著者
金 志成
出版者
日本独文学会
雑誌
ドイツ文学 (ISSN:24331511)
巻号頁・発行日
vol.160, pp.141-154, 2020 (Released:2021-06-04)

„Die vielen Preise für literarisches Schaffen, die heute in der ganzen gebildeten Welt verliehen werden, bezeugen den Glauben der Oeffentlichkeit, Schriftstellern etwas schuldig zu sein.“ – Emil Staigers Rede über Literatur und Oeffentlichkeit, die er 1966 anlässlich der Entgegennahme des Literaturpreises der Stadt Zürich hielt, bezeugte ironischerweise das Gewicht dieses „Glauben[s] der Oeffentlichkeit“, als sie mit der reaktionären Kritik an der Gegenwartsliteratur den „Zürcher Literaturstreit“ auslöste, in dessen Folge der Nimbus des Kritikers Staiger allmählich verblassen sollte. Solange sie veröffentlicht wird, kann Literatur nicht unabhängig von der Öffentlichkeit sein, die aber nicht uneingeschränkt mit der Leserschaft gleichgesetzt werden darf. Während letztere sich für den vom Autor geschriebenen Text interessiert, will erstere die Stimme des Autors hören. In diesem Sinne sind die heute in Deutschland veranstalteten Lesungen und Poetikvorlesungen als Teil der literarischen Öffentlichkeit anzusehen, in der sich der Austausch zwischen dem realen Autor und der Öffentlichkeit verwirklichen lässt. Scheinbar gleichgültig gegenüber den Tendenzen postmoderner Literaturtheorie wie der „Tod des Autors“ oder die „Logozentrismus-Kritik“ nimmt in der Öffentlichkeit die Präsenz des Autors immer mehr zu. Eine solche Vorstellung von Öffentlichkeit hat aber ihre Grenzen, die offensichtlich werden, wenn man sich einem Autor wie Thomas Melle zuwendet, der wegen seiner bipolaren Störung schon mit dem Betreten des öffentlichen Raums, wie er sagt, „überfordert“ sei. Weil er über die von Habermas vorausgesetzte „kommunikative Rationalität“ nicht verfügt, steht Melle unvermeidlich „alleine in der Ecke“, wenn er aus der Öffentlichkeit nicht gänzlich ausgeschlossen ist. Sein jüngstes autobiographisches Werk Die Welt im Rücken (2016), in dem der Autor seine manisch-depressive Erkrankung zum ersten Mal öffentlich machte, lässt sich – so die These – als ein Vorhaben lesen, gewissermaßen in der „Ecke“ der Öffentlichkeit eine „alternative Öffentlichkeit“ bzw. „Gegenöffentlichkeit“ zu konstituieren. Ausführlich rekapituliert wird in diesem Buch jeder dreiste und manchmal auch skandalöse Auftritt des Autors in den öffentlichen Veranstaltungen, was nicht nur sein public image als Schriftsteller schädigte, sondern ihn darüber hinaus zu einer „Gestalt aus Gerüchten und Geschichten“ machte. (View PDF for the rest of the abstract.)
著者
川野 正嗣
出版者
日本独文学会
雑誌
ドイツ文学 (ISSN:24331511)
巻号頁・発行日
vol.164, pp.58-72, 2022 (Released:2023-08-06)

Die Technik, die von den deutschen Schriftstellern des neunzehnten Jahrhunderts gemieden wurde, wurde in der Literatur als Magie oder Hexerei dargestellt. Goethes Gedicht Der Zauberlehrling ist ein Kommentar zu den Gefahren der Technik. Im zweiten Teil von Faust nutzt ein seltener Zauberer seine magischen Kräfte, um einen Homunkulus zu schaffen und die Natur zu beherrschen. Seltsamerweise hat sich die Zeit so entwickelt, wie Goethe es vorausgesagt hat: Die Maschinentechnologie ist in den Bereich der Moral eingedrungen und hat zu einer kritischen Situation der Entfremdung und des Verlusts der Handlungsfähigkeit des Menschen geführt. In diesem Artikel untersuche ich die Essays des Kriegsliteraten Ernst Jünger (1895-1998), Der Arbeiter. Herrschaft und Gestalt (1932), Der Waldgang (1951) und den Roman Gläserne Bienen (1957). Was Jünger betrifft, so hat er nach seinen Fronterfahrungen im Ersten Weltkrieg in seinen Schriften von 1920 bis Mitte der 1930er Jahre die mechanische Technik enthusiastisch bejaht, doch hat sich sein Blick auf die Technik später stark verändert. Ziel dieses Beitrags ist es, den Prozess zu untersuchen, durch den Jüngers enthusiastische Bejahung der Technik später in eine magische Sicht der Technik umgewandelt wurde, und Gläserne Bienen anhand der Idee des „Waldes“ als Hinweis auf die Überwindung der technischen Welt zu lesen. Auf den Einfluss von Spengler, Heidegger und auch Ernsts Bruder F. G. Jünger auf die Herausbildung von Ernst Jüngers Technikverständnis wurde bereits in der einschlägigen Literatur hingewiesen. Nach Jüngers Gesellschaftsdiagnose ist die heutige Welt der „totalen Mobilmachung“ eine Welt, die von einer unausweichlichen Notwendigkeit bestimmt wird, und der „Arbeiter“, der diese Notwendigkeit akzeptiert, ist ein „freies“ neues Menschenbild. Es ist der Jüngersche „Übermensch“. Es wird erneut betont, dass die Technik der „Wille zur Macht“ ist, mit dem der „Arbeiter“ seine Herrschaft begründet. Der Preis für den wirtschaftlichen Reichtum, der durch die technologische Entwicklung gewonnen wurde, ist jedoch nicht nur die Insektifizierung des Menschen, sondern auch das Verschwinden des Unterschieds zwischen den Geschlechtern. Die maschinelle Organisation des Menschen hat zu einer „Erstarrung“ des Menschen geführt, die als „überorganisch“ bezeichnet wird. (View PDF for the rest of the abstract.)
