- 著者
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藤代 幸一
- 出版者
- 学術雑誌目次速報データベース由来
- 雑誌
- 獨逸文學 (ISSN:03872831)
- 巻号頁・発行日
- vol.78, pp.41-50, 1987
In dieser kurzen Abhandlung möchte ich, nachdem ich den Narren in den Fastnachtspielen des Nürnberger Prokurators Jakob Ayrer im Vergleich mit dem bei Hans Sachs beobachtet habe, nach des ersteren grundsätzlichem Talent für die Dichtung fragen. Zuerst muß man zu ermessen versuchen, welchen Einfluß die englischen Komödianten auf Ayrer ausübten, wobei wir die Gattung der Spiele, ohne seine Komödien und Tragödien zu berücksichtigen, ausschließlich auf die Fastnachtspiele beschränken. Im Jahre 1597 hatte Ayrer in seiner Heimatstadt Nürnberg die Gelegenheit, den Aufführungen der englischen Truppe, die von Thomas Sackeville geleitet wurde, beizuwohnen. Ayrer führte die Rolle der lustigen Person auf der deutschen Bühne ein und nannte sie Jann Posset. Es ist klar, daß der Name des Narren Jann Posset aus John Bouset herzuleiten ist, den der englische Darsteller Sackeville schuf. Was Jann Posset als Narren betrifft, so geht es in den Fastnachtspielen Ayrers um Wortspiele, Prügelszenen, die Figur des Pantoffelhelden, den Auftritt aus dem Klosett sowie um Essen und Trinken. Jann Posset muß offenbar zu dem Typus <sub>"</sub>clown" gerechnet werden.<br>Ein Narr namens Jeckel tritt in den Fastnachtspielen von Hans Sachs zweimal auf: er kann Freiheiten und Privilegien zur Genüge genießen, weil er außerhalb der sozialen Normen steht, da er keine Vernunft besitzt. Jeckel ist, wie sein Hut und Stab beweist, der von Fürsten oder dem Adel gedingte Hofnarr. Daher übernimmt Ayrer meiner Meinung nach die Rolle des Narren keinesfalls von Hans Sachs, so daß in der Tat Jann Posset mit Jeckcl nichts zu tun hat.<br>Jann Posset stellt auf der deutschen Bühne keine Nebenrolle, sondern die manchmal den Prolog seines Stückes sprechende Hauptfigur dar. Auch daß er ein geborener Bauer war und dazu sein Name aus der Eßkultur stammt, darf man nicht vergessen. Bouset war ein damals in England beliebtes Getränk. Ayrer scheint zwar die Welt das Karnevals zu entwickeln, diese wurzelte aber eigentlich tiefer noch in den Stoffen der englischen Komödianten. Die Hauptsache ist, daß Ayrer die Komik auf eine moralische Lehre, die er aus seiner alltäglichen Weltanschauung bezog, reduzierte und diese wie in folgendem Beispiel äußerte:<br>Also erfehrt mancher mit schaden, <br>Der tracht nach grossem stand und ehrn, <br>Darinn sich thut sein vnglück mehrn.<br>Ayrer meinte, ein Bauer solle ewig ein Bauer bleiben und dieser dürfe nicht nach einem andern, höhern Stand streben. Kein Zweifel, daß Ayrer nicht nur die wahre Funktion des Narren, sondern auch darüber hinaus die der Fastnacht nicht richtig verstand. Wenn er den Nutzen der Narrheit erkannt und seinen Blick auf die Ambivalent des Narren gerichtet hätte, hätte er durch den Narren die verkehrte Welt, die für die Fastnacht sehr bezeichnend ist, verwirklichen und darstellen können.<br>Seine einzige Methode ist die der Nachahmung, da er keine eigene Sprache besitzt. In diesem Sinne hat G. Höfer recht: <sub>"</sub>Ayrer hat keine Sprache. An Stelle eines Sprachausdrucks steht bei ihm der bloße dürre Bericht." Mit juristischen Augen steht er alles an, was um ihn herum vorgeht. Von Haus aus fehlte es Ayrer an Auffassungsvermögen, vor allem an Talent für die Dichtung überhaupt. Ayrer hatte zudem keinen einzigen Nachfolger, so daß mit ihm das Fastnachtspiel dem Ende zugehen mußte.