著者
橋本 紘樹
出版者
日本独文学会
雑誌
ドイツ文学
巻号頁・発行日
vol.156, pp.174-191, 2018

Theodor W. Adorno behandelte Heinrich Heine zweimal. Der bekanntere Vortrag ist <i>Die Wunde Heine</i>, der 1956 an dessen hundertsten Todestag vom Kölner Rundfunk ausgestrahlt wurde. Der zweite ist <i>Toward a reappraisal of Heine</i>, den Adorno 1948 an der Universität von Los Angeles auf Englisch vortrug. Hierbei anzumerken ist eine entscheidende Wendung im Leben Adornos, nämlich die Heimkehr nach Deutschland aus dem Exil in den USA, das aufgrund der antisemitischen Verfolgung und des Arbeitsverbots im nationalsozialistischen Deutschland erfolgte. Zu dieser Heimkehr entschloss er sich 1949. Die gesellschaftliche Lage, die Adorno in der BRD vorfand und die grundlegenden Einfluss auf seine Kulturtheorie ausübte, sowie die dama­lige deutsche Heine-Rezeption änderten seine Haltung zu diesem Thema. In der bisherigen Forschung zur Heine-Interpretation Adornos wird diese verän­derte Einstellung kaum berücksichtigt. Das Hauptziel der vorliegenden Arbeit liegt im Herausarbeiten der Intention Adornos, mittels der Heine-Lektüre die zeitgenössische Lage zu kritisieren, zu welchem Zweck beide Vorträge unter den genannten Aspekten verglichen werden.<br> Bislang herrschte die Vorstellung vor, dass er sich von der amerikanischen Kultur distanzierte. Allerdings wird in neuerer Zeit seine Konzeption des Versuches, konkrete Kritik an der Kulturindustrie zu üben, hervorgehoben. Schon während seines Exils setzte er sich mit der Unmöglichkeit einer rein geistigen, von den gesellschaftlichen Verhält­nissen unabhängigen Kultur und der Rolle der Kultur im Kapitalismus auseinander. Diese Problematik spiegelt sich im Heine-Vortrag wider, den Adorno in Amerika hielt. Sein Schwerpunkt liegt in der Neubewertung der Gedichte Heines. Dabei fällt auf, dass er die Interpretation Heines aus der jüdischen Perspektive ablehnte. Adorno zufol­ge soll der Gegensatz zwischen Lyrik und Kommerzialismus themati­siert werden. Heine habe aufgedeckt, dass echte Lyrik unter den Bedingungen der Industriegesellschaft unmöglich sei, während er zugleich die Tradition der Lyrik gegen die Zeitläufe zu bewahren versuchte. Bedenkt man, dass der Vortragsort in den USA lag, wo sich der Kapitalismus am schnellsten ent­wickelte, so ist wohl nicht von der Hand zu weisen, dass Adornos Intention eine Kritik an der gesellschaftlichen Lage in den USA war.<br> In der BRD dagegen war Adorno mit einem restaurativen geistigen Klima konfrontiert. Seit der Adenauer-Ära dominierten die Kulturkonservativen, die schon vor dem Krieg den intellektuellen Bereich beherrscht hatten, erneut das kulturelle Leben des Landes. Ihre elitäre Berufung auf Kultur und Geist sowie Identifizierung dieser mit der Nation, knüpften an den Antisemitismus der Nazi-Ideologie an. Nach seiner Rückkehr warnte Adorno vor den restau­rativen Tendenzen in der Kultur und versuchte einen anderen, besseren Um­gang mit der Kultur zu konzipieren. Seiner Meinung nach sei die Existenz­möglichkeit der Kultur nur durch Kritik am Aufkommen von Halbbildung gesichert.<br>(View PDF for the rest of the abstract.)