著者
大林 侑平
出版者
日本独文学会
雑誌
ドイツ文学 (ISSN:24331511)
巻号頁・発行日
vol.164, pp.9-25, 2022 (Released:2023-08-06)

Einige WirtschaftshistorikerInnen, wie z. B. Joel Mokyr, betonen die Bedeutung der technischen Umwandlung der Institutionen und Transfermedien in den europäischen Ländern für die industrielle Revolution. Darauf weist Mokyr mit den Begriff industrial enlightenment hin. Solche Debatten sind zwar insofern fruchtbar, als sie die Globalisierung und Industrialisierung mit der Wissensgeschichte erfolgreich zu verknüpfen versuchen. Dennoch wird es noch nicht genug klar, welche Rolle die traditionellere Philosophie der Aufklärungszeit in diesem Kontext spielen könnte. Der hier vorgelegte Aufsatz nimmt eine Diskursanalyse der Kameralwissenschaften der frühen Neuzeit vor, um den ideologischen Grund der Eingriffe des Staats im Hinblick auf die Technologie klarzumachen. Hierbei spielen die Begriffe „Glückseligkeit“ bzw. „Wohl“ eine zentrale Rolle. Bei diesen Begriffen geht es in der staatlichen Klugheitslehre um das von Staaten verfolgte Anliegen, den eigenen Einwohnern die Befriedigung der natürlichen Bedürfnisse und Sicherheit, d.h. Absicherung gegen Feindseligkeiten zu gewähren, das auch verschiedene politische Denker der Naturrechtslehre seit Thomas Hobbes grundlegend reflektiert haben. Den Begriff „Glückseligkeit“ bestimmte Johann Joachim Becher (1635-1682), ein Vertreter der frühen Kameralwissenschaften, als Zweck des Staates. In seinem Politischen Diskurs behauptet er unter starkem Einfluss des Merkantilismus, dass der Staat die Einwohner durch die Nahrung nur dann erfolgreich vermehren kann, wenn das Gewerbe zwischen den verschiedenen Gesellschaften entsprechend entwickelt wird. Der Hintergrund seiner politischen Idee sind die traditionellen Diskurse um die Bevölkerungspolitik seit der Renaissance, also die staatliche Klugheitslehre. Giovanni Botero (1544-1617) glaubte, dass der Reichtum des Staates aus der Bevölkerung hervorgebracht werden kann. Becher als Hofbediensteter beschäftigte sich im Zusammenhang der Bevölkerungspolitik damit, den Maulbeeranbau, die Seidenindustrie und den Kartoffelanbau sowie Bergbau überhaupt zu fördern. Rohstoff für das Handwerk zu produzieren ist bedeutsam aus der fiskalischen Perspektive. Außerdem diente es sowohl zur Viehzucht als auch für Maßnahmen bei einer Hungersnot, die neuen Nahrungsmittel aus Amerika oder Asien zu verbreiten. (View PDF for the rest of the abstract.)
