著者
岡崎 朝美
出版者
日本オーストリア文学会
雑誌
オーストリア文学 (ISSN:09123539)
巻号頁・発行日
vol.31, pp.1-11, 2015-03-31 (Released:2017-03-31)

Im Jahre 1885 erschien das Buch Forstasthetik von Heinrich von Salisch. Er fasste die forstasthetischen Erkenntnisse und Gedanken in einem Buch zusammen und wurde damit zu einem fuhrenden Vertreter der Forstasthetik. Ausdrucklich ausserte er, "Forstasthetik ist die Lehre von der Schonheit des Wirtschaftswaldes." Er stellt viele "Eindrucke, welche das Auge vermittelt", in seinem Buch dar, aber in dem Kapitel Duft und Stimme des Waldes schreibt er, "was der Wald dem Geruchsinn, was er dem Ohre bietet". Er achtet dabei auf "jede vom Kulturspaten blossgelegte Erdscholle", "jedes von unserem Fuss betretene Moospolster", die "einzelnen Bluten, Blatter oder Holztropfen". Die Dufte fliessen ineinander, als "unteilbar Ganzes", wie Salisch sagt, "es ist der Wald selbst". Und er sagt auch, "ganz ahnlich verhalt es sich mit der Stimme des Waldes". In diesem Zusammenhang werden die drei Verben "flustern", "rauschen" und "brausen" angefuhrt und der Unterschied zwischen diesen Verben beschrieben. Salisch achtet bier auf die Elemente wie "Blatter", "Zweige", "Wind" und "Luftstrom". Ahnliche Erwagungen finden sich bei dem Dichter Adalbert Stifter, der stets seinen Respekt vor dem Wald in der Gesamtheit der Natur betont. Stifter baut in seinen Schilderungen den Wald aus einzelnen konstituierenden Elementen auf: die Baumart, die Bodenbeschaffenheit, Straucher und Moose, Stein und Fels, Bach und Quelle. Aus diesen Einzelheiten heraus entwickelt sich das Gesamtbild des Waldes. Im Werk Der Waldbrunnen stehen die drei Verben "rinnen", "rieseln" und "rauschen", um den Ursprung und die Bewegung des Wassers im Wald zu beschreiben. In der Beschreibung des Wassers geht es nicht nur um einen schonen Gegenstand im Wald. Vielmehr wird die Wurdigung der Schonheit durch die ihrer funktionalen Rolle erganzt: "Und dieses Wasser gibt alien Wesen, selbst den Grasern, Frohlichkeit und Gesundheit, was das Wasser in den Landern draussen, wo allerlei unreiner Boden ist, nicht geben kann." Aber man dart die Funktion des Waldes in Stifters Werken nicht missverstehen. Der Wald funktioniert nicht fur die Menschen, sondern wirkt vor allem in sich. In Aus dem bairischen Walde schreibt Stifter dennoch: "Wenn man bier wandert und Alles auf sich wirken lasst", wird man gesund und seelenberuhigt. Auch in einer nur scheinbar kleinen Erscheinung, z.B. in "einer duftenden Waldluft", oder in "einem schwachen Sausen", das "in das Ohr kaum vernehmlich und doch vernehmlich" dringt, findet der Dichter das Wirken des Waldes. Aber im Wald gibt es auch Gefahren, z.B. Sturme, die toben und das Leben bedrohen. Ein solcher von Stifter beschriebener Schneesturm "wirkte auf mich mit Gewalt, und ich konnte mich von dem Fenster nicht trennen." Doch findet Stifter das Erhabene sogar im drohenden Wirken des Waldes. Das Wirken gehort zu dem Grossen, das Stifter in der Vorrede zu den Bunten Steinen hervorhebt. Dort legt er ein asthetisches Glaubensbekenntnis zu den "Wirkungen viel hoherer Gesetze" ab. Provoziert wurde dieses Bekenntnis durch einen Angiff von Friedrich Hebbel, der Stifter einen der "Blumenkafer-Poeten" genannt hatte. Auch Salisch stiess auf Unverstandnis. Er behauptete, die Forstasthetik sei ein Hauptfach der Forstwissenschaft, aber seine Behauptung wurde damals nicht verstanden und ihm wurde gesagt, die Forstasthetik sei ein Fach der Asthetik. Alfred Moller, der Autor von Der Dauerwaldgedanke, erwahnt den Grund des Unverstandnisses: "Die Beffirchtung, es wurde eine neue forstliche Weltanschauung sich bahnbrechen, zog sich gleich einem roten Faden durch die gegnerischen Ausfuhrungen". Er betont, Salisch babe "das Gefuhl der Ehrfurcht vor den(View PDF for the rest of the abstract.)
