- 著者
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石井 誠士
- 出版者
- 日本医学哲学・倫理学会
- 雑誌
- 医学哲学 医学倫理 (ISSN:02896427)
- 巻号頁・発行日
- vol.19, pp.83-98, 2001-10-20 (Released:2018-02-01)
Die europaische Medizin 1st seit der Mitte des 19. Jahrhunderts eine sich auf die mechanistische Anschauung stiitzende angewandte Naturwissenschaft geworden. So gross wie die Errungenschaften der modernen fortgeschrittenen Medizin sind doch dabei auch ihre Defizite! Viktor von Weizsacker schrieb 1926: "Es ist eine erstaunliche, aber nicht zu leugnende Tatsache, dass die gegenwartige Medizin eine eigene Lehre vom kranken Menschen nicht besitzt." Sicher lehrt heute die Medizin Erscheinungen des Krankseins, Unterscheidung von Ursachen,Folgen,Heilmitteln der Krankeheiten, aber nicht den kranken Menschen. Das grosse Defizit der modernen Medizin ist also "Abwesenheit des kranken Menschen". Wie der letzte Mensch in "Die frohliche Wissenschaft" von Nietzsche den "Gottestod" kundgab, so verkiindete Weizsacker im 20. Jahrhundert den "Krankentod". "Abwesenheit des kranken Menschen" bedeutet.dass wir nicht kranken kbnnen, dass wir das Kranksein nicht erfahren konnen. Die Krankheit ist nicht als Abnormalitat, nicht als blosse Abweichungen von einer statistisch zu erfassenden Norm, sondern als ein Geschehnis des Menschen auf dem Weg zu seinem Ziel, d. i. "eine Abhaltung von der menschlichen Bestimmungin Wachstum, Wandel, Reifen, Altern, Tod" anzusehen. Und"das wirkliche Wesen des Krankseins ist eine Not und aussert sich als eine Bitte um Hilfe" Die Not ist fur Lebende unausweichlich, denn jedes Lebende ist ein Objekt, dem ein Subjekt schon innewohnt. Es ist die Existenz, an der ihr das In-Not-Sein immer fur sich selbst fraglich wird. Ein Hautptweg, sich der Bestimmung des Menschen in seiner Not zu nahern, ist fur Weizsacker die Krankengeschichte, die Erfahrung in der Krankheit und in ihrer Geschichte. Geschichte ist "ein Zusammenhang, in dem ein Zustand aus dem, welcher ihm vorherging, nicht kausal abgeleitet werden kann". Das Kranken eines Menschen bedeutet dann nichts anderes als ein Vollzug der Selbsterschliessens der Wahrheit des Lebens. Die Biographik zielt darauf bin, die eigentliche Krankengeschichte in der Lebensgeschichte zu entdecken und umgekehrt die eigentliche Lebensgeschichte durch die Krankengeschichte hindurch sprechen zu lassen. Diese Geschichte wird nur in der "erfahrenden Einsicht in die geistbestimmte Wirklichkeit des Menschen" erfahren. Zu dieser eigentlichen Erfahrung kann "die Weggenossenschaft von Arzt und Kranken" fiihren. Die Begegnung und das Gesprach von beiden schliesst die "intensivste.ausserste, wahrste und wirklichste Wirklichkeit fur das Leben dieses Menschen oder den Tod dieses Menschen" auf. Weizsacker erblickt das Wesen dieser Weggenossenschaft eben in der Beriihrung in der Erfahrung, die "die via regia zur wirklichen Welt" ausmacht. Die Aufgabe der Medizin liegt dann darin, "dass, was im kranken Menschen geschieht, im Arzt geistig wiederholt und so seiner letzten Bestimmung zugefiihrt wird".