- 著者
-
石川 栄作
- 出版者
- 徳島大学
- 雑誌
- 言語文化研究 (ISSN:13405632)
- 巻号頁・発行日
- vol.9, pp.37-69, 2002-02-20
≫Der Nibelungen-Hort≪ von Ernst Raupach (1784-1852) wurde 1828 uraufgefuhrt und erst 1834 gedruckt. Bei der Dramatisierung der Nibelungensage benutzte der Autor als Stoff hauptsachlich das Nibelungenlied. Die Handlungen folgen groβtenteils dem mittelalterlichen Epos, aber man findet naturlich hier und dort auch Bearbeitungen. Gerade darin besteht die Charakteristik des Dramas. Sie kann folgendermaβen in 5 Punkten zusammengefasst werden. Der Dramatiker ruckt erstens den Nibelungenhort, der sich im Nibelungenlied versteckt hielt, in den Vordergrund: Siegfrid besitzt trotz der Warnung des Zwerges den Schatz und schenkt ihn Chriemhild, was spater direkt den Frauenzank und Siegfrids Mord verursacht. Der Nibelungenhort bringt weiter den Burgunden und den Hunnen eine Katastrophe. Die ganze Tragik beruht auf dem Hort. Brunhild spielt zweitens in dem Drama eine viel wichtigere Rolle als im Nibelungenlied. Das Heidenweib, das im Epos nur Anlass zum Frauenzank gab, tritt nicht nur beim Mordrat und bei der Jagd auf, sondern ist auch bei Etzels Werbung um Chriemhild anwesend. Als Chriemhild dabei an ihr weibliches Mitgefuhl appelliert, verhohnt Brunhild die Braut als ≫Doppelweib≪, wie sie selbst fruher geschimpft wurde. So zankt sie sich, ferner beim Kampf erscheinend, fast im ganzen Werk mit Chriemhild. Das von Brunhild hingeworfene Schimpfwort ≫Doppelweib≪ fuhrt Chriemhild zum Entschluss, Etzels Gemahlin zu werden: sie will nicht den lieben ersten Gatten rachen, wie im Nibelungenlied, sondern vielmehr der Brunhild die Beleidigung mit Gleichartigem vergelten. Das verwirklicht sich beim Kampf. Als die entwaffnete Brunhild auf beide Knie niederfallt und um das Leben ihres kleinen Sohnes bittet, zwingt Chriemhild die Gegnerin, zu gestehen, dass er ein Bastard, namlich ein Kind von Siegfrid sei. Die beleidigte Brunhild reiβt rasch den Sohn des Konigs an sich und sturzt sich mit ihm in den Rhein. So racht Chriemhild ihre Beleidigung an Brunhild. In den gegenseitigen Beschimpfungen beim Zank der beiden Frauen findet sich die dritte Charakteristik. Das vierte Merkmal besteht in der Umarbeitung der Etzelgestalt. Der Autor kennzeichnet im Gegensatz zum Nibelungenlied den Hunnenkonig Etzel als blutrunstigen Barbaren und als goldgierigen Heiden. Etzel ist es, der befiehlt, die Herberge der burgundischen Ritter in Brand zu stecken. Ebenso ist es Etzel, der in der letzten Szene befiehlt, Gunther und Hagen zu toten. Den wilden Heidenkonig ersticht Chriemhild. Sie wird aber gleichfalls von seinen barbarischen Hunnen niedergehauen. Im Gegensatz zu den grausamen Hunnen treten Dietrich und Rudiger als ideale Personen auf: Dietrich sprengt die auf Chriemhild gesturzten Hunnen auseinander und lasst sie die Waffen wegwerfen. Er halt den Tod des barbarischen Heidenkonigs fur eine Gottesstrafe, d. h. fur die Erlosung der Erde vom finstern Heidentum. Er ist sozusagen Trager der Zukunftshoffnung, so wie Rudiger, der nunmehr handeln will, damit eine bessere Zeit leuchtend kommem werde. Die funfte Charakteristik bestehtanders als im Nibelungenlied-in der Andeutung der neuen Zeit. Ernst Raupach gestaltet auf diese Weise die Fabel des Epos tiefgreifend um und entwickelt damit seine eigene Nibelungenwelt. Das Werk ist literarhistorisch dadurch bedeutsam, dass Friedrich Hebbel eine dieser Auffuhrungen besuchte. Denn die Auffuhrung, in der Christine, spater seine Frau, die Rolle von Chriemhild spielte, gibt ihm Anlass, sich der Dramatisierung des Nibelungenliedes zuzuwenden. Hebbel vollendet, der letzten Szene von Raupach folgend, bald seine eigene Trilogie ≫Die Nibelungen≪.