著者
小川 さくえ
出版者
日本オーストリア文学会
雑誌
オーストリア文学 (ISSN:09123539)
巻号頁・発行日
vol.10, pp.9-17, 1994-03-31 (Released:2017-03-31)

Marlen Haushofers Roman "Die Wand" (1963), der in den sechziger Jahren keine grosse Resonanz fand, erregte bei der Neuauflage im Jahre 1983 Aufsehen, was zu einer Wiederentdeckung der in den siebziger Jahren fast in Vergessenheit geratenen osterreichischen Autorin beitrug. Dieser Roman, in dem die namenlose Erzahlerin als einziger Mensch hinter der undurchdringlichen Wand nach der Moglichkeit des Uberlebens sucht, erinnert an Doris Lessings Roman "Die Memoiren einer Uberlebenden" (1974), der ebenfalls eine alptraumahnliche Katastrophe der Menschheit unter dem sozialkritischen Asptkt der Ich-Erzahlerin beschreibt. Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, durch den Vergleich der beiden Romane historische Kontexte der Haushofer-Wieder-entdeckung zu beleuchten und damit einen Einblick in die situation der Frauenliteratur in den achtziger Jahren zu geben. In "Memoiren" betritt die Erzahlerin durch die geoffnete Wand ihres Wohnzimmers einen anderen, mysteriosen Bereich. Dem Leser wird nahegelegt, diese ihr fremde und zugleich unerklarlich vertraute Welt "als metaphorische Darstellung ihrer Psyche, als Ausdruck ihres Unbewussten in raumlichen Bildern zu betrachten" (A. Maack). Aus der Einsicht, dass der Zerfall der politischen und sozialen Ordnungen fur das Aufbauen einer neuen, individuellen Existenz nicht genugt, sondern die Auflosung der Sitte und Moral im Unterbewussten dafur auch notwendig ist, richtet die Erzahlerin sich sowohl an die Aussenwelt als auch an die Innenwelt. Dagegen scheint die Erzahlerin der "Wand" auf den ersten Blick durch Zufall zu einer hermetisch isolierten Existenz gezwungen zu sein. Aber bei naherer Untersuchung wird es deutlich, dass sie sich schon langst danach gesehnt hat, ihre bisherige weibliche Identitat abzuwerfen. Der Ort, aus dem sie ihren Bericht schreibt, kann deshalb als ihr lang ersehntes Versteck, ihre eigene, exterritoriale "Mansarde" angesehen werden, wo sie alle geltenden, gesellschaftlichen Normen in Frage stellt, wie die Protagonistin der "Memoiren" es hinter der Wand tut. Daraus konnte man folgern, dass die beiden Erzahlerinnen durch die Wans in ihre innere Welt eintretten und dort versuchen, durch Infragestellen von Sitte, Moral und Weltanschauung den Bann der uberkommenen, sozialten Denkmuster zu brechen, die aus der von Mannern dominierten Gesellschaft stammen, selbst in Katastrophen immer wieder entstehen und sich verhangnisvoll wiederholen.
