著者
生野 幸吉
出版者
Japanische Gesellschaft für Germanistik
雑誌
ドイツ文學 (ISSN:03872831)
巻号頁・発行日
vol.34, pp.73-83, 1965-03-31 (Released:2008-03-28)
参考文献数
8

Die Krise im dreißigsten Lebensjahr könnte die Gefährdung bei einem Lyriker in dem Maße bedeuten, wie das Leben danach sozusagen Ähnlichkeit mit der epischen Literatur gewinnt, wo es nur zu "addieren“ gilt. Die immer geübtere Auffassung der äußeren Erscheinungen behindert vielmehr das Lyrische. In der modernisierten Welt, die auf die Lyriker immer tödlicher einwirkt, ist die Wendung von der Lyrik zum Prosaischen ein allgemeines Phänomen.In diesem Sinne sind die ersten Erzählungen der österreichischen Lyrikerin Ingeborg Bachmann, die unter den jungen Lyrikern am wesentlichsten der Tradition verpflichtet zu sein scheint und der die Begegnung der neuen Sprache mit der Wirklichkeit erst durch den "moralischen, erkenntnishaften Ruck“ ermöglicht wird, eines gründlichen Betrachtens wert. Es sei dabei bemerkt, daß die monologisch gespannten, schonungslosen Gedichte wie "curriculum vitae“, "Landnahme“ mich tiefer berührt als ihre berühmtesten, klassisch-klassizistischen Hymnen: nämlich die Reihe, die in den Schlußgedichten "Lieder auf der Flucht“ sich gipfelt. Ich finde in diesen Liedern nicht immer die antikische Schicksalsbereitschaft, sondern das manchmal zu sehr nackte Selbstbekenntnis. Trotz des "großen Tauens“ am Schluß deuten sie den Abschied von der Lyrik an. Der innigst eingeschlagene Weg wird der kürzeste zur Prosa. Andererseits sind in ihren Erzählungen die stofflose Subjektivität, das schlecht maskierte Auftreten desselben lyrischen Ich, die anfängerische kompositorische Ratlosigkeit und die stilistische Entgleisung, ja sogar die Androgynie ihrer Helden unverkennbar.Trotzdem kann man aus ihnen das "Widerspiel des Unmöglichen mit dem Möglichen“ und dadurch die Erweiterung unserer Möglichkeiten herauslesen. Die Verfasserin will nicht nur die überlieferte Form der Novelle, sondern das Bestehen der jetzigen Gesellschaft selbst mit nichts andrem als Sprache erschüttern. Es wäre recht problematisch, was für eine Möglichkeit nach dem weiblich grollhaften, katastrophalen Rufe "Undine geht“ noch übrigbliebe. Doch, ihre tiefernsten Bemühungen könnten als eine der seltenen, authentisch literarischen Äußerungen uns ein Licht erblicken lassen, in Gewirr und innerem Vakuum der Nachkriegsliteratur.