著者
小野寺 賢一
出版者
日本独文学会
雑誌
ドイツ文学 (ISSN:24331511)
巻号頁・発行日
vol.162, pp.178-195, 2021 (Released:2022-03-25)

Der Begriff „lyrisches Ich“ ist hauptsächlich verwendet worden, um das Aussagesubjekt im lyrischen Text von seinem Urheber (Autor/Autorin) zu unterscheiden. Dabei wurde ab den 1950er bis in die 1990er Jahre hinein die Bedeutung des „lyrischen Ich“ unterschiedlich und manchmal widersprüchlich interpretiert, was zu einer gewissen begrifflichen Unschärfe führte. Ab Mitte der 1990er Jahre verlagerte sich die Debatte schließlich von den Versuchen einer Definition des „lyrischen Ich“ auf die Suche nach einem grundlegend neuen Konzept. Dieter Burdorfs Vorschlag (1995/1997/2015) und Wolfgang G. Müllers Kritik daran (2011/2016) zeigten jedoch, dass die bloße Unterscheidung von realem Urheber und Sprecher im lyrischen Text die Forschung nicht vollständig zufriedenstellen kann. Ein Ansatz, den auch Carolin Fischer (2007) verfolgt, ist die Analyse jener literarischen Konventionen, die bei den Lesenden eine Überlappung von Autor/Autorin und Aussagesubjekt im lyrischen Gedicht auslösen. Unter dieser Prämisse wird die Bedeutung von Margarete Susmans Das Wesen der modernen deutschen Lyrik (1910) deutlich. Bislang wurde ihre Leistung vor allem im Hinblick auf das Konzept des „lyrischen Ich“ gesehen, mit dessen Hilfe das „Ich“ im lyrischen Text vom „empirischen Ich“, also dem Autor/der Autorin als biographischem oder empirischem Wesen, unterschieden werden kann. Susman befasste sich jedoch auch intensiv mit der Frage, weshalb diese beiden Instanzen verwechselt werden. Sie führte aus, dass die moderne Gesellschaft kein gemeinschaftliches kulturelles Weltbild mehr haben könne, da die Religion ihre verbindende Kraft verloren habe. Daher spiegeln sich nach Susman in Gedichten, insbesondere seit der deutschen Romantik, die eigenen Interessen und Träume der Dichter wider, weshalb das „lyrische Ich“, das immer noch genauso wie im Mittelalter ein Symbol des entpersonifizierten Individuums in Bezug auf die Welt als Ganzes sei, häufig mit dem empirischen Ich verwechselt werde. Deswegen seien die neuesten Gedichte oft sehr „esoterisch“, was bei Stefan Georges Dichtung in besonders typischer Weise zu beobachten sei. In dieser Hinsicht behandelte Susman also ähnlich wie die bereits genannten Wissenschaftler das Problemfeld der Doppelbödigkeit des lyrischen Sprechers. Als Oskar Walzel 1916 das „lyrische Ich“ in die germanistische Fachdiskussion einführte, berücksichtigte er diesen Aspekt nicht. Während er die Dichtung der „Entpersönlichung“, deren Sprecher das „lyrische Ich“ sei, dem Bereich der „echten Lyrik“ zuordnete, klassifizierte er die Dichtung zum Ausdruck des Persönlichen als „Lyrik des Aufschwungs“. Auf diese Weise wurde das Problem einer Verwechselung oder Überschneidung der beiden Instanzen ausgeblendet. Nach dem Zweiten Weltkrieg, als die Urheberschaft literarischer Werke zu einem zentralen Thema wurde, wurden die von Walzel postulierten Eigenschaften des Aussagesubjekts in der „echten Lyrik“ zur Analyse der Lyrik im Allgemeinen herangezogen. Folglich wurde das „lyrische Ich“, welches Susman als Dichterin aus poetologischer Sicht entwarf, zum analytischen Mittel für die grundsätzliche Definition der Sprecher-Instanz im lyrischen Text. Dies führte dazu, dass Ausführungen zu Susmans Konzept zur Einseitigkeit tendieren. Symptomatisch dafür ist z. B. Matías Martínez’ (2002) Auffassung, Susman habe mit ihrem Konzept eine biographische Auslegung von Gedichten abgelehnt. Eine genaue Analyse von Susmans Werk zeigt jedoch, dass für sie die Frage, ob ein lyrisches Werk biographisch gelesen werden darf oder nicht, irrelevant war. Vielmehr untersuchte sie die Bedingungen jener Doppelbödigkeit, auf deren Grundlage der Leser dazu verleitet wird, ein Gedicht auch als unmittelbare Äußerung des Dichters zu betrachten. (View PDF for the rest of the abstract.)
