著者
森澤 万里子
出版者
日本独文学会
雑誌
ドイツ文学 : Neue Beitrage zur Germanistik (ISSN:03872831)
巻号頁・発行日
no.136, pp.85-99, 2008-03-25

Der Einfluss der im 16. Jahrhundert allgemein verbreiteten Buchdruckerkunst auf die Entstehung der deutschen Schriftsprache ist im Grossen und Ganzen von den Sprachhistorikern anerkannt, und auch in den Medienwissenschaften haben diese Zusammenhange Erwahnung gefunden. Die Erforschung dieser Einflusse im Einzelnen ist hingegen langst nicht abgeschlossen, so zum Beispiel die Untersuchung des Verlaufs des Sprachausgleichs innerhalb eines Druckorts, der parallel mit dem Ausgleich der regionalen Sprachen erfolgte. In diesem Zusammenhang versucht die vorliegende Arbeit zu ermitteln, von welchen Anhaltspunkten man bei der Betrachtung der Beziehung zwischen dem Sprachgebrauch in Druckschriften und dem von Stadtbewohnern aus dem 16. Jahrhundert ausgehen muss, wenn man mediengeschichtliche Faktoren in Betracht zieht: Adressanten und Adressaten der durch das neue Medium vermittelten Informationen, Druckerei, Drucker sowie gedruckte Texte. Dabei soll als ein Beispiel einer der bedeutendsten Druckorte im 16. Jahrhundert, Nurnberg, herangezogen werden. Spricht man uber die Buchdruckerkunst in der deutschen Sprachgeschichte, kommt die Rede freilich auch auf die Reformation, zweifellos das wichtigste Ereignis im 16. Jahrhundert. Der Rat der Stadt Nurnberg fuhrte die Reformation relativ fruh ein. Ein Jahr nach der Veroffentlichung der "95 Thesen" kam Luther in Nurnberg vorbei, und damals sprachen viele Ratsherren fur ihn. Daher warden viele Schriften fur die neue Lehre in Nurnberg gedruckt. Ihre Autoren sind nicht nur Geistliche wie der Prediger der Pfarrkirche Andreas Osiander, sondern auch Personen verschiedener Stande, z. B. der Ratsschreiber Lazarus Spengler und der Handwerker Hans Sachs. Seit 1517 nahm die Anzahl von Druckschriften in deutscher Sprache sprunghaft zu, nicht zuletzt die von Flugschriften und Flugblattern. Wenn der Buchdruck allerdings nur zur schnellen und zahlreichen Wiederherstellung des Althergebrachten beigetragen hatte, konnte er, wie in Schmidt (1993) erwahnt, nicht als neues Medium angesehen werden. Einerseits konnten die Empfanger schneller auf die durch den Buchdruck verbreiteten Informationen reagieren, andererseits konnten die Absender nach deren Reaktion weitere Informationen in Umlauf setzen, das heisst, das neue Medium ermoglichte eine schnelle Ruckkopplung und damit einen neuen Autoren-Leserbezug. Diese Eigenschaft des Buchdrucks kam vor allem den Flugschriften und Flugblattern zugute. Die Schriften der oben genannten drei Nurnberger wurden auch zum Teil in der Form von Flugschriften in die Welt geschickt. Uber die Anzahl von Adressaten der auf diese neue Weise vermittelten Informationen beziehe ich mich auf die Schatzung von Endres (1984). Danach konnten im Nurnberg vor und nach der Reformation mehr als 10 Prozent der Stadtbewohner lesen und schreiben. