- 著者
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木村 裕一
- 出版者
- 学習院大学
- 雑誌
- 学習院大学人文科学論集 (ISSN:09190791)
- 巻号頁・発行日
- vol.15, pp.131-158, 2006
„Wer spricht?" Diese Frage setzt voraus, dass es das „Subjekt" der Tat hinter der Stimme gibt. J. L. Austin, der die sogenannte Sprechakttheorie entwickelt hat, weist darauf hin, dass Performativität einerseits von der reinen Intention des Sprechers, des Subjekts der Aussage, abhängt. Wenn diese Performativität auf verschiedene Weisen kontaminiert wird, z.B. von Spiel, Lüge, Missbrauch usw., „scheitert" sie daran, eine adäquate Wirkung zu erzielen: Sie soll ganz und gar vom Subjekt beherrscht werden. Andererseits hält Austin auch die Konvention, die eine das Subjekt bewahrende und steuernde Macht hat, für eine Bedingung, damit die Performativität ihre Leistung erbringen kann: D.h. ohne Macht, keine Wirkung. Könnte man hier nicht fragen, was der Ursprung der Performativität ist: Subjekt oder Macht? Das Problem ist schon darin zu erkennen, wie und von wem ausgehend die Performativität eine Wirkung ausüben kann; mit anderen Worten, es geht wieder um die Frage: „Wer spricht?". In der vorliegenden Arbeit handelt es sich um diese Frage. Aber diese Arbeit versucht nicht, unmittelbar auf sie zu antworten, sondern über die Struktur, die diese Frage überhaupt ermöglicht, nachzudenken. Figuration ist eine Struktur, die in der Performativität wirkt und sie ermöglicht. Sie erzeugt die Figur, aber zerstört sie auch zugleich. Hier ist die Erzeugung der Figur die notwendige Voraussetzung für ihre Zerstörung—und umgekehrt, ihre Zerstörung die ihrer (Wieder-)Erzeugung. Was ist aber die Figur? Diese Frage ist nicht leicht (oder gar nicht) zu beantworten. Nach Erich Auerbach drückt die Figur in der besonderen historischen Ausprägung und Veränderung ihres Wortsinns etwas Lebendig-Bewegtes, Unvollendetes und Spielendes aus. In der historischen Veränderung ihrer Bedeutung spielt sie immer wieder zwischen Urbild und Abbild. Das lateinische Wort „figura" gewinnt als Übersetzung des griechischen Wortes „Schema" den Sinn von etwas mit seinem ursprünglichen Sinne Ähnliches, und verschiebt allmählich seine eigene Kontur in solcher Wiederholung der sinnlichen Transformation und Dissemination. Die Figur verbindet dabei Urbild und Abbild miteinander und spielt gewissermaßen als ein „Zwischen", das sich aus der Differenz in der jeweiligen Bewegung ergibt und als Leerstelle in der Verschiebung fungiert, d.h. die „Figur" selbst figuriert sich immer wieder neu und anders je nachdem, welcher Sinn ihr verliehen wird. Die Figur beinhaltet damit immer schon die Doppelgestalt von Urbild und Abbild, nämlich sowohl die Ähnlichkeit in der Form als auch die Differenz, die Simulation und die Dissimulation. Sie hat keine feste Kontur, die sie ontologisch bestimmen und eindeutig festlegen würde. Sie bewegt sich immer wieder wie etwas Lebendiges und verändert sich je nach dem Kontext, in den sie eingesetzt wird. In der Performativität, deren Leistung notwendigerweise vom Kontext abhängig ist, werden Figuren hergestellt, die als Ursprung der Performativität Verantwortlichkeit tragen müssen. Performativität, die nichts als sprachliche Tätigkeit ist, leistet diese Produktion in der sprachlichen Dimension, vor allem in der rhetorischen, figurativen. Rhetorisch heißt dies „Prosopopoiia", durch die den Toten und Abwesenden in deren fiktiver Rede eine Stimme, ein sprechendes Gesicht, eine Figur und eine Maske (prosopon poiein), durch die sie gesprochen haben sollen, verliehen werden, weil der Ursprung der Performativität, der erst nach ihrer Auslösung a posteriori erzeugt wird, nichts als eine stimmlose Leerstelle ist. Aber diese Figuren sind instabil, weil die Figuration des sprechenden Gesichts wiederholend in der Auslösung der Performativität vollgezogen wird. Prosopopoiia verlangt deswegen paradoxerweise, das sprechende Gesicht als Maske zu geben und gleichzeitig abzunehmen, zu konstruieren und zugleich zu dekonstruieren, zu figurieren und auch zu defigurieren. Prosopopoiia besteht deswegen in der Frage: „Wer spricht als der Ursprung in dieser Performativität?", denn sie verlangt die Herstellung der Figur, um sie in ihrem Ursprung der Performativität als Leerstelle einzusetzen. In der figurativen Bewegung wird die Figur jeweils in Szene gesetzt. Sie ist im Umstand oder Kontext um den Text herum die Wirkung der prosopographischen (De-)Figuration. Von daher liegt es nahe, dass Performativität das Lesen und Schreiben der Figur voraussetzt, die die mangelnde Instanz als Ursprung von Subjekt oder Macht ersetzt. Aus dem Lesen und Schreiben ergibt sich immer wieder die Frage: „Wer spricht?", und sie motiviert und ermöglicht die sprachlichen Tätigkeiten in der rhetorischen Dimension. Hinter der Performativität steht nicht einfach das Subjekt oder die Macht. Vielmehr ist sie eine Wirkung des performativen Lesens und Schreibens mit der prosopographischen Frage: „Wer spricht?". Jede Tätigkeit, sei sie sprachlich oder nicht, kommt als Performativität durch das Lesen und Schreiben zur Geltung, weil wir uns nicht vom sprachlichen System befreien können, denn wir können und müssen in der und durch die Sprache leben. Es gibt damit nichts außerhalb der Sprache. Lesen und Schreiben figuriert den Rahmen, der die Möglichkeit der Performativität in unserer Gesellschaft durch die figurative Wirkung abgrenzt.