著者
二藤 拓人
出版者
日本独文学会
雑誌
ドイツ文学 (ISSN:24331511)
巻号頁・発行日
vol.160, pp.45-61, 2020 (Released:2021-06-04)

Die von Friedrich Schlegel konzipierte Gattung „Fragment“ gehört zu einem modernen Kulturphänomen, dem im Prozess der medienhistorischen Leserevolution seit Mitte des 18. Jahrhunderts (Polenz 1994) die literaturprogrammatische Funktion der Mitteilung zugewiesen wurde. Sie wandte sich ausschließlich an das in eine „geniale“ Intelligenz eingeweihte Lesepublikum. Aus dieser medialen Intention der neuartigen Gattung ergab sich die Trennung zwischen einem kleinen intimen Kreis genialer Künstler und dem allgemeinen Publikum. Dies obwohl das frühromantische Konzept der „neuen Mythologie“ auf die Vereinheitlichung von Esoterik und Exoterik abzielte, die in einem breiteren Kreis die Zugänglichkeit der „Poesie“ ermöglichen sollte. Diese Ambivalenz kennzeichnet nicht nur die Romantik, sondern sie gehört vielmehr zur allgemeinen Tendenz des Zeitalters im Zerfall der Einheit der in Habermas’ Strukturwandel der Öffentlichkeit (1962) herausgearbeiteten bürgerlich-literarischen Öffentlichkeit, deren kritische Betrachtung aus sozialgeschichtlicher Perspektive auch im von Christa und Peter Bürger sowie Jochen Schulte-Sasse herausgegebenen Sammelband Aufklärung und literarischen Öffentlichkeit (1980) zusammengestellt ist. Im Blick auf diese nicht nur in sozial-, sondern auch in mediengeschichtlicher Hinsicht zu betrachtende Problematik soll beim vorliegenden Beitrag die Situation der Schreib- und Lesepraxis der zeitgenössischen Publikationskultur anhand von frühesten Texten (1792–1797) Friedrich Schlegels genauer unter die Lupe genommen werden. Erst auf diesem Weg können die bisher kaum beachteten Entstehungsprozesse und -bedingungen des „Fragments“ in Bezug auf den Wandel der literarischen Öffentlichkeit erläutert werden. Der komplexe Gebrauch des Wortes „Fragment“ lässt sich in drei verschiedenen Erscheinungsformen feststellen: als in Briefen mitgeschickten Aufzeichnungen, die im Kreis der Frühromantik zirkulierten, als Formulierungen in Überschriften bzw. Titeln und als antike Quellenmaterialien der von Schlegel durchgeführten Forschung. Im Briefwechsel zwischen Friedrich Schlegel und seinem älteren Bruder August Wilhelm werden „Fragmente aus Hamlet und Romeo“ (KA 23, 138) oder „Fragmente aus Sh[akespeare]“ (ebd., 266) erwähnt, die sich beide offensichtlich auf August Wilhelms Übersetzungsarbeit beziehen. Da diese fragmentarischen Manuskripte durchaus nicht in die Brieftexte eingebettet, sondern ihnen beigefügt wurden, ist jeder Briefleser bzw. -empfänger berechtigt, dieses Fragment ohne Rücksicht auf die Intention des Autors bzw. Absenders frei und sachlich zu kritisieren. Diese Abtrennung des dem Brief beigefügten Fragments vom Brieftext selbst läuft der im 18. Jahrhundert zu beobachtenden Tendenz des bürgerlichen Lesepublikums zuwider, auf die Habermas (1962) bereits hinweist. Er konstatiert dabei, dass sowohl der intime Briefwechsel als auch die Lektüre einer daraus entwickelten Romanliteratur auf der bürgerlichen Basis der „literaturfähigen und publizitätsbezogenen Subjektivität“ zustande komme. Diese Feststellung unterstreicht im Grunde selbst der Habermas kritisierende Kittler (1980), mit dessen Begriff „Phantasma der Autorschaft“ die Einbildung des Lesers bezeichnet wird, der ein Buch allein und still liest, als wäre es ein an ihn persönlich adressierter Brief. Ein Paradebeispiel dafür ist Goethes Werther-Roman, in dessen Protagonisten sich nicht wenige Leser damals einfühlten. (View PDF for the rest of the abstract.)
著者
香田 芳樹
出版者
日本独文学会
雑誌
ドイツ文学 (ISSN:24331511)
巻号頁・発行日
vol.152, pp.8-23, 2016-03-25 (Released:2018-03-31)

Diese Abhandlung bezweckt zu erklären, wie die widersprüchlichen Prinzipien der Gerechtigkeit für das Schaffen der antiken und mittelalterlichen Tragödie eine leitende Rolle gespielt haben. Die antiken Menschen waren sich des Widerspruchs des „Gerechten“ durchaus bewusst. Im fünften Buch der „Nikomachischen Ethik“ hat Aristoteles deshalb der Gerechtigkeit zwei unterschiedliche Funktionen, das Verteilen und das Austauschen, zugeschrieben. Die verteilende Gerechtigkeit wird nach Maßgabe der Leistung proportional vollzogen, während die austauschende Gleiches mit Gleichem strafrechtlich vergilt. Diese Unterscheidung rechtfertigt einerseits die Herrschaftsverhältnisse des Stadtstaates und gewährleistet andererseits die Interessen des bürgerlichen Wirtschaftslebens. Diese zwei Gestalten der Gerechtigkeit sind jedoch nicht die Entdeckung Aristoteles’. Die Griechen haben schon früher zwei Gerechtigkeitsgöttinnen gekannt: Themis und Dike, die nach Hesiod im Mutter-Tochter-Verhältnis standen. Ihre Aufgaben entsprechen denen der aristotelischen Teilgerechtigkeiten. Themis vertritt ältere Stammesgesetze, verfügt über das kollektive Bewusstsein des Menschen und verhängt soziale Sanktionen. Dike richtet hingegen in strafrechtlichen Angelegenheiten. Der unauflösbare Widerspruch beider Göttinnen ist bei Aischylos’ „Agamemnon“ deutlich zu erkennen. Agamemnon, der von Themis beraten um des Sieges gegen die Trojaner willen seine eigene Tochter hatte opfern lassen, wurde von Clytaemnestra ermordet, weil diese glaubte, die talionische Rache sei von Dike vollkommen anerkannt. (View PDF for the rest of the abstract.)
