- 著者
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新田 春夫
- 出版者
- 日本独文学会
- 雑誌
- ドイツ文学 : Neue Beitrage zur Germanistik (ISSN:03872831)
- 巻号頁・発行日
- no.140, pp.76-91, 2010-03-25
In der fruhen Neuzeit sind Schriften u.a. durch die Herstellung billigen Papiers, durch die Erfindung der Druckkunst und durch die sich allmahlich verbreitende Alphabetisierung der allgemeinen Leute einem weit grosseren Kreise als im Mittelaiter zuganglich geworden. In der Reformationszeit wurden daher Schriften v.a. in Form von Flugschriften von den Autoren der Protestanten und der Katholiken wirkungsvoll eingesetzt, um allgemeine Leute fur ihr eigenes Lager zu gewinnen. In der vorliegenden Arbeit werden die bekehrenden Schriften der Reformationszeit unter dem Gesichtspunkt der Soziopragmatik analysiert. Von den 9 Textsorten, die Reichmann/Wegera (1988) unter dem Gesichtspunkt der Intention des Textherstellers aufgestellt haben, werden im Zusammenhang mit der Reformationsbewegung die Textsorten von legitimierenden, belehrenden und agitierenden Texten berucksichtigt, weil es hier um die Intention des Bekehrens der allgemeinen Leute geht. Zu den legitimierenden Texten gehoren theologische Schriften und Streitschriften. Als belehrende Texte sind Dialoge, Narrenliteratur und Fabel zu nennen. Zu den agitierenden Texten sind Sendbriefe zu zahlen. Als Materialien werden die folgenden Texte herangezogen: Martin Luther: An den christlichen Adel deutscher Nation (1520), Von der Freiheit eines Christenmenschen (1520), An den Bock zu Leipzig (1521); Hieronymus Emser: An den Stier zu Wittenberg (1521), Quadruplica auf Luhters jungst getane Antwort (1521); Thomas Murner: An den grossmachtigsten und durchleuchtigsten Adel deutscher Nation (1520), Von dem grossen Lutherischen Narren (1522); Hans Sachs: Die wittenbergisch Nachtigall (1523); anonymer Autor: Karsthans (1521). Zunachst werden diese Texte im Hinblick auf ihre inhaltlichen und sprachlichen Charakteristika untersucht. Dabei sind als Ergebnisse v.a. festzuhalten: 1) In Karsthans tritt der katholische Theologe Thomas Murner auf und druckt sich autoritar mit lateinischen Zitaten aus, aber der Bauer Karsthans lasst sich dadurch nicht einschuchtern. Das ist als Zeichen zu verstehen, dass Latein seine Autoritat einzubussen anfangt. 2) An manchen Stellen in Karsthans kann man ersehen, dass es Bauern gab, die lesen konnten, oder dass sie durch Vorlesenlassen der Schriften vieles lernen konnten. 3) In den Streitschriften schimpfen sowohl die Protestanten als auch die Katholiken grob aufeinander, indem sie ihre Kontrahenten als Tier bezeichnen oder ihre Namen verdrehen. 4) Syntaktisch gesehen sind die Texte der protestantischen Autoren einfacher und klarer strukturiert, um auch von den allgemeinen Leuten verstanden zu werden, wahrend die katholischen Autoren kompliziertere Satze bildeten, weil sie nicht daran dachten, die allgemeinen Leute aufzuklaren. 5) Sowohl die protestantischen als auch die katholischen Autoren gaben sich Muhe, eindrucksvolle Texte zu gestalten, indem sie verschiedene rhetorische Stilmittel wirkungsvoll verwendeten. Als nachstes werden die Schriften nach den Textsorten analysiert. Als Ergebnisse sind u.a. anzugeben: 1) In den theologischen Schriften, die zur legitimierenden Textsorte gehoren, behandelt man fachliche Themen, von denen die allgemeinen Leute des protestantischen Lagers durch Vorlesen der Schriften, etwa bei den Versammlungen, gut informiert gewesen zu sein scheinen. 2) In den Streitschriften, die zur legitimierenden Textsorte gehoren, greifen die protestantischen Autoren ihre Kontrahenten vehement und direkt an, wahrend die katholischen Autoren sich eher indirekt und ironisch ausdrucken. Der Unterschied der Einstellungen liegt sehr wohl an ihrer jeweiligen sozialen Stellung. 3) Die Dialoge, die zur belehrenden Textsorte gehoren, sind ausschliesslich von den protestantischen Autoren verfasst, weil es diesen von Belang war, allgemeine Leute mit leichten Texten aufzuklaren, wahrend die Katholiken es eher vermieden. 4) Die Narrenliteratur, die zur belehrenden Textsorte gehort, vermieden die protestantischen Autoren zu schreiben, weil die Narrenliteratur humanistischer Pragung war, und davon ausging, dass die Menschen die Freiheit zum Guten und Bosen haben und Gott durch Vernunft erkennen konnen. Luther aber war ganz entgegengesetzter Meinung. 5) Fabeln wurden von den protestantischen Autoren wie Hans Sachs geschrieben, um die allgemeinen Leute aufzuklaren, weil man mit den Fabeln sehr anschaulich die Missstande des Papsttums vorfuhren konnte. 6) Wenn man die zur agitierenden Textsorte gehorenden Sendbriefe von Luther und Murner vergleicht, lasst sich feststellen, dass Luther zwar sich an den Kaiser und die deutschen Fursten wendet, aber in dem Hauptteil des Briefes nicht nur an sie, sondern auch an die allgemeinen Leser appelliert und sie dazu bewegen will, die Missstande des Papsttums zu beseitigen. Im Unterschied dazu wendet sich Murner ebenfalls an den Kaiser und die deutschen Adligen, fordert sie aber auf, die christliche Welt vor den Aufstandigen zu schutzen, wobei aber an die allgemeinen Leser als Adressaten nicht gedacht wird.