- 著者
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大峯 顯
- 出版者
- 宗教哲学会
- 雑誌
- 宗教哲学研究 (ISSN:02897105)
- 巻号頁・発行日
- vol.2, pp.1-19, 1985 (Released:2018-03-01)
Nichts scheint auf den ersten Blick disparater als Wahrheit und Mythologie. Wir haben uns gewöhnt, unter Mythos eine Kunde zu verstehen, die im wörtlichen Sinne nicht wahr sein kann. Aber Schelling behauptet: Der Mythologie eignet Objektivität, Notwendigkeit und Wahrheit. Mit dieser These setzt Schelling sich allen bisherigen Theorien der Mythologie entgegen, die im äußersten Fall die Mythologie als eine entstellte Wahrheit nehmen. Um diese der Mythologie eigene Wahrheit ans Licht zu bringen, sucht Schelling sich selbst zu allererst auf die Höhe der Mythologie zu erheben. Das Dunkel, das den Ursprung des Mythos umgibt, kann nicht anders überwinden, als in Folge einer gründlichen Erweiterung des menschlichen Denkhorizonts.
Schelling entdeckt in allen bisherigen Erklärungsweisen der Mythologie das Prinzip der A l l e g o r i e. Die allegorische Deutung der Mythologie erklärt: zwar lilegt in der Mythologie Wahrheit, aber nicht, sofern sie Mythologie ist. Diese Deutung erklärt nicht die Mythologie, sondern sie verflüchtigt und verleugnet. Demgegenüber lautet Schellings These: Die Mythologie ist a l s s o l c h e wahr. Sie ist ihr wirklich existierendes Wesen, das nicht etwas anders i s t, etwas anders b e d e u t e t, sodern nur das bedeutet, was sie ist. Die Mythologie ist t a u t e g o r i s c h.
Das Zentrum der Schellingschen Philosophie der Mythologie ist der Begriff des theogonischen Prozesses: ein Prozeß, in dem Gott selbst w i r d, in dem er sich, als der wahre Gott, s u k z e s s i v erzeugt. Es ist eine gegen das Bewußtsein r e a l e, d.h. nicht mehr in seiner Gewalt befindliche Macht, die sich seiner in der Mythologie bemächtigt hat. Die Mythologie hat also ihre wesentliche Wahrheit erlangt, indem sie als ein notwendiges Moment im Prozeß der Selbstentfaltung des Absoluten begriffen ist.
Der charakteristische Vorzug und die eigentümlichen Grenzen der Schellingschen Spekulation treten an diesem Punkt deutlich hervor. Die Konzeption des theogonischen Prozesses ist es, die Mythologie von allem subjektiven Gesichtskreis befreit. Aber zugleich schließt diese Konzeption die Gefahr in sich, daß das tautegorische Wesen der Mythologie wieder aufhebt. Dieser Mangel scheint mir davon zu kommen, daß Schelling den Mythos ausschließlich in Zusammenhang mit der Vernunft behandelt und die Sprachlichkeit des Mythos immer noch übersieht.