著者
寺田 龍男
出版者
北海道大学大学院メディア・コミュニケーション研究院 = Reseach Faculty of Media and Communication, Hokkaido University
雑誌
メディア・コミュニケーション研究 (ISSN:18825303)
巻号頁・発行日
vol.54, pp.1-17, 2008-03-17

Im Hinblick auf das Verhalten der Geistlichen lässt sich die Dietrich-Dichtung sowohl in kritischer als auch in entgegenkommender Attitüde von ihnen mehrfach mit der japanischen Heldendichtung Gunki-monogatari vergleichen. Aus dem europäischen Mittelalter ist beispielsweise ein Brief eines Menhardus aus Bamberg (Mitte 11.Jh.) bekannt. Darin beklagt er sich darüber, dass sein Bischof Guntherus sich immer mit Heldenliedern beschäftige. Aus der Kaiserchronik eines Regensburger Geistlichen (2.Hälfte 12.Jh.) wissen wir auch, dass man den großen Held und damit die mündliche Tradition um den Berner kritisierte. Später griffen Johannes Geiler von Kaysersberg (1445-1510) und vor allem Martin Luther (1483-1546) die anderen Geistlichen heftig an, weil sie Gottes Lehre nicht richtig vermittelten. Einer der wichtigsten Kritikpunkte war, dass ihnen die Ausbildung fehlte, weshalb sie bei der Messe die Bibel weder vorlasen noch ins Deutsche übersetzten, sondern immer wieder Predigten mit den ‘unnützen’ Geschichten von Dietrich hielten. Die Kritik an der Dietrich-Dichtung musste um so stärker vorgehen, als sie in der Laienwelt mit anhaltender Kraft fortlebte. Eine solche Annahme liegt deshalb nahe, weil die mittelhochdeutsche Dietrichepik große Verbreitung durch Handschriften und Drucke fand. Gleichzeitig ist auch nicht zu vergessen, dass wenigstens in der Frühphase der Überlieferung die Handschriftenschreiber gerade die Personen waren, die sich die Schriftkundigkeit an den Kloster-bzw. Kathedralschulen angeeignet hatten. Andererseits liegt es auf der Hand, dass ein Kloster durch die Erstellung von Handschriften zu den Dietrich-Epen zu Reichtum gelangte. Wenn man allerdings die Situation aus einer anderen Perspektive betrachtet, ließe sich die folgende These aufstellen: Die von Geiler und Luther kritisierten Priester und Mönche bemühten sich, das Interesse der Laien heranzuziehen und es auch festzuhalten, indem sie ihnen von Dietrichs Heldentaten erzählten. Als mögliche Parallelphänomen sind aus dem japanischen Mittelalter die Beispiele von den Priestern Mujū (1226-1312) und Rennyo (1415-99) anzuführen. In seiner Essay-Sammlung Shaseki-shū stellte Mujū mit seinen kritischen Augen die Aktivitäten der (Wander-) Priester dar, bei denen man zweifelte, ob sie wirklich die buddhistische Lehre verbreiten wollten. Vielmehr schienen sie möglichst viel ‘Spende’ mit ihrer Erzählkunst verdienen zu wollen. Mujū wandte aber auch ein in der Gunki-monogatari wohl bekanntes Plot an, um damit eine kleine Liebesgeschichte eines Kriegers zu gestalten. Rennyo, ein großer Restaurator der buddhistischen Honganji-Schule, die heute als die größte in Japan gilt, schrieb die alten Lehren seiner Schule in einfachste Formen um, damit selbst die Ungebildeten sie verstehen sollten. Er versuchte sogar allerlei Methoden, um seine Lehre effektiv zu verbreiten: zu lange Belehrungen zu verkürzen; die Laien mit lustig-interessanten Geschichten zu erfreuen und dann zu predigen; die Langweile zu unterbrechen und wieder zu predigen; vor der Predigt zum Trinken einzuladen; die Laien nicht dazu zu zwingen, anständig zuzuhören usw. Luther wusste auch, wie wichtig es war, das Interesse der Laien zu erwecken und es zu erhalten, aber er wandte nicht die gleiche Methode an wie andere Geistliche, deren Haltung sich mir teilweise mit der von Rennyo zu decken scheint. Eine Zusammenarbeit von Forschern mit unterschiedlichen Fachdisziplinen wie Literaturwissenschaftlern, Historikern, Religionswissenschaftlern und Anthropologen könnte zur Diskussion verschiedener Aufgaben beitragen, denn ich bin sicher, dass der Austausch der Ergebnisse einerseits Antworten auf offene Fragen finden kann und andererseits eine neue Triebkraft zur weiteren Entwicklung bringen wird.