著者
桑原 ヒサ子
出版者
JAPANISCHE GESELLSCHAFT FUER GERMANISTIK
雑誌
ドイツ文学 (ISSN:03872831)
巻号頁・発行日
vol.75, pp.26-35, 1985-10-01 (Released:2008-03-28)

Diese Arbeit ist ein Versuch, durch die Analyse der dramatischen Werke Th. Bernhards seine Weltanschauung, seinen Appell an die Zuschauer und zugleich den Hintergrund seiner umfangreichen Produktivität herauszu-arbeiten. Als Haupttext wird hier "Der Präsident“ (1975) untersucht, das letzte Stück der seit dem ersten Theaterstück "Ein Fest für Boris“ (1970) fünfjährigen dramatischen Schaffensphase, in der Bernhard trotz der heftigen Ablehnung bei den Erstaufführungen schließlich großen Erfolg hatte.Beim Lesen der dramatischen Werke, die aus uferlosen, monomanischen Monologen der Hauptfiguren bestehen, hat man den folgenden Eindruck: je tiefer man in den Text eindringt, desto mehr wird man irritiert. Für das Verständnis seiner Welt bringt es nichts, oberflächlich den Gang des Texts mitzuvollziehen, sondern es kommt vielmehr auf das Entziffern der Metaphern an, die einen großen Teil der Spielschlüsse bilden. "Der Präsident“ besteht aus den großen Monologen des Präsidenten und seiner Frau, die Terrorangriffen ausgesetzt sind. Aber es wäre kurzschlüssig, wenn man das Stück für ein politisches hält, vor allem in bezug auf die gesellschaftliche Situation damals, als "Der Präsident“ uraufgeführt wurde. Zum Verständnis des Stücks ist eine doppelte Transposition erforderlich: von politischer Metaphorik auf Denkformen, und diese erst sind zu begreifen als Reflex der gesellschaftlichen Wirklichkeit. Geht man mit dem Blick auf die Metaphern auf dieses Stück zu, die teilweise auch in den anderen Werken Bern-hards wiederholt aufgenommen sind, ergibt sich deutlich: der Präsident vertritt die Kraft der sozialen Integration wie früher die Kirche, die absoluten Gehorsam erzwang, ohne die Menschen nachdenken oder die Wahrheit erkennen zu lassen. Sein Sohn, der als Anarchist seinen Vater ermorden wird, verkörpert die kommende Generation, die die Lüge der lähmenden Ordnung des Präsidenten erkennt. Durch das Erkennen der Wahrheit gerät man aber in eine ausweglose Isolation. Diese Isolation, die jede Hauptperson seit dem Figurenentwurf vom Maler Strauch im Erstlings-roman "Frost“ erlebt, -es ist im hier behandelten Text die Präsidentin, die die Isolation erleidet-hat als Hintergrund die Geschichte eines Aufklärungsprozesses: im modernen Zeitalter hat der Mensch durch die Aufklärung den subjektiven Geist von der Natur emanzipiert und subjektive Freiheit im gesellschaftlich-politischen Bereich verwirklicht. Aber unter der Massendemokratie der hochindustrialisierten Gesellschaft ist kein Mensch mit eigenständigem Denken mehr erwünscht, sondern nur der funktionalisierte Mensch, der nicht mehr in der Lage oder willens ist, das Ganze in seinen Zusammenhängen zu betrachten. Die Qual und Einsamkeit der Hauptpersonen kommt aus ihrer Einsicht in diese problematische Wirklichkeit. Sie kritisieren nicht nur die Systeme, die das Bewußtsein des Menschen vernichten, sondern auch die Menschen, die sich ihrer selbst nicht mehr bewußt sind. Wer einmal die Lüge des gesellschaftlichen Systems begreift, kann nicht mehr in dem bisherigen Lebenszusammenhang bleiben, für den gibt es keinen Orientierungspunkt hinsichtlich der Wertsetzung im Leben mehr. In diesem ausweglosen Zustand bleibt als Form des Wider-stands für ihn nichts anderes übrig, als sich bis zum Tod mit sich selbst und der Außenwelt zu konfrontieren und immer mehr über sich zu reflektieren, woraus der monomanische, uferlose Monolog entspringt. Diese unmensch-lichen Bemühungen erinnern an das Los des Sisyphus. Nach Camus liege seine Tragik darin, daß er selbst seine absurde Wirklichkeit genau kenne.