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass es damals neben den ublichen Lateinschulen auch eine nicht kleine Anzahl von "deutschen Schulen" gab. Im Allgemeinen wurde in den ersteren darauf gezielt, Eliten auszubilden. Die deutschen Schulen hingegen wurden fur die Bedurfnisse von Kaufleuten und Handwerkern errichtet. Dort hatten sogar Madchen die Moglichkeit, sich zu bilden. Dies zeigt, dass das Lesen nicht mehr nur einer kleinen Elite vorbehalten war. Die Drucker versuchten den besten Weg zu finden, um die Kauflust der Leser anzureizen. Die Buchdruckerkunst wurde 1470 nach Nurnberg gebracht. Kurz danach begrundete der erfolgreichste Nurnberger Drucker, Anton Koberger, seine Druckerei. Sein Erfolg ist seinem scharfen Sinn fur die Reaktion von Kaufern zuzuschreiben. Zum Beispiel liesser den Buchern sofort Holzschnitte hinzufugen, als er merkte, dass solche Bucher besseren Absatz fanden. Die nachste Generation nach Koberger druckte in der Reformationszeit viele religiose Schriften, die bei zahlreichen Leuten verschiedener sozialer Schichten auf starkes Interesse stiessen. Auch nach dem Augsburger Religions-frieden (1555) wurden religiose Schriften veroffentlicht. Allerdings ubte der Nurnberger Rat strenge Zensur bei gedruckten Schriften, die den Frieden storen konnten. In dieser Situation brachte einer der Nurnberger Drucker, Leonhard Heussler, verschiedene Sorten von Schriften auf den Markt, die nicht zum Gegenstand der Zensur gemacht wurden: Werke von Hans Sachs, Andachts- und Gebetbucher, ein Kartenspielbuch usw. Nach Bezzel (1999) allerdings ist sein bedeutendster Verdienst, dass er viele Neuigkeitsberichte in der Form von Flugschriften und Flugblattern in der Welt verbreitete. Seine Druckerei produzierte 63 Neuigkeitsberichte, und sie wurden zum Teil so haufig auch von anderen Druckern nachgedruckt, dass in Suddeutschland kein anderer vergleichbar hohe Auflagen erreichte. Ein Grund dafur liegt wahrscheinlich darin, dass er Themen auszuwahlen wusste, die beim Publikum gut ankamen. Vor diesem mediengeschichtlichen Hintergrund konnte man Ansatze fur die Ermittlung von Einflussen des neuen Mediums auf die Stadtsprache gewinnen: Ein Ansatz ware, Untersuchungen von Flugschriften vorzunehmen, die mit Rucksicht auf die grosse Nachfrage mehrmals gedruckt wurden, wie etwa die Neuigkeitsberichte Leonhard Heusslers. Im Vergleich zu Flugschriften aus der ersten Halfte des 16. Jahrhunderts wurden diese neueren Schriften von der bisherigen Forschung wenig zur Kenntnis genommen. Von Interesse ware zum Beispiel die Analyse der Verteilung von Relativsat-zeinleitungen in Neuigkeitsberichten. Im 16. Jahrhundert konkurrieren so und welcher mit dem Relativpronomen der. Wenn man die Auftrittshaufigkeit der drei Relativsatzeinleitungen versuchsweise in einer Flugschrift von Leonhard Heussler "Turckische grosse Niderlag" (1579) untersucht, erhalt man das folgende Ergebnis: der wird sechsmal verwendet (19.35%), so achtmal (25.81%), welcher 14mal (45.16%), sonstige dreimal (9.68%). Das Ergebnis zeigt eine andere Tendenz als das meiner bisherigen Analyse uber die Verteilung von Relativsatzeinleitungen in drei Textgruppen aus dem Nurnberg der zweiten Halfte des 16. Jahrhunderts: Kanzleitexte, Privattexte von Mannern aus Patrizierfamilien (drei Studenten und ein Kaufmann), Privattexte von Frauen aus Patrizierfamilien (Hausfrauen). In jeder Textgruppe kommt der am haufigsten zur Verwendung: Kanzleitexte 36.32%, Texte von Mannern 42.83%, von Frauen 42.06%. Es erschiene mir daher sinnvoll, vor allem die Auftrittshaufigkeit von welcher in anderen Neuigkeitsberichten von Leonhard Heussler zu untersuchen. Denn in Dal (1966) ist darauf hingewiesen, dass welcher bei Goethe und Schiller haufig belegt wird und diese Relativsatzeinleitung im 19. Jahrhundert "eine Zeitlang beinahe der aus der Schriftsprache verdrangt" hatte.

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