- 著者
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山本 幾生
- 出版者
- 日本ディルタイ協会
- 雑誌
- ディルタイ研究 (ISSN:09142983)
- 巻号頁・発行日
- vol.2012, no.23, pp.14-37, 2012 (Released:2022-02-01)
Ist die Philosophie Diltheys durch die bisherige Kritik schon überwunden? Oder hat sie für uns auch heute noch eine zukunftsweisende Bedeutung? Was hat im 100. Todesjahr des Philosophen als sein Erbe Bestand? Diesen Fragen gegenüber versuchen wir hier unter dem bisher wenig beachteten Gesichtspunkt der Analogie ein neues Bild von Dilthey zu entwerfen.
Nach seinem Tod wurde Dilthey von Heidegger, Gadamer, und Pöggeler rezipiert und gilt heute als einer der Begründer der philosophischen Hermeneutik. In Gadamers Hauptschrift „Wahrheit und Methode“ (1960) wird Diltheys Philosophie wie folgt ausgelegt: Dilthey habe versucht, durch die erkenntnistheoretische Grundlegung der Geisteswissenschaften den Gegensatz zwischen der partikularen Erkenntnis der geschichtlichen Welt und der universalen wissenschaftlichen Erkenntnis der Natur zu überwinden, musste aber scheitern, weil er, unter dem Einfluss des naturwissenschaftlichen Methodenideals stehend, das Verfahren der vergleichenden Induktion als Methode der Geisteswissenschaften angenommen hatte.
Aber heute können wir auf Grund des frühen Nachlasses, der mit dem Erscheinen von Bd. 19 der „Gesammelten Schriften“ (1982) zugänglich gemacht worden ist, sagen: von seiner Frühzeit an übt Dilthey Kritik an dem von J. S. Mill vertretenen Verfahren der Induktion (vom Einzelnen zum Allgemeinen). Dagegen versucht er die Analogie (vom Einzelnen zum Einzelnen) als Methode der Geisteswissenschaften zu begründen und auf Grund davon die elementaren Begriffe der Hermeneutik, d.h. „Nachbilden“, „Nacherleben“ und „Verstehen“ in ihrem Sinn aufzuklären. So müssen wir sagen: das Verstehen der Hermeneutik Diltheys zielt nicht auf naturwissenschaftliche Allgemeingültigkeit, sondern enthält ein Missverständnis und eine Unmöglichkeit des Verstehens in sich und kann insofern durch den zirkelhaften Vollzug zwischen „Einzelnem“ und „Ganzem“ eine geisteswissenschaftlich objektive Gültigkeit erhalten. Diltheys Hermeneutik fragt uns sonach nach unserer geschichtlich-gesellschaftlichen Wirklichkeit: wie verstehen wir unsere Wirklichkeit? Durch die Ent-sprechung dieser Frage können wir das Erbe Diltheys als ein uns auf die Zukunft anrufendes antreten.