著者
桑原 ヒサ子
出版者
学習院大学
雑誌
学習院大学ドイツ文学会研究論集 (ISSN:18817351)
巻号頁・発行日
vol.8, pp.193-215, 2004

1961 machte Arno Schmidt neben Gullivers Reisen und dem Candide auf J. K. Wezels Roman Belphegor aufmerksam, als "dritte(s) dieser alten Bücher des ehrwürdigsten Gott-, Welt- und Menschenhasses". Diese sensationelle Wiederentdeckung ermöglichte eine "WezelRenaissance", die sich in den Wiederauflagen und in der Literaturforschung zeigte. Denn seit seinem Erscheinen im Jahre 1776 war der Belphegor nicht wieder gedruckt worden. Johann Karl Wezel (1747-1819) war ein vielseitiger und außerordentlich gebildeter Dichter und Verfasser von gern gelesenen Romanen, Lustspielen, satirischen Erzählungen, Abhandlungen über den philosophischen Materialismus, Übersetzungen aus dem Englischen und dem Französischen und von aufsehenerregenden Literaturkritiken und Streitschriften. Aber sein Belphegor, den der Verfasser selbst für seinen besten Roman gehalten hat, wurde als unrezipierbar beurteilt, und er wurde schon in den 90er Jahren rasch und gründlich vergessen. Neuere Forschungen bestätigen den Anteil Wielands und seines Teutsehen Merkur an diesem Prozess. Wielands Brief an Wezel am 22. 7. 1776 und anschließend Mercks Rezension des Belphegor im Teutsehen Merkur zeigen, dass sie sich vor allem an der Kritik an der "Wahrscheinlichkeit" als der wichtigsten romanästhetischen Kategorie und an dem Optimismus der Aufklärung gestoßen haben. Provokativ steht der Superlativ des Romantitels gegen den Untertitel "Eine sehr wahrscheinliche Geschichte" von Wielands Geschichte der Abderiten (1774-80). Wezel verspottete mit seinem Belphegor Wielands harmlose Satire. Der Roman behauptet sich aber auch gegen den im innersten Kern unaufgeklärten Vernunftglauben in Wielands Goldnem Spiegel mit seiner Idee eines Staatswesens für aufgeklärte, edle Menschen. Wezel interessiert sich nicht für die idealisierte Wahrscheinlichkeit, sondern wie in der Vorrede des Romans steht, will er zeigen, was der Mensch ist, nicht aber, was er wünscht oder sein sollte. Wezels realitätsentlarvender Satire zum Zweck der radikalen Aufklärung kommt nicht nur der Weimarer Kreis, sondern auch der bürgerliche Mittelstand nicht entgegen. Obwohl oder gerade weil die feudalabsolutistische Repression in Deutschland am nachhaltigsten wirkt, hält sich der Optimismus besonders hartnäckig. Dem Bürgertum, das schon ein halbes Jahrhundert ohne politisches Entscheidungsrecht gesellschaftliche Triebkraft war, war er eine Kompensation für die miserablen Verhältnisse. Damals gab es auch einige positive Stimmen, z.B. von Schubart und Musäus, jedoch setzten sich die Meinungen Wielands und Mercks durch. Von Wieland geführt entsteht in Weimar die klassische Literatur mit ihrem Glauben an die Entwicklung des Menschen zum Besseren, Höheren, Vollkommeneren, die dann in der deutschen Literaturgeschichte der höchste Kanon wird.