき
出版者
学習院大学ドイツ文学会
雑誌
学習院大学ドイツ文学会研究論集 (ISSN:18817351)
巻号頁・発行日
no.21, pp.65-96, 2017

Die deutsche Sprache ist eine plurizentrische Sprache, deren hochdeutsche Variante nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen deutschsprachigen Regionen gebildet wurde, weshalb es auch in Österreich ein „österreichisches Hochdeutsch" gibt, das e igene österreichische Ausdrücke enthält, wenn man Österreich als ein Zentrum des Hochdeutschen ansieht. Nach Wiesinger (2003) tauchte der Begriff „österreichisches Hochdeutsch" in den 1870er Jahren auf, als es insbesondere unter dem Begriff „kleindeutsch" einen Dualismus zwischen Preußen und Österreich gab. In der Untersuchung „Das Österreichische Hochdeutsch. Versuch einer Darstellung seiner hervorstechendsten Fehler und fehlerhaften Eigenthümlichkeit" (1875) zeigt der Verfasser Hermann Lewi die „hervorstechendsten Fehler und fehlerhaften Eigenthümlichkeiten" des von ihm so genannt „österreichischen Hochdeutsch" an. Auf jedem Fall enthält das „österreichische Hochdeutsch" österreichische Ausdrücke, sonst würde es keinen Unterschied zwischen dem österreichischen und dem preußischen Hochdeutsch geben. Nach Reiffenstein (2009b) folgte die beiden Söhne von Wolfgang Amadeus Mozart, die 1784 und 1791 im Wien geboren waren, „den jetzt allgemein gültigen hochdeutschen Normen", wenn sie in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Briefe geschrieben haben. Deshalb kann man sich vorstellen, dass zwei Musiker, Johann Strauss (1825-1899) und Gustav Mahler (1860-1911), die in Österreich geboren waren, sich besonders in Wien betätigten und dort auch starben, den preußischen Regeln auch folgten. Ich untersuchte in dieser Abhandlung die Briefen dieser beiden Musiker und ziele darauf ab, die Sprachwirklichkeit der deutschen Sprache im Österreich des 19. Jahrhunderts zu erklären. Bei der Untersuchung sammelte ich verschiedene Briefe von Strauss (1983, 1986, 1990, 1992, 1996a, 1996b, 1998, 1999, 2002, 2007) und machte daraus ein Korpus, das aus ca. 150.000 Wörtern (aus 695 Briefen) besteht. Außerdem sammelte ich verschiedene Briefe von Mahler (1995, 1996) und machte daraus ein anderes Korpus, das aus ca. 170.000 Wörtern (aus 772 Briefen) besteht. Diese Briefe der zwei Korpora habe ich in drei Gruppen eingeteilt (in vertraute Briefe, förmliche Briefe und andere Briefe). Kriterien für diese Einteilung waren u.a. der Gebrauch der Du-Anrede oder von Spitznamen usw. Soweit ich diese Korpora analysierte, lässt sich ermitteln, dass sowohl Strauss als auch Mahler den Regeln des preußischen Hochdeutsch gut folgen; aber man kann einerseits feststellen, dass sowohl Strauss als auch Mahler eine gemeinsame Tendenz in ihrem Sprachgebrauch haben; andererseits haben sie je eigene Tendenzen, die in jedem der Korpora gefunden werden kann. In Briefen von Strauss kann man bestimmte österreichische Merkmale finden, die sich auf das grammatische Feld beziehen: Beispielsweise benutzt Strauss die österreichischen Formen der singularischen Imperative, u. zw. „gebe" (statt „gieb") usw. Außerdem kann man den Wegfall der Laute „e" oder „en" bei „heut" („heute") und „mein" (statt „meinen") usw. finden. Dieser Wegfall kommt nicht nur in den vertrauten Briefen, sondern auch den förmlichen vor. Diese förmlichen Briefe schrieb Strauss an Adressaten, die in Österreich wohnten, d. h. er benutzte diese österreichischen Merkmale gegenüber Menschen, die ihm sprachlich nahestanden, obwohl die Briefe selbst doch eher steif sind. Wie Strauss befolgt Mahler einerseits die Regeln des preußischen Hochdeutsch gut; es gibt bei ihm sogar keine Sätze im österreichischen Dialekt, soweit ich untersucht habe; andererseits kann man aber in den Briefen bestimmte österreichischen Merkmale finden, die sich nicht auf das grammatische Feld beziehen, sondern auf den Wortschatz: Beispielsweise benutzt Mahler den österreichischen Wortschatz häufiger als Strauss (ich habe mich dabei an den bei Ammon (1995: 157-162) als österreichisch angegebenen Wörter orientiert). Als Ergebnis dieser Untersuchung kann man feststellen, dass Strauss und Mahler beinahe in allen Fällen sowohl in vertraulichen Briefe als auch in förmlichen Briefe nichtösterreichische Ausdrücke, u.zw. Ausdrücke nach preußischer Sprachnorm schreiben, d. h. sie sind in der preußischen Sprachnorm sehr bewandert. Österreichische Merkmale haben sich dennoch in die Briefe dieser beiden Männer eingeschlichen, auch wenn sie beabsichtigen, mit preußischen Hochdeutsch korrekt zu schreiben; auf dem grammatischen Feld in den Briefen von Strauss und im Bereich des Wortschatzes bei den Briefen von Mahler werden diese Einbrüche identifiziert. Daraus lässt es sich vermuten, dass diese verschiedenen Merkmale des Sprachgebrauchs von Österreichern „österreichisches Hochdeutsch" genannt wurden.