- 著者
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稲葉 瑛志
- 出版者
- 日本独文学会
- 雑誌
- ドイツ文学 (ISSN:24331511)
- 巻号頁・発行日
- vol.160, pp.78-92, 2020 (Released:2021-06-04)
In seinem Buch Strukturwandel der Öffentlichkeit (1962) beschrieb Jürgen Habermas die Entfaltung der „repräsentativen Öffentlichkeit“, die an Status und Attribute der autoritären Person geknüpft ist. Er äußerte die Ansicht, dass im 20. Jahrhundert die Öffentlichkeit angesichts der Auflösung kritischer Publizität in manipulative Werbung verwandelt wurde. In anderer Hinsicht wies Peter Trawny in Die Autorität des Zeugen (2009) darauf hin, dass in den 20er Jahren die Entziehung der Souveränität wegen des Versailler Vertrags und die Schwächung der Demokratie für Unruhe im Deutschland sorgten und dass daher das Verlangen nach politischer Autorität im rechten Diskurs stieg. Besonders in revolutionären und nationalistischen Gruppen von Männern, deren Ziel der Untergang der Republik war, wurde der Dichter zur sakralen Figur des Propheten hochstilisiert. Es wurde also im 20. Jahrhundert die Frage nach der Autorität in der Öffentlichkeit wieder gestellt.
Vor diesem Hintergrund ist es das Ziel der vorliegenden Arbeit zu untersuchen, wie Ernst Jünger, ein zunächst unbekannter Schriftsteller, durch seinen Kriegsroman In Stahlgewittern (erste bis dritte Fassung: 1920-24) die Autorität des Autors erlangt. Dabei wurde seine Strategie der Erlangung von Autorität in Hinsicht auf „Selbst-Heroisierung“ im Text und Anerkennung durch die Lesern analysiert.
Nach dem Ersten Weltkrieg stellten sich einerseits den Historikern, die die Front nicht miterlebt hatten, die schwierige Frage, wie sie die Ungeheuerlichkeiten des Weltkriegs erzählen konnten, da dieser in der Wahrnehmung des Erlebenden eine Katastrophe alles Bisherige übersteigenden Ausmaßes war. Andererseits verbreitete sich der Diskurs, dass nur die zurückgekehrten Kriegsteilnehmer das „Geheimnis der Front“ kennen konnten. Den von Kriegsheimkehrern geschriebenen Werken wurde auf diese Weise in der Nachkriegsgesellschaft Beglaubigung verliehen.
In diesem politisch-sozialen Kontext entstand In Stahlgewittern als die retrospektive Bearbeitung der vierzehn vom Autor im Feld geschriebenen Tagebücher. Der Text ist zwar ein von Jünger literarisiertes Werk, aber die Ereignisse werden im Text mit verschiedenen rhetorischen Mitteln als „Wahrheiten“ erzählt und der Autor wird als anerkennenswerter Held stilisiert. Im betreffenden Diskurs der Nachkriegsgesellschaft versuchte Jünger durch den im sachlichen Telegrammstil verfassten Ordensbericht, bezeugte Aussagen seines Bruders und mit der eigenen Unterschrift versehene Fotos das Geschehen an der Front als Heldisches zu inszenieren. Dadurch glaubt ein naiver Leser eine Einheit von Text und Leben zu erkennen. Das heißt also, dass sich Jüngers Text als Versuch sehen lässt, sowohl Fiktion als auch historische Quelle zu sein.
Dazu beansprucht der Autor im Text die Autorität eines herausragenden, heldischen Offiziers an der Front. Er inszeniert den Ich-Erzähler als ehrenvolle Person, indem er ihn mit den für nationalistische Leser weit verbreiteten Topoi der politischen Kultur Deutschlands umgibt (z. B. „Landsknechtsboom“ oder „Duellkultur“).
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