著者
岡本 佳子 坂部 裕美子 神竹 喜重子 荒又 雄介 辻 昌宏 大河内 文恵 平野 恵美子 小石 かつら
出版者
デジタルアーカイブ学会
雑誌
デジタルアーカイブ学会誌 (ISSN:24329762)
巻号頁・発行日
vol.7, no.4, pp.e25-e30, 2023 (Released:2023-09-25)
参考文献数
22

本稿は18〜20世紀ヨーロッパ歌劇場における上演傾向研究の一環として、フィールドワークと文献による興行情報の調査結果をデータ化・蓄積するにあたっての諸問題を提示する。具体的には、ポスターや年鑑からデータを抽出・統合する際、資料の選択、視覚的側面の配慮、項目や備考欄情報の取捨選択、上演言語の特定、作品の改変による紐付けが困難な場合がある。とりわけ、各資料の掲載項目自体が、地域や時代固有の価値観を色濃く反映していることから、それらの価値観の保持は統一的なフォーム作成の意図と相反することがある。様々な資料の比較から得られたこれらの知見を共有することは、データベース作成への新たな視座を提供するものであろう。
著者
荒又 雄介
出版者
日本オーストリア文学会
雑誌
オーストリア文学 (ISSN:09123539)
巻号頁・発行日
no.20, pp.9-17, 2004-03-31

In seinem als Fragment hinterlassenen Roman Andreas entwirft Hofmannsthal eine Folge von Abenteuern eines jungen osterreichischen Adligen auf dessen Bildungsreise nach Venedig. Was im Vordergrund der fertig geschriebenen Textteile steht, sind jedoch keine aufregenden Reiseerlebnisse der Hauptfigur Andreas, sondern seine eher dusteren Erinnerungen an die Kindheit. Der Leser, der eine wilhelmmeisterliche "Bildung" eines naiven jungen Mannes erwartet haben mag, folgt unversehens einem nervosen Einzelkind auf dessen introspektivem Weg in die Vergangenheit. Es sieht sogar so aus, als ware der von seiner Vergangenheit gebannte Held nicht mehr dazu in der Lage, sich unterwegs weiterzuentwickeln, was ja damals zu den Hauptzielen von Auslandreisen junger Adeliger gehorte. Im Roman fragment sind Andreas' Erinnerungsbilder ineinander geschachtelt. Da gibt es zunachst sein gutes Gedachtnis. Dann kehren zwanghaft verdrangte Szenen wieder. Zu denen gehort das gesamte Karnten-Kapitel, wo Andreas wieder an die versiegelte Geschichte seiner Familie gemahnt wird. Hinzu kommen Tra'ume und Halluzinationen. So werden mil den Erinnerungsbildern immer tiefere Schichten seines Innern ausgegraben, bis er, auf dem Grab des Hofhundes seines Gastgebers liegend, dunkel eine "andere Wirklichkeit" ahnt. Was ahnt er da und was bedeutet seine merkwurdige Reaktion? Andreas fuhlt sich so fremd, daB es ihm vorkommt, als ob er von oben auf seinen Leib herabsahe und nicht mehr zuruck konnte. Um unsere Frage beantworten zu konnen, mussen wir auf die beiden Traume achten, zwischen denen die Grabszene liegt. Im ersten Traum folgt Andreas Romana, der Tochter seines Gastgebers, in jene Gasse in Wien, wo sein Elternhaus steht. Die Szenerie deutet Andreas' vergeblichen Versuch an, zwischen Romana, seiner ersten Liebe, und seinen Eltern eine Beziehung herzustellen. Aufgrund der Bekanntschaft mit Romana und ihrer Familie kamen bei Andreas Bedenken gegen den wienerischen "bagatelladligen" Lebensstil auf, die sich zu einer dump fen Kritik an der Doppelmoral der Eltern verscharften. Andererseits hat er aber keine Lust, auf die angenehme Stellung als einziger Sohn zu verzichten. Bemerkenswert ist hier nicht nur, daB ein herangewachsener Sohn in der Stellung des Kindes verharrt, sondern auch, daB ihn die Vorstellung sterbender Hunde verfolgt. Im ersten Traum liegt zwischen ihm und Romana als Hindernis ein Unhold mit einem Hundegesicht, der sich mit gebrochenem Kreuz wie eine Schlange windet. Am nachsten Tag erinnert sich Andreas an einen kleinen Hund, dem er als Kind auf das Kreuz getreten ist. Der Geste des Sich-Windens, die sich dabei wiederholt, begegnet man auch bei der Hauptfigur, als sie sich im Traum in alten Kleidern der Eltern "winden" muB. Wie Waltraut Wietholter gezeigt hat, erinnert das gebrochene Kreuz, hier mit dem Namen Andreas verbunden, an das Andreas-Kreuz. Dem am Kreuz gefolterten heiligen Andreas wurden alle Gelenke gebrochen. Tiere haben durch die Gewalttat der Hauptfigur todliche Verletzungen erhalten. Aber wer ist fur die Verletzung der Hauptfigur verantwortlich? Eine mogliche Antwort enthalt eines der Erinnerungsbilder. Der GroBvater der Hauptfigur, auf den die ganze Familie stolz ist, hieB auch Andreas. Aber man sagt, der Enkelsohn habe von ihm nicht viel geerbt, eher von einem Onkel, der als Schandfleck der Familie gait. "Onkel Leopold schlage ihm ins Genick." Dieses bose Wort verrat den Ursprung der Kette von Verletzungen, die Andreas auf dem Hundegrab nur ahnt. Er reagierte sein MiBvergniigen gewalttatig an kleinen Tieren ab. Aber diese sind, als todlich verletzt im Bild prasent, nichts als Spiegelbilder seiner selbst. Der Belastung durch diese Vorahnung halt Andreas nicht stand. Mit der Verdoppelung des Subjekts verdeckt er alle verwickelten Faden seiner Kindheit, ohne sie gelost zu haben, und gerade damit bleibt er ans Kinderzimmer gebannt. Der Beistand seines Mentors Sacramozzo hilft ihm da auch nicht weiter. Ganz anders sieht der zweite Traum aus. Alle Momente, die mit der Kindheit zu tun haben, sind hier von der Szene gewischt. Dabei spielt m.E. der ihm selbst unbewuBte Akt des Verdeckens seiner Erinnerung auf dem Hundegrab eine entscheidende Rolle. Was darunter begraben liegt, namlich das, was Andreas standig behindert, bevor er Romana und damit eines der Ziele seiner "Reise" erreicht hat, ist eben diese unerloste Kindheit.