著者
石川 栄作
出版者
徳島大学
雑誌
言語文化研究 (ISSN:13405632)
巻号頁・発行日
vol.2, pp.29-81, 1995-02-20

Hans Sachs dichtet 1557 die Tragodie des huernen Sewfrid, wobei er neben dem Nibelungenlied und dem Rosengarten zu Worms namentlich das Lied vom Hurnen Seyfrid zur direkten Vorlage gebraucht. Selbstverstandlich dramatisiert er in mannigfaltiger Weise den Liedstoff. Die Charakteristik der Umarbeitungen von Hans Sachs kann folgenderweise zusammengefaβt werden. Die meisten Bearbeitungen gehen zuerst aus den Forderungen der dramatischen Ausgestaltung hervor. Die Beratung der Rate und der Vorschlag der Erledigung des Knaben im 1. Akt sind durch kleine Erweiterungen geschickt dialogisiert. Zur dramatischen Bearbeitung gehort auch der Drachenkampf im 2. Akt: der Verlauf des Kampfs und der Verhornung wird von Sewfrid selbst erzahlt. Gleichfalls entgeht der Zwerg Ewglein im 3. Akt der Behandlung, von Sewfrid gegen die Wand geschlagen zu werden. Beim Riesenkampf im 4. Akt ist auch die Darstellung der blutigen Wunden in Rucksicht auf die Auffuhrung ausgelassen. Ferner im 5. Akt sind der Drachenkampf und das Hinsturzen des Drachen nur mit kurzen Anmerkungen vereinfacht. Zweitens tilgt der Dichter mit Recht die im Liedstoff hie und da gefundenen Widerspruche, um eine glatte Handlung zusammenzusetzen. Damit erscheint Sewfrid im 2. Akt nach der Ankunft in Worms folgerichtig als der Erretter der Konigstochter: der Riβ ist nirgends im ganzen Drama zu finden. Drittens ist beachtenswert, daβ die Episode vom Nibelungenhort im 5. Akt ausfallt. Mit der Tilgung der Schatzsage fallen zugleich danach die Senkung des Schatzes in den Rhein und die Heimkehr Ewgleins fort: der Zwerg begleitet Sewfrid und Grimhilt nach Worms und spielt dort als Bote eine wichtige Rolle. So dramatisiert der Dichter mit Geschick die Schluβszene des 5. Akts. Viertens ist wichtig, daβ der Dichter die Episode vom Kampf zwischen dem huernen Sewfrid und Dietrich von Bern in den 6. Akt einschiebt. Der Anlaβ dazu besteht in der Strophe 172 des Lieds vom Hurnen Seyfrid, wo die Ritterspiele nur kurz beschrieben sind. Mit anderen Worten kann man vielleicht sagen: der Anlaβ der Einschiebung kann fur den Dichter wohl die Ausfullung jener 8jahrigen Lucke von der Heirat bis zum Mord gewesen sein. Genauer beobachtet, kann man aber ferner den Anlaβ dazu wahrscheinlich in der Strophe 15 des Lieds vom Hurnen Seyfrid finden, wo Dieterich von Berne und Hiltebrandt im Zusammenhang mit der Nibelungennot genannt werden: dafur schaltet der Dichter die Kampfsepisode vielleicht aus dem Rosengarten zu Worms in sein eigenes Drama ein. Bedeutsam ist zuletzt, daβ der Dramatiker den Herolt, der im Liedstoff nicht erscheint, im ganzen Drama eine wichtige Rolle spielen laβt: er erscheint nicht nur als Dienstmann des Konigs Gibich, sondern auch als Erzahler, der im Prolog des 1. Akts neben der Anrede an die Zuschauer einen kurzen inhaltlichen Hinweis auf das aufzufuhrende Stuck und im Epilog des 7. Akts einen moralisierenden Ruckblick gibt. Dadurch entwichelt der Dichter sein eigenes Schauspiel. Durch die angefuhrten Bearbeitungen gelingt es zwar dem Dichter, die Tragodie des huernen Sewfrid als sein eigenes dramatisches Stuck zu dichten, aber es gibt naturlich mangelhafte Punkte im Zusammenhang mit der Verhornung Sewfrids im 6. Akt und der Moralisierung durch den Herolt im 7. Akt usw. Die Tilgung der Hortepisode beweist besonders, daβ der Dichter nicht immer wesentliche Elemente der Nibelungensage uberliefert. Trotzdem breitet sich die Nibelungenuberlieferung, wenn auch etwas verzerrt, erst durch Hans Sachs als eine neue burgerliche Dichtung weit unter dem Volk aus.

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