著者
浅井 麻帆
出版者
日本オーストリア文学会
雑誌
オーストリア文学 (ISSN:09123539)
巻号頁・発行日
vol.23, pp.1-10, 2007

Der Architekt Gottfried Semper hat nicht nur durch seine architektonischen, sondern auch durch seine schriftlichen Werke Einfluss auf die Architektur und Kunstbewegung im 19. Jahrhundert in Europa ausgeubt. Mit seiner Praktischen Asthetik gilt er als ein Pionier moderner Architektur. In diesem Aufsatz wird auf Sempers vielfaltigen Einfluss auf die Wiener Secessionsbewegung der Jahrhundertwende eingegangen. Sempers Satz "Nur einen Herrn kennt die Kunst, das Bedurfnis" wurde besonders vom Secessionskreis aufgenommen. Der Architekt Otto Wagner ubersetzte ihn in die lateinische Formel "Artis sola domina necessitas", die ein Motto von ihm wurde. Aber als jenes "Bedurfnis" wurde nur der Gedanke der Praktikabilitat und Ornamentlosigkeit aufgegriffen, obwohl diese asthetische Position eigentlich nicht von Sempers anderer Theorie, der Bekleidungstheorie, zu trennen ist. Semper hielt "Bekleidung" in der Architektur fur wichtig. Seiner Vorstellung nach braucht Architektur Bekleidung, namlich Ornamental-Funktionen. Semper entwickelte diesen Punkt aus einem archaologischen Blickwinkel, wobei er darauf hinwies, dass Architektur im Grunde einem Kleidungsstuck gleicht, mit dem man sich vom Fremdeinflussen abschirmen oder schtitzen kann. Daruberhinaus vertrat er die Ansicht, dass Bekleidungsornamentik ein ursprunglicher Keim der Kunst ist. Er behauptete damit, dass Architektur der Anfang der Kunst sei. Semper vereinigte in seiner Asthetik zwei Gegenbegriffe: Praktisches und Ornamentales. Er vertrat diese Auffassung vor dem Hintergrund der damaligen Stimmung der Industriellen Revolution. Die Industrie und ihre Veranderungen wirkten sich stark auf seine Praktische Asthetik aus. Seine Behauptung, als Architekt ein Kunstler zu sein, richtete sich gegen Ingenieure, die von der Industriellen Revolution hervorgebracht wurden. Jene Praktische Asthetik wurde besonders von dem Architekten Otto Wagner aufgenommen. Mit dieser Adaption vollzog er einen entscheidenden Schritt in der modernen Architekturgeschichte. So bezog sich Wagner in seiner Wortwahl oft auf Semper. Dessen Ideen wurden aufgrund der engen Verbindung zwischen Wagner und der Secession auch von anderen Mitgliedern ubernommen. "Bedurfnis" war eine Losung fur die Bewegung, wobei sie sich klar gegen die "Ringstralsse" als Beispiel fur unpraktische Architektur im Stil des Historismus positionierte. Aber Semper selbst passte nicht in dieses Schema, Unpraktisches versus Praktisches, Altes gegen Neues, weil selbst eine wichtige Rolle fur die Ringstrassen-Architektur als Vertreter des Historismus spielte, namlich entwarf er ein paar grosse Projekte an der Ringstrasse. Dieser Widerspruch wurde verdeckt, indem Semper nicht unmittelbar, sondern immer uber die Rezeption Otto Wagners im Secessionskreis geruhmt wurde. Doch war der neue Stil des Secessionskreises in der Tat ornamentlos, wie sie meinten? Nicht ganzlich, denn zu diesem Zeitpunkt in der Jahrhundertwende waren Ornamente ohne Zweifel auch ein Teil ihrer Werke. In ihrem Manifest wurde eine starke Abneigung gegen den Historismus als Stilarchitektur, und nicht gegen Ornamente, an sich deutlich, wenn auch in sehr subtiler Weise. Gottfried Semper kann ohne Zweifel als eine wichtige, jedoch nicht unumstrittene Figur im Kontext der Wiener Secession verstanden werden.
