- 著者
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春名 純人
- 出版者
- 関西学院大学
- 雑誌
- 関西学院大学社会学部紀要 (ISSN:04529456)
- 巻号頁・発行日
- vol.100, pp.21-47, 2006-03-15
Was ist transzendentale Philosophie und was die transzendentale Problematik der Philosophie? Kant sagt: "Ich nenne alle Erkenntnis transzendental, die sich nicht sowohl mit Gegenstanden, sondern mit unserer Erkenntnisart von Gegenstanden, insofern diese a priori moglich sein soll, uberhaupt beschaftigt." (K.d.r.V. B 25) Die Aufgabe der transzendentalen Kritik besteht darin, die allgemein gultigen Bedingungen, durch die wissenschaftliche Erkenntnis ermoglicht wird, zu untersuchen. Der Ausdruck "transzendental" meint die Bedingungen a priori, die die Erfahrung ubersteigen, zugleich aber Erfahrung als solche erst entstehen lassen. Allein Kants Kritik hat das ihr zugrundeliegende Axiom: die Autonomie des theoretischen Denkens, keiner Prufung unterzogen. Kant hat sowohl die transzendentale Apperzeption des "Ich denke", die die Allgemeingultigkeit der Anwendung der Grundsatze auf die Natur garantiert, als auch den universalen Willen des "Ich will", der die Allgemeingultigkeit der Anwendung des praktischen objektiven Grundsatzes, d.h. des kategorischen Imperativs, auf die Moral garantiert, dogmatisch vorausgesetzt. Hierin liegt die vortheoretische Voraussetzung des autonomen, allgemeinen Ichs, ohne das Kants kopernikanische Wende nicht denkbar ist. In diesem Zusammenhang ist K.-O. Apels transzendentale Sprachpragmatik insofern von Bedeutung, als sie gegenuber der Evidenz der empirischen Verifizierbarkeit von theoretischen Satzen die diesen Satzen zugrundeliegende und sie tragende paradigmatische Evidenz der Interpretationsgemeinschaft, durch die ein sprachlich-kommunikativer kon-sensus ermoglicht wird, geltend macht. Apel hat in der Sprache a priori die vortheoretischen Voraussetzungen des Denkens in Argumentationsgemeinschaften aufgefunden. Bei seiner Sprachpragmatik handelt es sich um eine Untersuchung der tranzendentalen intersubjektiven Bedingungen, durch die eine kritische Prufung wissenschaftlicher Erkenntnis und moralische Normen moglich gemacht werden. Herman Dooyeweerds De Wijsbegeerte der Wetsidee (engl. A New Critique of Theoretical Thought) ist "eine christliche Transzendentalphilosophie im radikal kritischen Sinne. Sie hat zum ersten Male die Denkund Erfahrungshaltung als solche einer transzendentalen Kritik unterworfen." (Die Philosophie der Gesetzidee, S. 1) Wie Dooyeweerd herausgestellt hat, gibt es in jedem philosophischen Denken vortheoretische Voraussetzungen, die einen religiosen Charakter haben. Er hat das Axiom der Autonomie des theoretischen Denkens negiert und gefordert, es einer transzendentalen Kritik zu unterwerfen. Ebenso hat er die religiose Neutralitat des Menschen negiert und die vortheoretischen religiosen Voraussetzungen im menschlichen Herzen aufgeklart. Diese vortheoretischen Voraussetzungen oder religiosen Grundmotive bestimmen den Charakter des theoretischen Denkens. In Dooyeweerds transzendentaler Philosophie werden die vortheoretischen Voraussetzungen als allgemein-gultige Bedingungen des theoretischen Denkens berucksichtigt. Das religiose Grundmotiv der griechischen Philosophie ist das von ε 〓 δ ο S und υ λ η. Fur Platon ist Philosophie das Erwachen des vernunftigen Teils der Seele (τ ο λ ο γ ι σ τ ι χ ο ν τ η S ψ υ χ η S), und das Ideal des Philosophen besteht im Leben der Kontemplation der ewigen Ideen. Nur dieses Leben kann die ewige Wiederkehr der Seele abschneiden, so dass sie in die Welt der Ideen zuruckkehren kann. Die Welt der Ideen meint die Welt der Gotter, und zu philosophieren bedeutet, die Seele zu reinigen und sie im religiosen Sinne zu erlosen. Der Ursprung der Anthropologie der Philosophen von Athen liegt in der dualistischen Anthropologie der orphischen Religion, die durch die religiose Schule der Pythagoreer eingefuhrt worden war. Das religiose Grundmotiv der scholastischen Philosophie des Mittelalters ist das von natura und gratia, In dieser Philosophie kommt es zu einer Synthese des Feldes des Lichtes der naturlichen Vernunft (lumen naturale) und dem Feld des Lichtes der ubernaturlichen Gnade (lumen gratiae). Das religiose Motiv der modernen Philosophie ist das von Freiheit und Natur. Die Religion der modernen Philosophie, deren Gott der diskursive technische Verstand ist, hat aufgrund des Prinzips der Klarheit und Deutlichkeit des Denkens die Vorstellung einer mechanistischen Natur geschaffen und "die Mathematisierung der Natur" eingefuhrt. Ubriggeblieben sind "der Tod Gottes", "die Armut des Ichs und der Verlust des transzendentalen Herzens" sowie "die Zerstorung der Natur und die Verkleinerung der reichen Gesetze und Normen der erfullten Wirklichkeit der geschaffenen Welt." Wenn diese apostatischen religiosen Grundmotive die vortheoretischen Voraussetzungen des theoretischen Denkens darstellen, dann errichten sie die Axiome der Autonomie des theoretischen Denkens und der naturlichen Vernunft. Dooyeweerd will eine transzendentale Philosophie begrunden, die das biblisch-religiose Grundmotiv von Schopfung - Fall - Erlosung zur Bedingung a priori des theoretischen Denkens macht.