著者
川島 隆
出版者
日本独文学会
雑誌
ドイツ文学 (ISSN:24331511)
巻号頁・発行日
vol.152, pp.107-121, 2016-03-25 (Released:2018-03-31)

Franz Kafkas Romanfragment Der Proceß gilt seit der Nachkriegszeit als ein paradigmatischer Text für eine Situation, in der ein Unschuldiger angeklagt und bestraft wird. Vor allem im ausgehenden 20. Jahrhundert, als die kultur- und sozialhistorische Kafka-Forschung aufblühte, sahen darin immer mehr Interpreten eine Kritik an der bestehenden Rechtsordnung seiner Zeit. Während z.B. Wulf Segebrecht (1997), der Kafkas Roman im Kontext der literarischen Tradition der „poetischen Gerechtigkeit“ betrachtete, noch die Mehrdeutigkeit und Uninterpretierbarkeit des Romans betonte, reduzierte ihn Theodore Ziolkowski (1997), wenn auch vorsichtig, entschiedener auf die historische Realität und glaubte, in den grotesken Verhältnissen, die der Protagonist Josef K. erlebt, ein verzerrtes Bild des „subjektivistischen“ Rechtssystems des fin de siècle in Österreich-Ungarn zu finden. (View PDF for the rest of the abstract.)
著者
益 敏郎
出版者
日本独文学会
雑誌
ドイツ文学 (ISSN:24331511)
巻号頁・発行日
vol.152, pp.57-73, 2016-03-25 (Released:2018-03-31)

Friedrich Schillers Ästhetik gilt schon lange als „Kulminationspunkt der anthropologischen Ästhetik in Deutschland“. Die Tatsache, dass sie mit dem Denken der amerikanischen Philosophin Martha C. Nussbaum, die die Notwendigkeit erkennt, die soziale Gerechtigkeit durch die von der Literatur kultivierte „poetic justice“ zu ergänzen, viele Gemeinsamkeiten aufweist, verdeutlicht die Aktualität von Schillers Ästhetik. Schiller und Nussbaum begründen beide die humanistische Pädagogik in Anlehnung an Schönheit und Kunst und kritisieren gleichzeitig den Kapitalismus der Moderne. Schillers Ästhetik ist gewissermaßen ein frühes Beispiel dafür, wie die Möglichkeiten der „poetic justice“ erörtert wurden. (View PDF for the rest of the abstract.)
著者
今井 敦
出版者
日本独文学会
雑誌
ドイツ文学 (ISSN:24331511)
巻号頁・発行日
vol.164, pp.73-90, 2022 (Released:2023-08-06)

Die vorliegende Arbeit verfolgt das Vorhaben, die Technikkritik des Schriftstellers Friedrich Georg Jünger (1898-1977) aus der heutigen Sicht zu beleuchten und seinen Stellenwert in der kultur- und technikkritischen Strömung des 20. Jahrhunderts zu bestimmen. Zu diesem Zweck befasst sie sich mit seiner Schrift: »Die Perfektion der Technik«, deren erster Teil erstmals 1946 und deren zweiter Teil, ursprünglich unter dem Titel »Maschine und Eigentum« als selbständiger Band, 1949 erschien. Nachgegangen wird den folgenden Fragen: erstens, in welcher Hinsicht Jüngers Technikkritik als Vorwegnahme von Ideen der heutigen Ökologiebewegung anzusehen ist und was sie von Ansichten der ihm vorausgehenden Kultur- und Technikkritiker unterscheidet, zweitens, wer bzw. was das Subjekt des ‚Willens zur Macht‘ ist, als dessen Manifestation er die Technik auslegt, und drittens, welche Art von Ausweg aus der Krise bzw. Umkehr er voraussieht. Friedrich Georg Jünger sieht in der neuzeitlichen Technik einen Automatismus, der an Natur und Mensch grenzenlosen „Raubbau“ treibt und in planetarischer Hinsicht zur Verlustwirtschaft führt. Alle Gegenstände, den Menschen eingeschlossen, werden als Bestände des Nutzbaren aufgefasst, durch Normierung und Standardisierung als Menge des Gleichen ausgerechnet, mobilisiert, bearbeitet und zum Verbrauch geliefert. Der technische Fortschritt verändert nicht nur Natur und Mensch, sondern verwandelt die Gesellschaftsformen in eine maschinenentsprechende, d. h. „das technische Kollektiv“. In der letzten Phase der Perfektionierung schließen sich all die Kollektive zum „Universalarbeitsplan“ zusammen, der somit an die Weltherrschaft gelangt. Jünger zufolge ist die neuzeitliche Technik kein neutrales Werkzeug, sondern an sich der ‚Wille zur Macht‘, dessen mechanischer Automatismus, zwar vom Menschen in Bewegung gesetzt, aber längst nicht mehr gestoppt oder gelenkt werden kann. Die Vollendung der technischen Herrschaft veranlasst aber den Regress der unterdrückten Natur, der sich möglicherweise als folgenschwerer Betriebsunfall offenbart. Auf jeden Fall ergibt sich eine globale Verarmung, die auch vernichtende Weltkriege herbeiführen kann. (View PDF for the rest of the abstract.)