著者
荒又 雄介
出版者
日本オーストリア文学会
雑誌
オーストリア文学 (ISSN:09123539)
巻号頁・発行日
no.20, pp.9-17, 2004-03-31

In seinem als Fragment hinterlassenen Roman Andreas entwirft Hofmannsthal eine Folge von Abenteuern eines jungen osterreichischen Adligen auf dessen Bildungsreise nach Venedig. Was im Vordergrund der fertig geschriebenen Textteile steht, sind jedoch keine aufregenden Reiseerlebnisse der Hauptfigur Andreas, sondern seine eher dusteren Erinnerungen an die Kindheit. Der Leser, der eine wilhelmmeisterliche "Bildung" eines naiven jungen Mannes erwartet haben mag, folgt unversehens einem nervosen Einzelkind auf dessen introspektivem Weg in die Vergangenheit. Es sieht sogar so aus, als ware der von seiner Vergangenheit gebannte Held nicht mehr dazu in der Lage, sich unterwegs weiterzuentwickeln, was ja damals zu den Hauptzielen von Auslandreisen junger Adeliger gehorte. Im Roman fragment sind Andreas' Erinnerungsbilder ineinander geschachtelt. Da gibt es zunachst sein gutes Gedachtnis. Dann kehren zwanghaft verdrangte Szenen wieder. Zu denen gehort das gesamte Karnten-Kapitel, wo Andreas wieder an die versiegelte Geschichte seiner Familie gemahnt wird. Hinzu kommen Tra'ume und Halluzinationen. So werden mil den Erinnerungsbildern immer tiefere Schichten seines Innern ausgegraben, bis er, auf dem Grab des Hofhundes seines Gastgebers liegend, dunkel eine "andere Wirklichkeit" ahnt. Was ahnt er da und was bedeutet seine merkwurdige Reaktion? Andreas fuhlt sich so fremd, daB es ihm vorkommt, als ob er von oben auf seinen Leib herabsahe und nicht mehr zuruck konnte. Um unsere Frage beantworten zu konnen, mussen wir auf die beiden Traume achten, zwischen denen die Grabszene liegt. Im ersten Traum folgt Andreas Romana, der Tochter seines Gastgebers, in jene Gasse in Wien, wo sein Elternhaus steht. Die Szenerie deutet Andreas' vergeblichen Versuch an, zwischen Romana, seiner ersten Liebe, und seinen Eltern eine Beziehung herzustellen. Aufgrund der Bekanntschaft mit Romana und ihrer Familie kamen bei Andreas Bedenken gegen den wienerischen "bagatelladligen" Lebensstil auf, die sich zu einer dump fen Kritik an der Doppelmoral der Eltern verscharften. Andererseits hat er aber keine Lust, auf die angenehme Stellung als einziger Sohn zu verzichten. Bemerkenswert ist hier nicht nur, daB ein herangewachsener Sohn in der Stellung des Kindes verharrt, sondern auch, daB ihn die Vorstellung sterbender Hunde verfolgt. Im ersten Traum liegt zwischen ihm und Romana als Hindernis ein Unhold mit einem Hundegesicht, der sich mit gebrochenem Kreuz wie eine Schlange windet. Am nachsten Tag erinnert sich Andreas an einen kleinen Hund, dem er als Kind auf das Kreuz getreten ist. Der Geste des Sich-Windens, die sich dabei wiederholt, begegnet man auch bei der Hauptfigur, als sie sich im Traum in alten Kleidern der Eltern "winden" muB. Wie Waltraut Wietholter gezeigt hat, erinnert das gebrochene Kreuz, hier mit dem Namen Andreas verbunden, an das Andreas-Kreuz. Dem am Kreuz gefolterten heiligen Andreas wurden alle Gelenke gebrochen. Tiere haben durch die Gewalttat der Hauptfigur todliche Verletzungen erhalten. Aber wer ist fur die Verletzung der Hauptfigur verantwortlich? Eine mogliche Antwort enthalt eines der Erinnerungsbilder. Der GroBvater der Hauptfigur, auf den die ganze Familie stolz ist, hieB auch Andreas. Aber man sagt, der Enkelsohn habe von ihm nicht viel geerbt, eher von einem Onkel, der als Schandfleck der Familie gait. "Onkel Leopold schlage ihm ins Genick." Dieses bose Wort verrat den Ursprung der Kette von Verletzungen, die Andreas auf dem Hundegrab nur ahnt. Er reagierte sein MiBvergniigen gewalttatig an kleinen Tieren ab. Aber diese sind, als todlich verletzt im Bild prasent, nichts als Spiegelbilder seiner selbst. Der Belastung durch diese Vorahnung halt Andreas nicht stand. Mit der Verdoppelung des Subjekts verdeckt er alle verwickelten Faden seiner Kindheit, ohne sie gelost zu haben, und gerade damit bleibt er ans Kinderzimmer gebannt. Der Beistand seines Mentors Sacramozzo hilft ihm da auch nicht weiter. Ganz anders sieht der zweite Traum aus. Alle Momente, die mit der Kindheit zu tun haben, sind hier von der Szene gewischt. Dabei spielt m.E. der ihm selbst unbewuBte Akt des Verdeckens seiner Erinnerung auf dem Hundegrab eine entscheidende Rolle. Was darunter begraben liegt, namlich das, was Andreas standig behindert, bevor er Romana und damit eines der Ziele seiner "Reise" erreicht hat, ist eben diese unerloste Kindheit.
