- 著者
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清水 恒志
- 出版者
- 東京大学大学院ドイツ語ドイツ文学研究会
- 雑誌
- 詩・言語 (ISSN:09120041)
- 巻号頁・発行日
- no.79, pp.27-52, 2014-03
F. Schlegel's „Lucinde" ist ein Versuchsroman im Zeichen der „Arabeske" und thematisiert die Erprobung stilistischer Möglichkeiten. Der Roman ist als ein Bekenntnis des Protagonisten Julius zu seiner Geliebten Lucinde geschrieben. „Lucinde" besteht aus vierzehn Kapiteln, von denen jedes einen anderen Stil, z.B. „Idylle", „Fantasie", „Briefe" aufweist. Die zeitliche Ordnung der Erzählung ist undeutlich, und konkrete Schilderungen sind nahezu aufgegeben. In dem Roman gibt es ein Moment, das sich als Leitmotiv verstehen lässt. Dabei handelt es sich um den Tod der Kinder. In den Kapiteln „Prolog" oder „Charakteristik der kleinen Wilhelmine" erscheinen Kinder als Metaphern von Kunst. Merkwürdig ist dabei, dass die Kinder oftmals als diejenigen dargestellt werden, die sterben müssen. Solche Todesfälle geschehen dreimal: bei Lisett's Selbstmord mit ihrem Embryo, beim frühen Tod von Lucindes Sohn, beim Tod Guidos, dem Sohn von Lucinde und Julius. In der bisherigen Forschung wurde dieses Muster noch nicht behandelt. Dabei hängt dieses Motiv mit „Lucinde" als romantischem Bildungsroman zusammen. „Lucinde" ist ein Nachkomme von Goethes „Wilhelm Meisters Lehrjahre". Das kann man unter anderem am Kapitel „Lehrjahre der Männlichkeit" ablesen. In „Wilhelm Meisters Lehrjahren" erscheint Wilhelms Sohn Felix als Bote, der das Ende von Wilhelms Lehrjahren verkündet. Im bürgerlichen Bildungsroman ist das Kind ein Symbol der vollendeten Bildung. In „Lucinde" aber ist das Kind eine Metapher der Kunst. Obwohl Julius seine „Lehrjahre der Männlichkeit" vollendet hat, muss sein Kind am Ende des Romans – in der Fantasie – sterben. Das zeigt, dass Bildung in „Lucinde" nicht bedeutet, eine Familie zu gründen oder Vater zu werden. „Lucinde" als Bildungsroman entfaltet zwei Bedeutungen. Bildung umfasst zunächst die künstlerische Bildung. Nach den „Lehrjahren der Männlichkeit" verbindet sie sich mit dem menschlichen Wachstum von Julius. In der „Lucinde" muss man unter Bildung die Vollendung der Kunst verstehen. Am Ende begreift Julius – durch die tödliche Krankheit Lucindes – vollkommen, dass der Künstler für die Vollendung der Kunst „den süßen Tod" benötigt. Gewissermaßen ermordet er seinen Sohn: Er lässt sein Werk unvollendet. Er erlangt die Erkenntnis, dass nicht das unbedeutende wirkliche Leben, sondern die Fantasie die bedeutendste Wahrheit sei. Dabei kehrt sich der Wert zwischen Wirklichkeit und Fantasie um. Seine Kunst entfaltet sich für immer durch romantische Unvollendung. Meine Abhandlung weist nach, dass die unbestimmt und abstrakt scheinende Arabeske mit dem Tod der Kinder als Leitmotiv übereinstimmt. Der wiederholte Verlust der Kinder symbolisiert das Erproben und Scheitern des Kunstwerks. Um das Erproben des Stils in der Struktur wie auch im Handlungsinhalt darzustellen, benötigte Schlegel „den Tod der Kinder" als Leitmotiv. Und dies fügt sich zur „Lucinde" als Arabeske, die als die versponnene unfruchtbare Blume ausschließlich ästhetizistisch ist.