- 著者
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山田 史子
- 出版者
- 慶應義塾大学
- 雑誌
- 研究年報 (ISSN:09174281)
- 巻号頁・発行日
- vol.21, pp.60-82, 2004
Seit der ersten Ubersetzung von "Sneewittchen" in 1887 wurden Grimms Marchen (Kinder- und Hausmdrchen) in Japan bis dato viel und auf verschiedenste Weisen vorgestellt. Viele von diesen unterscheiden sich jedoch vom 'Original' so sehr, dass sie im strengen Sinne nicht mehr 'Ubersetzung' genannt werden konnen. In einigen dieser Versionen fehlen grosse Teile der Haupthandlung, in anderen wurden bestimmte Teile der Erzahlung bewusst ausgelassen oder verandert. Durch die Untersuchung der Art und Weise, wie Grimms Marchen in Japan bis heute vorgestellt wurden, versucht dieser Aufsatz die verschiedenen Tendenzen der Ubersetzung zu skizzieren. Das auffallendste Merkmal der Grimms Marchen in der Meiji-Ara ist die Japanisierung. Japanische Sittlichkeit und Sitte wurden mit eingebracht. Damals verstand man, dass Grimms Marchen geistig und kulturell implizit sehr deutsches enthielten und dass sie deswegen fur den japanischen Leser umgeschrieben werden mussten. Dies hangt damit zusammen, dass die japanische Regierung gerade versuchte, Japan technisch und systematisch zu modernisieren, um die Stellung als eine unabhangige Nation zu schutzen. Auf einer Seite wurde das Nationalgefuhl zum wichtigen Erziehungsziel und geistige Elemente wie japanische Sittlichkeit wurden dadurch bewahrt. Auf der anderen Seiten wurden europaische moderne Systeme wie politisches- oder Erziehungssystem und industrielle oder medizinische Technik positiv aufgenommen. Diese Stellung entsprach der Stellung der Vorstellungen von Grimms Marchen. Die freie Zeitstromung der Taisho-Demokratie brachte eine neue Tendenz. Man legte jetzt mehr Wert auf eine 'freie' Erziehung, und eine gesunde Seelen-Entwicklung der Kinder, in der Jugendliche mit ihren kindlichen Seelen eigenstandig und mit Vergnugen lernen und nicht einseitig von oben herab gelehrt werden. Das Verstandnis der Kindheit ergab den Versuch, die Kunst fur Kinder zu schopfen. Die mundlich uberlieferten Erzahlungen wie Grimms Marchen wurden als einfach und unkunstlerisch gehalten und so wurden diese primar als literarischen Stoff fur die Kunstschopfung verwendet. Dabei wurden ungeeignete Stellen fur Kinder wie Grausamkeit oder Sexualitat bewusst ausgelassen oder umgeschrieben. Auf der einen Seite entwickelte sich so 'die freie Ubersetzung'(Re-telling), die das Umschreiben oder das Auslassen enthielt, jedoch gab es auf anderer Seite den Versuch, Grimms Marchen moglichst originaltreu zu ubersetzen, da Kinderliteraturforschung, Marchenforschung einbegriffen, in der Taisho-Ara bluhte und dies auch dem Problem der Grausamkeit neue Interpretationen gab. Auf diese Weise entstanden in der Taisho-Ara zwei entgegengesetzte Tendenzen innerhalb Marchenubersetzung im Gegensatz zur Mono-Bewegung der Meiji-Zeit. Diese zwei Perspektiven, 'freie Ubersetzung' sowie die 'inhaltlich treue Ubersetzung', sind im wesentlichen bis heute weitgehend fortgefuhrt worden. Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm die 'freie Ubersetzung' diverse Formen an. Ausdrucke oder Inhalte des Originals wurden nun nicht nur aus erzieherischen Grunden geandert. Durch das Umschreiben zur farbenreicheren oder ausfuhrlicheren Darstellungen wurde versucht, auch die Sinne starker anzusprechen. Die Zeit der Films und des Fernsehens war gekommen. In Japan wurde "Sneewittchen" von Disney in 1950 (25 Jahre in Showa-Ara) zum erstenmal in den Kinos aufgefuhrt. Disneys Version enthielt die absichtliche Umanderungen. Sein Film hat durch Farbenreichtum, rhytmische Musik, und geschickte Fuhrung der Erzahlung starken Einfluss auf nachfolgende ahnliche Umschreibungen, wie der von Disneys, ausgeubt. Seit der Taisho-Ara bis heute hat es zwar auch die 'treue Ubersetzungen' gegeben, aber 'Re-telling' ('freie Ubersetzung') stellte den Grossteil in der Ubersetzungsgeschichte der Kinderliteratur oder Marchen in Japan dar. Deswegen ist die Frage, wie man umschreiben (verbessern, auslassen) soil, ein zentrales Thema gewesen, aber es hat kaum Diskussionen uber die Frage, wie sie ubersetzt werden soil, gegeben. In der zweiten Halfte der neuziger Jahre gewann Grausamkeit in Grimms Marchen mehr und mehr Beachtung, und mit diesem Thema wurden viele Bucher veroffentlicht. Einige erklaren diese vermehrte Bedeutung der Grausamkeit in Marchen psychologisch, andere verfolgen dies durch historische Hintergrunde. Viele Bucher, welche die besonders 'grausamen' Marchen sammeln, wurden auch veroffentlicht, mitunter auch einen Bestseller. Diese Welle der Vorstellungen vom Original liess viele Leute die Inhalte des eigentlichen Originals kennenlernen. Von diesem Wechsel der Situation konnte man vermuten, dass sich das Schema der 'Ubersetzung' von der Majoritat der 'Re-telling' hin zu Minoritat der 'treue' Ubersetzung in Zukunft andert. Es ist in der Tat gewohnlich, dass die Art der Ubersetzung von dem Zweck des Zieltextes oder der Situation der Zielnation abhangig ist. Die Norm der idealen Ubersetzung andert sich entsprechend mit der Zeit. Die Art der Ubersetzungen von Grimms Marchen hat sich auch mit der politischen, kulturellen, und literarischen Bewegung verandert. Es ist notig, die Historie der Wahrnehmungen von Grimms Marchen in der Ganzheit zu betrachten, da Grimms Marchen eigentlich mundlich uberlieferte und veranderbare Erzahlungen sind und hauptsachlich fur Kinder vorgestellt werden.