著者
伊藤 白
出版者
日本独文学会
雑誌
ドイツ文学 (ISSN:24331511)
巻号頁・発行日
vol.158, pp.60-76, 2018 (Released:2020-03-15)

Lange diskutierten Kritiker von Bernhard Schlinks Weltbestseller Der Vorleser (1995), inwieweit der Autor in diesem Roman eine revisionistische Vision verfolge: Als Höhepunkt des Romans stellt die Protagonistin Hanna Schmitz, in die sich der Protagonist Michael Berg als Schüler verliebte und die er später im Gerichtssaal als Analphabetin und frühere SS-Aufseherin eines Konzentrationslagers bei Krakau wiedersieht, an den Richter die Frage: „Was hätten Sie denn gemacht?“ Manche Kritiker deuteten den Roman als revisionistisch, da er betone, dass Hanna keine andere Wahl hatte, als in die SS einzutreten, und dass sie nicht Täterin, sondern eher Opfer sei. Auch glaubte man, die Behauptung des Autors aufgedeckt zu haben, dass die Hauptfigur Michael Berg auch Opfer sei, der durch seine Liebe zu Hanna in die Vergangenheitsschuld verstrickt wurde. Dagegen wurde vor der einfachen Identifizierung der Meinung des Autors mit der des Protagonisten gewarnt. Jedenfalls sind viele Fragen im Roman offen geblieben. Zur weiteren Verdeutlichung der Einstellung des Autors, der auch Jurist und Professor für Öffentliches Recht ist, geht es darum, nicht nur seine belletristischen Werke, sondern auch seine juristischen Aufsätze und Essays zu lesen. In seinem Buch Vergangenheitsschuld und gegenwärtiges Recht (2002) kritisiert Schlink wiederholt die Radbruchsche Formel, nach der das Recht im Dritten Reich, das die Gerechtigkeit nicht einmal erstrebt und die Gleichheit, den Kern der Gerechtigkeit, verleugnet habe, überhaupt der Rechtsnatur entbehre, weil sie den Gerichten der Bundesrepublik Deutschland ermöglicht habe, die Taten im Dritten Reich rückwirkend zu verurteilen. Auch erhebt er einen Einwand gegen die nach einer heftigen Diskussion 1979 beschlossene Aufhebung der Verjährungsfrist bei Mord in der Bundesrepublik Deutschland. „Nulla poena, nullum crimen sine lege“ sei das rechtsstaatliche Proprium des Strafrechts, wenn auch bei NS-Verbrechen 6,000,000 Menschen umgebracht worden sind. Damit wird seine juristische Überzeugung deutlich, dass keine Taten im Dritten Reich nachträglich verurteilt werden sollten, ganz zu schweigen von den Taten Hannas, die nur Befehlen gefolgt habe. In diesem Buch geht er sogar so weit, zu behaupten, dass die Opfer, die Juden, für die NS-Verbrechen selbst verantwortlich wären, da sie, nach Schlink, Widerstand und Widerspruch nicht geleistet hätten. Das ist aber falsch, da es in der NS-Zeit tatsächlich viele Fälle jüdischen Widerstandes gab, und Schlinks Äußerung übersieht, dass sich die Juden damals in einer völlig hilflosen Situation befanden. Zwar sind Beispiele der jüdischen Beihilfe zu Verbrechen bekannt, aber Schlink verallgemeinert dies. Dagegen sind für Schlink die Deutschen seiner Generation Opfer, da sie wegen der Beziehung zur Elterngeneration unter Identitätsproblem gelitten hätten. Wer sind dafür die Schuldigen? Für Schlink sind es Kritiker der NS-Verbrechen einschließlich Juden, die, wie in der Erzählung „Die Beschneidung“ (2000), die Vergangenheitsschuld der Deutschen erwähnen und die Deutschen attackieren. Thematisierung der Vergangenheitsschuld ist für Schlink schon eine Belästigung. (View PDF for the rest of the abstract.)
