著者
遠藤 浩介
出版者
学習院大学
雑誌
研究年報 (ISSN:04331117)
巻号頁・発行日
vol.56, pp.93-116, 2009

Die vorliegende Arbeit versucht anhand der Reichstagsdebatte aus dem Jahr 1911 aufzuzeigen, dass der Fraktur-Antiqua-Streit im Rahmen eines Diskurses um die Sichtbarkeit der Schrift vonstatten ging. Die Überlegenheitsansprüche der jeweiligen Schriftarten wurden einerseits entweder in ihrer Funktionalität oder ihrer künstlerischen und repräsentativen Qualität begründet; andererseits wurde auch auf den Aspekt der Schriftbildlichkeit Wert gelegt ─ dies vor allem dann, wenn die Verfechter der Antiqua deren künstlerische Qualität hervorhoben. In der Reichstagsdebatte teilten beide Seiten die Meinung, dass die Fraktur vom Aussterben bedroht sei. Diese Auffassung hing medientheoretisch mit dem Aufkommen der Schreibmaschine zusammen, die die Antiqua massenhaft verbreite und die Präsenz der Fraktur erheblich beeinträchtigte. Dem entsprechend erklärten die Antiquaverfechter, unter Berufung auf eine funktionale Strukturierung auf der sichtbaren Ebene, ihre Schrift als durchaus mediengerecht, während die Bedeutung der Fraktur nur noch in künstlerischer Qualität und nationalistischer Repräsentation("deutsche Schrift als Sinnbild vom Deutschtum")gesehen wurde. Weil aber die Rhetorik der Antiquaverfechter trotz der angeblichen Distanzierung in Wahrheit immer auf die ästhetische Dimension der Schrift zurückkam, knüpften beide Parteien in Hinsicht der künstlerischen Qualität der Schrift aneinander an. Dadurch wurde in der Diskussion immer mehr von der Bildlichkeit der Schrift geredet. Das zeigte sich vor allem in der Assoziation der Schriftform mit dem gesehenen Gegenstand und in der Identifizierung des Schreibprozesses mit dem malerischen Akt("Zeichnen" des Kreises und der geraden Linie). Daraus ergibt sich, dass die Diskussion in Fraktur-Antiqua-Streit zwischen Schriftlichkeit und Bildlichkeit auf der sichtbaren Ebene der Schrftarten oszillierte.