著者
垂水 節子
出版者
公益財団法人 史学会
雑誌
史学雑誌 (ISSN:00182478)
巻号頁・発行日
vol.88, no.3, pp.324-351,406-40, 1979-03-20 (Released:2017-10-05)

Braunschweig ist bekannt als eine Hochburg der radikalen Sozialdemokraten und Massenbewegungen wahrend. des Ersten Weltkrieges und in der Novemberrevolution. Hier wurde eine Rateregierung von dem Spartakusbund und der USPD gebildet. Die Anfange der Radikalisierung traten schon in den Wahlrechtskampfen seit 1910 zutage. Wegen des auBerordentlich konservativen Wahlsystems hatten die Sozialdemokraten bis zur Novemberrevolution keinen Vertreter im Landtag, wahrend 49 Prozent der Wahlbeteiligten im Herzogtum, ja sogar 61 Prozent in der Hauptstadt bei den Reichstagswahlen von 1912 ihre Stimme fur die SPD abgaben. Unter den Parteifunktionaren in Braunschweig gab es damals zwei Richtungen : die konservativere Gruppe, die eine Wahlrechtsreform durch eine organisierte Bestrebung auf Reichsebene erlangen wollte, also der Strategie der Zentralinstanz der Partei und der Gewerkschaften treu bleiben wollte ("die der Reichsebene-Organisation treue Gruppe"), und die radikale Gruppe, die die Wahlrechtsreform durch eine direkte Aktion der Massen, vor allem durch den Massenstreik, herbeifuhren wollte ("die sich nach der Massenaktion orientierende lokalisierte Gruppe"). Die letztere Gruppe behielt zwar nicht die vollkommene Oberhand in der Partei-und Gewerkschaftsorganisation in der Vorkriegszeit, ubte jedoch starken EinfluB durch die Zeitung ("Volksfreund") auf die Parteimitglieder aus, und durch die Gewerkschaftsfuhrer wie Wesemeier und Genzen gewann man EinfluB auf die Metall- und Fabrikarbeiter in den Fabriken. Auch nach dem Ausbruch des Weltkrieges wuchs der EinfluB der radikalen Gruppe auf die Massen, indem sie Massenaktionen gegen die Lebensmittelteuerung organisierte. Seit Juni 1915 festigte diese Gruppe ihre Stellung als Opposition gegen den Krieg, und ihre Stellungnahme fand seither die Zustimmung der uberwiegenden Mehrheit in jeder Parteiversammlung. Ende Juni 1916 gelang es dieser starken Opposition, den Liebknecht-Streik mit zahlreichen Arbeitern in Braunschweig durchzufuhren. Warum blieb der EinfluB des Radikalismus aus der Vorkiegszeit so stark, daB ca. 3000 SPD-Mitglieder in der Stadt Braunschweig zur USPD ubertraten, wahrend bloB ca. 100 bei der alten Partei blieben? Aus der Analyse des Generalstreiks Mitte August 1917 in Braunschweig ergibt sich, daB es zwei Gruppen unter den streikenden Arbeitern gab : die qualifizierten und stark organisierten Metallarbeiter in den Rustungsbetrieben und die meistens dequalifizierten und weniger gut organisierten Arbeiter in den Blech-, Konserven- und anderen Fabriken. Die erste Gruppe organisierte den Generalstreik und fuhrte ihn in den ersten Tagen durch, wahrend die letztere Gruppe spater, aber fast spontan dieser Aktion beitrat, wobei unter anderen die Frauenarbeiter in den Konservenfabriken trotz der militarischen Unterdruckung den Streik fortsetzten. Wie ist die Zusammenarbeit von den sozialokonomisch unterschiedlichen Gruppen der Arbeiterschaft moglich geworden? Der Knotenpunkt von der organisierten Aktion und der Spontanitat, von der Partei und der Massenbewegung ist in den alltaglichen menschlichen Beziehungen innerhalb des Arbeiterviertels zu suchen. Solche unmittelbare menschliche Beziehung hatte eine uberragende Bedeutung wahrend des Krieges, denn die mundliche Agitation war unter dem Belagerungszustand und der Zensur das beste Mittel fur die Opposition, und galt als ein entscheidender Faktor fur die Parteilichkeit und die Massenbewegung, besonders in der relativ kleinen Stadt Braunschweig.