著者
大澤 清治
出版者
日本オーストリア文学会
雑誌
オーストリア文学 (ISSN:09123539)
巻号頁・発行日
no.15, pp.34-42, 1999-03-31

Nach A. Beckers gerichtlicher Aussage soll Buchner mit dem Hessischen Landboten bezweckt haben, "die materiellen Interessen des Volks mit denen der Revolution zu vereinigen." Dann wurde die von oben organ. isierte Verbesserung des "materiellen Zustandes des Volkes" prophylaktisch, ja geradezu fur die Revolution todlich wirken. ("Masten Sie die Bauern, und die Revolution bekommt die Apoplexie.") In diesem Zusammenhang fuhrt Becker Buchner mit den Worten an: "Seht die Osterreicher, sie sind wohlgenahrt und zufrieden! Furst Metternich, der geschickteste unter allen, hat allen revolutionaren Geist, der jemals unter ihnen autkommen konnte, fur immer in ihrem eigenen Fett erstickt." Diese Ausserung stimmt allerdings nicht ganz. Nicht die Osterreicher, sondern die "Mittelklasse" ist es, deren "revoiutionarer Geist" im Phaakenleben und Raunzen "erstickt" wurde. Denn eben in ihr erblickt Metternich die potentielle Gefahr, die die Masse des Volkes zum Aufstand aufwiegeln konnte; daher die geschickte Politik fur und gegen sie. Fur die Masse des Volkes selbst, so Metternich, sei das materielle Leben wichtiger als abstrakte Forderungen der Liberalen, so dass sie sich gar nicht darum kummere. Diese Erkenntnis lauft aber in der Praxis nicht auf materielle Reformmassnahmen fur die Masse, sondern auf die Erhaltung des politischen Status quo hinaus. Trotz dieser Ungereimtheit ist der zitierten Bemerkung die Intention Buchners deutlich zu entnehmen: "des Verhaltnis zwischen Armen und Reichen ist das einzige revolutionare Element in der Welt (...)." Um dies darzulegen, werden im vorliegenden Beitrag einige historische Stoffe behandelt, in denen sich Metternichs reaktionare Politik und Buchners politische Tatigkeit kreuzen. Vor allem die Berichte der "Bundeszentralbehorde", die nach dem Frankfurter Wachensturm unter Metternichs Initiative in Frankfurt errichtet wurde, geben sowohl uber den Hessischan Landboten als auch uber den Konflikt zwischen Buchner und Weidig Aufschluss. Dabei wird auf zwei Berichte ein besonderer Akzent gelegt: Der eine teilt mit, im Hessischen Landboten sei "der Unterschied zwischen Beguterten und Nichtbeguterten als Unrecht dargestellt" und "zum Kampf gegen die ersteren aufgerufen"; der andere dokumentiert A. Kochs Aussage, durch die Buchners "Gesellschaft der Menschnrechte" erstmals aktenkungig wurde. Koch erwahnt dort die von Buchner eigenhangig verfassten "Grundsatze". Uber diese kann man viel spekulieren. Ich habe auf G. Clemms Petition und A. Beckers Behauptung veriwiesen, die beibe von Hans-Joachim Ruckhaberle und Thomas M. Mayer angefuhrt wurden: Buchners Prinzip sei die neobabouvistische Gutergemeinschaft gewesen. Vor diesem Hintergrund wird die Grundintention der Buchner zugeschriebenen Abschnitte der Hessischen Landboten dargelegt. Er verhilft dem Leser dazu, die Ursache fur einzelne konkrete Gegensatze zwischen Arm und Reich sowie fur unmittelbare Praktiken der Ausbeutung in Verbindung mit dem Klassencharakter des Staates strukturell zu erkennen. Uberdies vermittelt Buchner ein Rechtsbewusstsein, das uber die bestenhenden Grenzen von Recht und Unrecht, Mein und Dein hinweg die Rechtmassigkeit setzt. Diese hat m. E. mit der gutergemeinschaftlichen Perspektive und mit einem von Buchner nicht prazisierten Ausdruck, dem "absoluten Rechtsgrundsatz" zn tun. In diesem "Grundsatz" sind "die materiellen Interessen des Volks mit denen der Revolution" vereinigt.