著者
林 英哉
出版者
日本独文学会
雑誌
ドイツ文学 (ISSN:24331511)
巻号頁・発行日
vol.164, pp.26-40, 2022 (Released:2023-08-06)

Der Roman „Heidi“ von Johanna Spyri spielt an zwei Orten: in den Schweizer Bergen und in der deutschen Großstadt Frankfurt am Main. Hier werden Natur und Großstadt deutlich gegenübergestellt. Dies wurde in der bisherigen Forschung als „moderne Kritik an der Moderne“ verstanden, weil die Natur als positiv und die Großstadt als negativ beschrieben wird. Diese Entgegensetzung erscheint charakteristisch in der Gattung der ‚Heimatliteratur‘. Die vorliegende Abhandlung fragt, ob man wirklich „Heidi“ einfach als Kritik an der Moderne verstehen kann. Der Schwerpunkt dieser Abhandlung liegt auch auf den Krankheiten und Behinderungen der Figuren in „Heidi“, weil der Unterschied zwischen Natur und Großstadt eng mit der Gesundheit von Heidi und den anderen Figuren verbunden ist. Heidi kann nach der Rückkehr in die Berge ihre in Frankfurt verlorene seelische Gesundheit wiedergewinnen. Die Hochschätzung der frischen Bergluft in „La Nouvelle Héloïse“ von Rousseau führte im 19. Jahrhundert zur Fixierung vom gesunden Bild der Schweizer Berge, indem sie zum beliebten Ort für Bergsteiger und Touristen wurden. Dazu trug gleichzeitig auch die Einrichtung der Eisenbahn und der Sanatorien bei. Das gesunde Bild der Natur basiert auf der modernen Technik und Naturwissenschaft (Medizin sowie Ernährungswissenschaft). In „Heidi“ erscheinen der Arzt und die Eisenbahn gar nicht negativ, was zeigt, dass die moderne Kritik an der Moderne keineswegs gründlich geübt wird. Die Natur erscheint in „Heidi“ nicht nur gesund und sanft. Ihre Gefährlichkeit wird auch durch die Kälte der Berge im Winter und die Zerstörung des Rollstuhls dargestellt. Clara, die kränklich ist und immer im Rollstuhl sitzt, überwindet ihre Gehbehinderung, nachdem sie in die Berge gekommen ist. Dies geschieht unmittelbar nach der Zerstörung ihres Rollstuhls durch Peter. An der Zerstörung des Rollstuhls beteiligt sich auch die Natur, indem er den Berghang hinunterstürzt und damit zerstört wird. Die Zerstörung des Rollstuhls drückt eine Befreiung von der Stagnation der Großstadt durch die Natur aus, aber gleichzeitig zeigt er auch die Gefährlichkeit der Natur. So verdoppelt der Rollstuhl das Bild der Natur. Außerdem erscheint die Großstadt auch nicht nur kränklich. Heidi, die nie zur Schule gegangen ist, lernt erst in Frankfurt das Lesen. Sie bringt später in die Berge die Technik des Lesens mit, wo sie Peters sehbehinderter Großmutter Kirchenlieder vorliest. Dann sagt die Großmutter, dass es ihr hell wurde, was eine symbolische Überwindung ihrer Sehbehinderung darstellt. Heidi zwingt auch Peter zum Lernen der Buchstaben. Lesen lernen ist mit Disziplin und Druck verbunden und steht in engem Zusammenhang mit der Stagnation der Großstadt. Die von der Großstadt ausgehende Alphabetisierung wirkt sich nicht nur positiv auf die Gesundheit aus, sondern ist auch mit dem kränklichen Charakter der Großstadt verbunden. So verdoppelt die Alphabetisierung das Bild der Großstadt. Der Rollstuhl und die Alphabetisierung gehen zwar in „Heidi“ von der Großstadt aus. Aber sie gehören nicht zur modernen Technik, so dass sie die Entgegensetzung von Natur und Großstadt relativieren können. Dies zeigt, dass es nur ein einseitiges Verständnis ist, „Heidi“ einfach als moderne Kritik an der Moderne zu betrachten. Dies könnte generell für die Heimatliteratur gelten, weil die aus der Sicht der Moderne gebildete Entgegensetzung von Natur und Großstadt die Grundstruktur der Heimatliteratur ist. Dann müsste auch die Frage danach gestellt werden, was in „Heidi“ im Vergleich zu anderen Werken der Heimatliteratur charakteristisch ist.
