- 著者
-
石井 正人
- 出版者
- Japanische Gesellschaft für Germanistik
- 雑誌
- ドイツ文學 (ISSN:03872831)
- 巻号頁・発行日
- vol.88, pp.124-134, 1992-03-01 (Released:2008-03-28)
Ausgehend von der Fragestellung und Diskussion H. Herzmanns (1975) und basierend auf dem kritischen Überblick über die Forschungsgeschichte W. Haugs (1985) wird im vorliegenden Aufsatz die Liebesthematik im "Tristan“ Gottfrieds von Straßburg untersucht.Mit einer auf den ersten Blick primitiven Fragestellung: Warum verlassen Tristan und Isolde die Minnehöhle? behauptet Herzmann, vom erzähltechnischen Standpunkt her überzeugend, daß die Rückkehr des Liebespaares aus der Minnegrotte in die Hofwelt zwar kein positives Zugeständnis an die höfischen und christlichen Werte sein sollte, aber als ein Abfall von der idealen Welt, als ein Versagen des Liebespaares durch ihre Unreife zu verstehen ist. Bei Gottfried werden die Zentralbegriffe des höfischen Denkens wie minne, fröude, tugent, êre in doppeldeutiger Weise verwendet, wodurch eben die unangemessen polarisierten Ansichten, die Haug kritisch zusammenfassend "sexuellen Sündenfall oder erotische Utopie“ nennt, in der Forschungsgeschichte entstanden sind. Um diese Unzugänglichkeit des Romans zu überwinden, gibt die mystische Thematik der ewigen minne nach dem Tod eine glückliche Interpretationsmöglichkeit, aber diese Deutungsrichtung braucht dabei gerade die Voraussetzung, daß die Liebe von Tristan und Isolde an sich nicht unmittelbar als die wahre Liebe verstanden werden sollte, wie Herzmann in der Minnegrotte-Szene untersucht hat.Im vorliegenden Aufsatz wird diese Problematik in der Liebesthematik über den Anfang der Liebe von Tristan und Isolde untersucht. Ihre Liebe besteht im Konflikt zwischen der vom Minnetrank verursachten absoluten erotischen Verbindung, also einem möglichen Weg zu der wahren Liebe in der wirklichen Welt einerseits und ihrer Unreife andererseits, die das Liebespaar bei dem Versuch der wahren Liebe versagen läßt. Schon aus der Vorgeschichte ihrer Liebe zu entnehmen ist diese Unreife bzw. die Unzulänglichkeit, die das Verlassen der Minnegrotte, den inneren Zerfall des Liebesparadieses vorbereitet.Aber die Unmöglichkeit der wahren Liebe in dieser Welt selbst ist nicht Gottfrieds Motiv, sondern seine Liebesthematik wendet sich vielmehr an die unreifen Menschen, die sich nach der absoluten Verwirklichung der wahren Liebe sehnend in der wirklichen unvollkommenen Liebe irren. Den Realitäten dieser Menschen entspricht die Doppeldeutigkeit der Begriffe Gottfrieds, und deswegen ist größeres Augenmerk zu lenken auf den irrenden Weg zur Katastrophe als auf den inneren Zerfall des Liebesparadieses selbst, um den Roman Gottfrieds produktiver interpretieren zu koönnen.