著者
満留 伸一郎
出版者
日本オーストリア文学会
雑誌
オーストリア文学 (ISSN:09123539)
巻号頁・発行日
no.23, pp.11-18, 2007-03-31

Es darf nicht vergessen werden, dass Musils "Der Mann ohne Eigenschaften" "keine Satire sondern eine positive Konstruktion" ist. Das gilt vor allem fur den ersten Band als ein "Ganzes", der als Rekonstruktion einer ausserst vielschichtigen Welt (Kakanien) ein Totalroman zu sein beabsichtigt. Dazu musste aber Musil eine paradoxe Methode entwickeln. Diese Methode muss eine Welt rekonstruieren, die jedoch wegen der unzahligen, gegensatzlichenund zur Desintegration tendierenden Teilwahrheiten nie zum synthetischen Ausdruck gebracht zu werden scheint. Um aus einer solchen chaotischen Welt ein literatisches Gebilde zu bringen, hat Musil seine Skepsis gegenuber den Teilwahrheiten zum positiven Essayismus umstilisiert, der, ohne irgendeine Wahrheitsbehauptung durchzusetzen, eine Vorstellung vom "Ganzen" der chaotischen Welt in die Gestalt des ersten Bandes umsetzen kann. Der ironische Prototyp dieser Methode ist nichts anders als "die osterreichische Staatsphilosophie des Fortwurstelns", die Kakanien zu dem passiven Zweck entwickelt hatte, den Vielvolkerstaat irgendwie zu erhalten. Diese Staatsphilosophie hat, durch den "Sprachfehler" verstarkt, der darin besteht, dass der Staat eigentlich keinen Namen besitzt, dem kakanischen Charakter Nahrung gegeben und jeden Versuch der staatlichen Identitatsbildung zum Scheitern gebracht. Die Unmoglichkeit der Identitatsbildung oder "der unzureichende Grund der eigenen Existenz" war nichts anders als die kakanische Identitat, durch die ein ubergrosser und von Gegensatzen erfullter Vielvolkerstaat uberhaupt erst ermoglicht wurde. Dieser kakanische Charakter wird, durch Ironie umgewandelt, zu einem positiven Wert fur den ganzen Roman, vor allem aber fur die Gestaltung des ersten Bandes. Das Gefuhl der Leere, das jeder Kakanier hegt, ist namlich der Ursprung des Moglichkeitssinns, "das, was ist, nicht wichtiger zu nehmen als das, was nicht ist". Auch Ulrich, der "nichts" ist, ist ein authentischer Vertreter des kakanischen Typus, der "zuerst und ursprunglich nichts" ist. Und der Essayismus, der, auf das "Ganze" zielend, keine (Teil-) Wahrheiten durchsetzt, ist schliesslich die positive Umkehrung des kakanischen Charakters, weil der Kakanier wegen des unzureichenden Grundes seiner eigenen Existenz keinen Standpunkt ganz durchhalten kann - ein Prinzip, das Kakanien als ein "Ganzes" verwirklicht hat. Kakaniens "Weltsendung" besteht also darin, daB das Land der Geburtsort wesentlicher Methoden des "Mannes ohne Eigenschaften" war.
