著者
佐々木 直之輔
出版者
Japanische Gesellschaft für Germanistik
雑誌
ドイツ文學 (ISSN:03872831)
巻号頁・発行日
vol.66, pp.57-66, 1981-03-31 (Released:2008-03-28)

"Literaturgeschichte als Provokation der Literaturwissenchaft“ von H. R. Jauß hat nicht nur in Deutschland, sondern auch in Japan Anregungen gegeben. Sein Ausgangspunkt ist, daß sowohl der marxistischen Literaturforschung als auch der formalistischen der Gesichtspunkt "Leser“ fehlt. Nach W. Iser "besitzt das literarische Werk zwei Pole, die man den künstlerischen und den ästhetischen Pol nennen könnte“. Der künstlerische Pol bezeichnet den vom Autor geschaffenen Text und der ästhetische die vom Leser geleistete Konkretisierung. Durch die Konkretisierung entsteht zwischen dem Text und dem Leser ein drittes, das unbestimmt ist. Der Ort des literarischen Werks liegt also, wo Text und Leser zur Konvergenz gelangen.Im Hinblick auf den geistigen Hintergrund der Rezeptionszeit behandelt der vorliegende Aufsatz die Hölderlinrezeption in Japan. In der Meiji-Zeit, wo die europäische Kultur in Japan aufgenommen wurde, hat zuerst der junge Philosoph Teiho Koyama in seinem Aufsatz "Cho gendai to“ (wörtlich: Partei der Gegenwartsüberwindung) Hölderlin genannt und mit ihm eine Art Gespräch geführt. Koyama zählt Hölderlin zu den Überwindern der Gegenwart und möchte, daß solche Persönlichkeiten auch in Japan erscheinen.Erst in der Taisho-Zeit hat die eigentliche Hölderlinforschung, die auf der deutschen Philologie beruht, in Japan angefangen. Viele Germanisten haben Aufsätze über Hölderlin geschrieben. Auf die Entstehung einiger dieser Aufsätze hat "Das Erlebnis und die Dichtung“ von W. Dilthey großen Einfluß ausgeübt. Damit hat sich die geistesgeschichtliche Methode in Japan entwickelt.In der Showa-Zeit hat sich die Hölderlinforschung entfaltet. Es gab neben Abhandlungen von Germanisten über Hölderlin auch viele Erörterungen von Nicht-Germanisten über ihn. Shizuo Ito hat unter seinem Einfluß Gedichte geschrieben. Von diesen Rezeptionen ist die von Yojuro Yasuda die interessanteste, der den kulturellen Traditionalismus behauptete und 1935 die konservative nationalistische Zeitschrift "Nihon roman ha“ begründete. In dem klassischen Geist Hölderlins, der in Griechenland sein Ideal sieht, findet Yasuda den klassischen Geist der Dichter des "Manyo-shu.“ Natürlich bleibt es eine Frage, ob diese Aneignung gelungen ist.Die erste Phase der Rezeption in der Meiji-Zeit und die in der Showa-Zeit sind in ihren Versuchen sehr subjektiv und scheinen deschalb sehr problematisch. Die Rezeptionsgeschichte beruht auf der "Logik von Frage und Antwort“. Wir müssen also die Antworten von Koyama und Yasuda wieder in Frage stellen und die Fragen, die sie gestellt haben, wieder auf Hölderlin zurückbeziehen.Die Anfangsstufe der Hölderlinforschung endet um 1950, und danach wird die Forschung bis heute ununterbrochen fortgesetzt. Die vierbändige Gesamtausgabe Hölderlins in japanischer Übersetzung, bei der mehr als zehn Hölderlinforscher mitgewirkt haben, kann als Erfolg dieser Forschung betrachtet werden, und Herr Tomio Tezuka erreichte mit seinem zweibändigen "Hölderlin“ den Höhepunkt der Forschung Japans.Die einzelnen Forschungen nach 1950 sind in ihren Themen und Methoden so verschiedenartig, daß sie schwerlich zusammenzufassen sind, was diese Rezeptionszeit charakterisiert.