著者
竹岡 健一
出版者
日本独文学会
雑誌
ドイツ文学 (ISSN:24331511)
巻号頁・発行日
vol.164, pp.41-57, 2022 (Released:2023-08-06)

Unter den Werken von Karl Aloys Schenzinger ist „Anilin“ (1937) weniger bekannt als „Der Hitlerjunge Quex“ (1932), das als ein Beispiel typisch nationalsozialistischer Literatur gilt. Aber wenn man den Blick auf die Gesamtauflage innerhalb der Jahre 1933 bis 1944 richtet, findet man sie in umgekehrter Position. „Anilin“ wurde mit der Auflage von 920.000 fast dreifach mehr als „Der Hitlerjunge Quex“ verkauft und gehört zu den Topsellern der NS-Zeit. In diesem Sinne ist gerade „Anilin“ ein repräsentatives Werk, sowohl für Schenzinger als auch für die NS-Zeit. Trotzdem blieb das Werk bisher in der Forschung über die Literatur in der NS-Zeit außer acht. Vielleicht waren seine technologischen Themen in bezug auf die deutsche Chemie oder die deutsche Farbenindustrie nicht in die Kategorie der sogenannten nationalsozialistischen Literatur einzuordnen, zu der hauptsächlich Propaganada-, Kriegs- und Blut-und-Boden-Literatur gehören. In diesem Sinne sollte der Hinweis von Tobias Schneider Beachtung finden, dass die mit der Überschrift wie „Literatur in Nazi-Deutschland“ oder „Literatur im Dritten Reich“ versehenen Forschungen ihren Gegenstand eng begrenzten, und dass die „NS-Literatur“ als die „Literatur im Dritten Reich“ erst durch solche Forschungen etabliert wurde. Natürlich bedeutet das nicht, dass „Anilin“ bisher nicht betrachtet wurde. Es gibt zwar verschiedene Hinweise auf die Beziehung zwischen dem Werk und dem Nationalsozialismus. Aber dabei wurde das Wesen des Werks nicht klar formuliert, weil die historischen Tatsachen der im Werk auftretenden Chemiker, chemischen Industrien und deren Erfindungen oder Entdeckungen nicht genau in Betracht gezogen wurden. Nach der Meinung des Verfassers ist dieses Werk keine einfache Geschichtsschreibung. Der Kern des Werks liegt in der Beschreibung der Zeit des Dritten Reichs am Ende der Geschichte. Ein klarer Beweis dafür ist, dass die Handlung in bezug auf das Anilin im sechsten Teil zu Ende kommt. Der beachtenswerteste Punkt des Werks ist also der siebte Teil, der extra hinzugefügt wurde, obwohl er dem Titel nach eigentlich entbehrlich ist. So wird in dem vorliegenden Aufsatz durch die genaue Betrachtung dieses Punktes klargemacht, dass dieses Werk nicht ein populärwissenschaftlicher Roman, sondern ein Roman mit starkem politischem Charakter ist. (View PDF for the rest of the abstract.)
著者
川島 隆
出版者
日本独文学会
雑誌
ドイツ文学 (ISSN:24331511)
巻号頁・発行日
vol.158, pp.90-103, 2018 (Released:2020-03-15)

In ihrem Essay Questions of travel: Postmodern discourses of displacement (1996) kritisierte Caren Kaplan die Polarisierung von „tourism“ und „exile“ in der Forschung, in der ein einsamer, entfremdeter Emigrant zur idealen Künstlerfigur der literarischen Moderne stilisiert wird, während die Reisen der Touristen in der modernen Gesellschaft als bloß banale, kapitalistische Vergnügungen abgewertet werden. Kaplans Kritik gilt auch der postmodernen Theorie der „déterritorialisation“, die Gilles Deleuze und Felix Guattari vor allem in Kafka: Pour une littérature mineure (1975) entwickelten, indem sie die konkreten gesellschaftlichen Bedingungen realer Nomaden außer Acht lassen. Kaplan zufolge privilegieren die postmodernen Theoretiker die nomadenhafte Existenz im Exil bzw. in der Diaspora so, dass sie schließlich dem idealisierten Bild des Emigranten der modernen Literatur ähnlich wird. In der vorliegenden Arbeit möchte ich den Roman Der Verschollene (1912–1914), der bisher in der Forschung oft als typisches Beispiel einer deterritorialisierten Literatur mit einem nomadenhaften Helden gelesen wurde, anders zu lesen. Der Protagonist Karl Roßmann verhält sich danach nicht so sehr wie ein eigentlicher Emigrant, sondern vielmehr wie ein Tourist. Er sieht, was ihm sein Onkel Jakob vorwirft, die Großstädte in Amerika stets aus dem Blickwinkel eines „Vergnügungsreisenden“. Dadurch, dass der Leser mit der Hauptfigur diese Perspektive teilt, entsteht der durchgehend bewegliche und schwebende Eindruck dieses Romans. Auch im Vergleich mit dem Reisebericht Amerika — heute und morgen (1912) von Arthur Holitscher, einer der wichtigsten Vorlagen des Romans, tritt der touristenhafte Charakter Karl Roßmanns deutlich zutage. Während Holitscher in seinem Reisebericht die Integration der – vor allem jüdischen – Immigranten aus vielen Ländern in die amerikanische Gesellschaft plastisch darstellt, scheitert der von allem Jüdischen „emanzipiert“ habende Held Kafkas gerade bei diesem Integrationsprozess, weil er nicht imstande ist, die Position eines Touristen aufzugeben und sich wie ein wirklicher Immigrant zu verhalten.