著者
関根 裕子
出版者
日本オーストリア文学会
雑誌
オーストリア文学 (ISSN:09123539)
巻号頁・発行日
no.17, pp.26-33, 2001-03-31

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gestand H. v. Hofmannsthhal in dem "Brief" (1902) des Lord Chandos das Abhandenkommen der Fahigkeit der Sprache, die seine Wahrnehmung und Erkenntnis formierte, sowie die Dispersion als Phanomen der Ich- und Welt-Erfahrung, die Auflosung der Gestalten, die als Ganzes nicht mehr erkennbar erschienen. Bei ihm selbst sei ebenfalls die Vorstellung von der Einheit der Personlichkeit problematisch geworden. Diese Sprachkrise der Literatur der Jahrhundertwende steht einem weiteren Sinn fur die Probleme und Umwalzungen in den Zeichen- und Sinn-Systemen der europaischen Kultur des 20. Jahrhunderts. Kurz von dem Chandos-Brief sah Hofmannsthal den Tanz Sadayakkos, die im Rahmen der 2. Gastpiele der Gruppe Kawakamis in Europa gastierte. Der Tanz Sakayakkos gab Hofmannsthal einen neuen Begriff der 'Sprache des Korpers'. Wie er in seinem Essay "Uber die Pantomime" formulierte, ermoglichte es ihm die asiatische Gebarde ihres Tanzes, ohne Worte den ganzen Menschen zu lesen. Im gleichen Jahr 1902, schrieb er auch einige Fragmente fur das "Gesprach zwischen einem jungen Europaer und einem japanischen Edelmann", das zu einer Reihe von erfundenen Briefen zahlen sollte. In den Fragmenten setzte der Dichter die Harmonie der japanischen Kultur gegen die europaische Wahrnehmungskrise, in der Seele, Geist und Korper eines Menschen zerbrochen waren. Er bemerkte in der Gebarde, in den Zugen einse japanischen Anglers ein bestimmtes Zeichen, das sein Inneres widerspiegelte. Dieses Zeichen eines Menschen ist spater in seinem Werk "Die Bridfe des Zuruckgekehrten" (1907) als "Hieroglyphe' benannt worden. Auch in seinen anderen Aufzeichnungen und Werken konnen wir erfahren, wie stark Hofmannsthal damals darauf bestand, das ganze Wesen eine Menschen zu lesen. Auf diese Weise brachte die asiatische Gebarde dem Dichter, der der Sprache skeptisch gegenuberstand, dne neuen Begriff der 'Sprache des Korpers', in der das ganze Wesen einer Personlichkeri dargestellt werden konne. In der weiteren Entwicklung seines Gedankens uber die Korpersprache spielte dis Freundschaft mit einer Tanzerin. Ruth St. Denis, einer Reprasentantin des 'Freien Tanzes', eine grosse Rolle. Wie der Dichter in seinem Essay "Die Unvergleichliche Tanzerin" (1906) formulierte, fand er in ihr, 'eine Durchdringung der euroaischen Phantasie mit asiatischer Schonheit'. Durch ihren Tanz formte er in sich das neue ideale Bild, in dem die griechische Antike und das Buddhistische sich als 'das Fremde' zusammenschlossen; dieses 'Fremde' blieb nicht nur als das 'Exotische'. Der Dichter fand im 'Lacheln der Busshastatue' von St. Denis die neutrale Schonheit uber das Erotische, das Pan-Religiose: die einheitliche Schonheit des Fremden. In der nachsten Phase versuchte Hofmannsthal in seinen Buhnenwerken und erfundenen Gesprachen, seine Gedanken uber den Tanz zu ersirklichen, in dem das einheitliche schone Bild des ganzen Wesens aus Fremden immer immitten der Werke eine wichtige Rolle spielt; z. B. in den "Bienen" (1914). Auf diese Weise trug die uneuropaische Gebarde als ein Moment zur Entwicklung des Dramatikers Hofmannsthal bei.
