- 著者
-
秋山 英夫
- 出版者
- JAPANISCHE GESELLSCHAFT FUER GERMANISTIK
- 雑誌
- ドイツ文学 (ISSN:03872831)
- 巻号頁・発行日
- vol.52, pp.65-74, 1974-03-31 (Released:2008-03-28)
1) Erster Problemkreis: Dichtung und MythosIn der "Geburt der Tragödie“ tadelt Nietzsche die entmythologisierten Dramen des Euripides als Unpoesie. Nach seiner Ansicht soll der Mythos die Grundlage der Kultur bilden. Diese Ansicht schätze ich, weil sie zeigt, daß Kultur vom Kultus stammt. Etymologisch bedeutet "Drama“ (δραν) keine Handlung, sonder "Ereignis“ in hieratischem Sinne. Es ist "ein Hochamt“. Die Schauspiele waren eigentlich Festspiele für die Götter. Auch die Poesie war ursprünglich die magische Schlinge, um die Götter zu zwingen. In seiner zweiten positivistischen Periode betrachtet Nietzsche dies alles einfach als "Aberglauben“. Aber in "Ecce homo“, also in seiner letzten Periode erklärt er seine Inspiration beim Entstehen des "Zarathustra“ mit folgender Einleitung: "Mit dem geringsten Rest von Aberglauben in sich würde man die Vorstellung, bloß Mundstück übermächtiger Gewalten zu sein, kaum abzuweisen wissen.“ Ich glaube, dieser Konjunktiv verrät, was er ist: homo religiosus.2) Zweiter Problemkreis: Dichtung und MoralIn der "Philosophie im tragischen Zeitalter der Griechen“ sagt der junge Nietzsche: "Ein Bauen und Zerstören, ohne jede moralische Zurechnung, in ewig gleicher Unschuld, hat in dieser Welt allein das Spiel des Künstlers und des Kindes.“ In der "Geburt der Tragödie“ zitiert er einen Brief Goethes an Schiller, wo es heißt: "das höchste Pathetische wäre bei den Alten auch nur ästhetisches Spiel gewesen.“ In diesem Erstlingswerk kehrt der Satz mehrfach wieder, daß nur als ästhetisches Phänomen das Dasein der Welt gerechtfertigt ist. Nietzsche nennt sich einen "Immoralisten“, er war ein Ästhet. Die Stelle aber, die betreffs der Immoralität den stärksten Eindruck auf mich gemacht hat, war der folgende Abschnitt aus der "Genealogie der Moral“: "Sie (blonde Bestien) treten in die Unschuld des Raubthier-Gewissens zurück, als frohlockende Ungeheuer, welche vielleicht von einer scheußlichen Abfolge von Mord, Niederbrennung, Schändung, Folterung mit einem Uebermuthe und seelischen Gleichgewichte davongehen, wie als ob nur ein Studentenstreich vollbracht sei, überzeugt davon, daß die Dichter für lange nun wieder etwas zu singen und zu rühmen haben“.3) Dritter Problemkreis: Dichtung und Leben.Nietzsches Philosophie war "Lebensphilosophie“. "Die Geburt der Tragödie“ hat entdeckt, daß der Hellene, um zu leben, aus künstlerischen Trieben die olympische Welt geschaffen hatte. Den zum schwersten Leiden einzig befähigten Hellenen rettet die Kunst, und "durch die Kunst rettet ihn sich-das Leben.“ Für Nietzsche war die Dichtung nun einmal ein Organ, eine Funktion des Lebens. L'art pour l'art ist für ihn "ein Wurm, der sich in den Schwanz beißt.“ Und die Kunst und Literatur unter der Optik des Lebens zu sehen, war sein durchgängiger Standpunkt. "Fröhliche Wissenschaft“ unterscheidet zwei Typen der Dichtung. Während die dionysische Apotheosenkunst im Stile Goethes, aus der Überfülle des Lebens geschaffen, ein Ausdruck von Dank und Liebe für das Leben ist, ist die romantische décadence-Kunst im Stile Wagners, aus der Verarmung des Lebens geschaffen, ein Symtom des niedersteigenden Lebens. "Goethe contra Wagner“ ist eine Formel, die schon in "Menschliches Allzumenschliches“ gefunden wurde.4) Vierter Problemkreis: Dichtung und PublikumAls das