著者
宮嶋 俊一
出版者
東京大学文学部宗教学研究室
雑誌
東京大学宗教学年報 (ISSN:02896400)
巻号頁・発行日
no.15, pp.45-59, 1997

In den 20er Jahren wurde in Europa eine Debatte um den indischen Evangelisten Sadhu Sundar Singh, der damals wegen seiner ,,angeblichen" Wundererlebnisse und Missionsreise nach Tibet in Lebensbeschreibungen bekannt war, ausgetragen. Dieser sogenannte ,,Sadhustreit" wurde hauptsachlich von dem Sadhu verteidigenden Marburger Religionswissenschaftler Friedrich Heiler und dem ihm widersprechenden Pastor und Religionspsychologen Oskar Pfister gefuhrt. Heiler behauptete in seinem Buch ,,Sadhu Sundar Singh: Apostel des Ostens und Westens (1923)", in dem die vorhandenen Beschreibungen von Sadhus Leben zusammengefaBt, 〟religib'ses Leben" und 〟Vorstellungswelt" Sadhus dargestellt und seine Bedeutung fur Indien und das abendlandische Christentum eingeschatzt wurde, daB Sadhu die religiose ,,Wahrheit" sei und seine 〟wunderbaren" Ereignisse historische Wirklichkeit seien. Dagegen pruft Pfister die einzelnen Ereignisse in ,,Die Legende Sundar Singhs (1926)" nach, um historische , Wahrheit" zu suchen, und kam zu dem SchluB, daB alle solchen Ereignisse Legenden, d.h. die Ubertreibungen oder Erfindungen Sadhus seien. Auf Grund dieser historischen fuhrte er psychologische Untersuchungen durch, und stellte fest, daB Sadhu, der zwischen Phantasie und Wirklichkeit nicht unterscheiden konnte, ein Neurotiker sei. Am problematischsten an Heilers Zugang ist, daB er von Anfang an die religiose 〟Wahrheit" Sadhus anerkannte und seine Behauptungen auf Grund dieses 〟Glaubens" aufstellte. Das Wahrheitsproblem, ob Sadhu 〟Apostel oder Betruger (1925)" sei, ist keine religionswissenschaftliche Fragestellung. Die historischkritische Methode Pfisters schien sich nicht unmittelbar auf ein solches religioses 〟Wahrheitsproblem" zu beziehen. Weil er aber auch 〟Wahrheit", d.h. historische , Wahrheit" suchte, wurde die Debatte um die, Wahrheit" gefuhrt. Darilber hinaus war die psychologische Untersuchung und ,,Diagnose" Pfisters nicht religionswissenschaftlich, so daB er die religiose Bedeutung Sadhus nicht klar machen konnte. In diesem Punkt war Heilers Forschunghaltung, daB 〟eligiose Leben" und 〟Vorstellungswelt" im Kontext der indischen Religionen zu untersuchen zu versuchen, religionswissenschaftlich, obwohl er an Sadhus Schriften ausschlieBlich seine eigene Religiositat ablas. Meiner Ansicht nach kann man sich einerseits einem historischen 〟Sachverhalt" durch Materialbearbeitung nahern, obwohl man die historische 〟Wahrheit" nicht erreichen kann. Was von Sadhu untersucht werden sollte, sind erstens solche hypothetischen 〟Sachverhalte". Anderseits sollte die Bedeutung Sadhus nicht im Kontext der personlichen Religiositat, sondern der religiosen Gemeinschaft betrachtet werden. Obwohl sich Sadhu relativ unabhangig von christlichen Gemeinschaften betatigte, kann man z.B. die Entstehung seiner Religiositat historisch im damaligen indischen religiosen Kontext untersuchen und seine Bedeutung innerhalb seiner Anhangerschaft erlautern, zu der auch Heiler gehorte(!). Eine Schwierigkeit ist die Entstehung eines Risses zwischen dem historischen 〟Sachverhalt", den Pfister beim Sadhustreit - mit dem Ausdruck der 〟historischen Wahrheit" - erreichen wollte, und der religiosen 〟Wahrheit", an die Heiler glaubte. Diesen Ris zuzuschutten zu versuchen, konnte zu einer Aufgabe der Religionswissenschaft werden.

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