- 著者
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石川 栄作
- 出版者
- 徳島大学総合科学部
- 雑誌
- 言語文化研究 (ISSN:13405632)
- 巻号頁・発行日
- vol.10, pp.109-149, 2003-02
Richard Wagner hat den Text der ≫Gotterdammerung≪ hauptsachlich mit den nordischen Materialien und dem Nibelungenlied geschaffen. Die Tragodie des Siegfriedsmordes, die er dort entwickelt hat, ist aber ganz verschieden von den hergebrachten Nibelungenuberlieferungen. Die Charakteristik des Siegfriedsmordes in der ≫Gotterdammerung≪ kann folgendermaβen in 5 Punkten zusammengefasst werden. Die erste Charakteristik besteht in der eingehenden Schilderung der Liebe zwischen Siegfried und Brunnhilde. Ihre Liebe stammt aus der nordischen ≫Volsungasaga≪. Dort stehen aber nur die ganz kurzen Beschreibungen von ihren zweimaligen Verlobungen. Wagner hat ihre Liebe weiter ausgefuhrt: Siegfried und Brunnhilde sind durch die schicksalhafte Liebe stark verbunden worden. Ihre Liebe verstarkt sich, indem Siegfried der Geliebten den Ring des Nibelungen geschenkt hat. Der Ring ist nun fur die beiden das Symbol der Liebe. Auf den Ring des Nibelungen zielt Hagen, der Halbbruder des Gunther. Diese Gestalt Hagens kommt von der nordischen ≫Thidrekssaga≪ her. Hagen ist aber bei Wagner kein Sohn des namenlosen Albes, wie in der nordischen Uberlieferung, sondern gerade der Sohn des Nibelungen Alberich, der dem Ringrauber Wotan den Fluch ins Gesicht geschleudert hat: ≫Verflucht sei dieser Ring!≪ In dieser Herkunft Hagens liegt das zweite Merkmal: Der Kampf um den Ring zwischen Wotan und Alberich verandert sich nunmehr in den Streit zwischen Siegfried und Hagen. Der Ring symbolisiert fur Hagen die Macht. Durch seine List entwickelt sich die Tragik des Siegfriedsmordes. Die dritte Charakteristik besteht darin, dass Hagen bei dem Kampf zwischen der Liebe und der Macht als List einen Vergessenheitstrank benutzt. Der Trank stammt aus der ≫Volsungasaga≪. Dort bot die Konigin Grimhild, Gunnars Mutter, dem Cast Sigurd den Trank an. Bei Wagner ubernimmt aber Hagen die Rolle der Konigin. Der Trank hat ferner so wundersame Wirkung, dass der Genieβer dabei eines Weibes ganz vergessen musste, das er je ersah. Siegfried nimmt den Trank auf und verliert dadurch alles Gedachtnis an Brunnhilde. Er verliebt sich noch weiter in Gudrune, die vor ihm steht. Um die Liebe zu ihr verspricht er ihrem Bruder Gunther, ihm bei der Werbung um Brunnhilde zu helfen. Beim Versprechen besiegeln Siegfried und Gunther ihren Bund durch einen feierlichen Schwur der Blutbruderschaft. In der eingehenden Schilderung des Bundes liegt das vierte charakteristische Merkmal. In dem Nibelungenlied, aus dem der Bund der beiden stammt, steht aber nur eine Zeile, dass die herrlichen Manner einen Eid geschworen haben. Wagner hat diese Szene weiter ausgefuhrt. Damit spielt der Schwur in der ≫Gotterdammerung≪ eine sehr wichtige Rolle. Hagen ergreift spater eine gerechtfertigte Gelegenheit, Siegfried zu ermorden, indem er behauptet, dass Siegfried bei der Werbung um Brunnhilde den Bund der Bruderschaft gebrochen hat. Den Tod Siegfrieds verursacht aber der Fluch des Ringes, nicht sein Meineid. Die Handlung des Siegfriedsmordes entwickelt sich durch den Fluch des Nibelungen Alberich gleichzeitig mit der Gotterdammerung. Das ist gerade die funfte, vorragendeste Charakteristik in der ≫Gotterdammerung≪. Das Ende der Gotter durch den Fluch des Nibelungen prophezeien die drei Nornen schon im Vorspiel. Spater im ersten Aufzug erklart auch Waltraute ihrer Schwester Brunnhilde, dass sich das Ende der Gotter nahert, solange sie den Ring nicht in den Rhein zuruckgibt. Aber Brunnhilde verweigert es. Damit verknupft sich das Ende der Gotter mit dem Tod Siegfrieds, der danach im dritten Aufzug von den drei Rheintochtern weisgesagt wird. So geht Siegfried durch Hagens List mit den Gottern zugrunde. Hagen wird aber auch schlieβlich von den drei Rheintochtern in die Tiefe des Flusses gezogen. Was bedeutet das Ende des Werks? In dem Konflikt zwischen Siegfried und Hagen, d. h. der Liebe und der Macht, fallt zwar Siegfried durch Hagens List, aber wird in der letzten Szene im dritten Aufzug durch die Liebe der Brunnhilde gerettet. Der Opfertod der Brunnhilde, die mit ihrem Ross Grane in die hell auflodernden Flammen sprengt, deutet den Sieg der Liebe uber die Macht an. Brunnhilde gewinnt nun damit die Liebe des Siegfried, wie einst Siegfried die Liebe der Brunnhilde durch das Springen uber die Flamme erworben hat. Die Flamme der Liebe zundet die Burg der Cotter an. So bricht die Walhall zusammen. Aus den Trummern zeigt sich aber die neue Welt der menschlichen Liebe. Darin besteht die Anziehungskraft der ≫Gotterdammerung≪ von Richard Wagner.