著者
大川 勇
出版者
日本オーストリア文学会
雑誌
オーストリア文学 (ISSN:09123539)
巻号頁・発行日
no.20, pp.1-8, 2004-03-31

Der Nachsommer (1857) ist ein langweiliger Roman, wie Friedrich Hebbel bereits vor etwa 150 Jahren behauptet hat. Er ist es deshalb, weil der Roman eine sehr einfache Handlung ohne jegliches Bose hat. Heinrich Drendorf, der formale Held des Nachsommers, ist ein junger Herr, der in einer wohlhabenden kaufmannischen Familie in Wien gut erzogen und spater im "Rosenhaus" vom Freiherrn von Risach zur kunftigen Braut Natalie geleitet wird. Bis zum Ende begegnet er keinen bosen Menschen, sondern nur gutigen gebildeten Leuten. Es stellt sich die Frage, warum denn dieser langweilige Roman ohne Boses bis zur Gegenwart gelesen wurde und auch heute noch gelesen wird? In Der Nachsommer tritt noch etwas nicht auf: Dummheit. In Chr. M. Wielands Roman Geschichte der Abderiten, der auch fast nichts enthalt, was man das Bose nennen darf, treten viele dumme Menschen auf, die man als Urbild der "Massen" in Jose Ortega y Gassets Der Aufstand der Massen betrachten kann. Diese "dumme" Bourgeoisie wie den Erbadel bezeichne ich als "die auslachenden Massen". Wahrend Geschichte der Abderiten zum Roman der "auslachenden Massen" wird, ist Der Nachsommer der Roman der "hochachtenden Burger". In der Tat bringen fast alle Personen in Der Nachsommer den anderen groBe Achtung entgegen. Heinrich wird von Natalie hochgeachtet, weil er die in diesem Roman am meisten entwickelte Fahigkeit zum Hochachten hat. Denn in eben dieser Fahigkeit liegt "die Anlage zu dem Hoheren und GroBeren", die der Kern des Bildungsideals vom "Rosenhaus" ist. Diese Fahigkeit des Hochachtens wurde Heinrich von seinen Elternhaus mitgegeben und im "Rosenhaus" dann weiter entwickelt. Es ist der "Geist der Ordnung und Reinheit", der die beiden Hauser gleichsam beherrscht. Durch die Heirat Heinrichs mit Natalie entsteht die Bildungsutopie als ideale gebildete Gemeinschaft, die aus dem Haus Drendorf und dem "Rosenhaus" besteht. Diese Utopie war aber mitnichten ein Spiegelbild der Wirklichkeit in Osterreich der Mitte des 19. Jahrhunderts! Nach der Marzrevolution wurde der Schulinspektor Stifter wegen seiner liberalen Haltung bitter verfolgt. In seiner Bildungsutopie hat Stifter eine Moglichkeit gesucht, die von Ubel und Dummheit erfullte Wirklichkeit zu rranszendieren. Dass er die Handlung des Romans in die zwanziger Jahre zuruckverlegt, bedeutet nicht, dass er in der vorindustriellen Gesellschaft eine nostalgische Utopie, die sich auf das Wertesystem des damaligen Biirgertums stutzt, sehen wollte. Der Beweis dafur sind die Worte des Vaters. Als alle Leute ihm vorwerfen, dass sein Sohn Heinrich zum "Wissenschaftler im Allgemeinen" werde, erwidert er, dass es bedeutender sei, ein "edler" Mensch, als ein nutzlicher Mensch zu sein. Damit behauptet er entschieden das Ubergewicht des Bildungswerts liber die Nutzlichkeit als Normalwert. Darin kann man ein utopisches Moment finden, die Wirklichkeit der zwanziger Jahre transzendieren zu wollen. In einer Zeit des Zerfalls der Bildung wird Der Nachsommer, in dem Stifter gegen den Zeitgeist der Nutzlichkeit eine das "Hohere" anstrebende Utopie konzipiert hat, von den Nachkommen der "hochachtenden Burger" weiter gelesen werden.
著者
川島 隆
出版者
日本オーストリア文学会
雑誌
オーストリア文学 (ISSN:09123539)
巻号頁・発行日
no.24, pp.19-28, 2008-03-31

Die Erzahlung Schakale und Araber, die einen fundamentalen Konflikt zwischen "Schakalen" und "Arabern" in einem arabischen Land darstellt, wurde im Fruhjahr 1917 geschrieben und erschien im Oktoberheft der von dem Kulturzionisten Martin Buber herausgegebenen Zeitschrift Der Jude. Dass in diesem parabelhaften Stuck das Judentum thematisiert wird, liegt auf der Hand. Jens Tismar (1975) setzt die sklavenhaften "Schakale" mit dem judischen Volk gleich, indem er darauf hinweist, dass man das Bild des Schakals historisch als Metapher fur die Diaspora-Juden, deren "parasitare" Lebensform im antisemitischen Diskurs immer wieder angegriffen wurde, benutzt hat. An these literarische Tradition, die u.a. auch bei Heinrich Heine, Franz Grillparzer und Adalbert Stifter anzutreffen ist, knupfte auch Franz Kafka an. Diese Erzahlung allegorisiere, so behauptet Dusan Glisovic (1996), daruber hinaus den Streit zwischen judischen Kolonisatoren und wirklichen Arabern in Palastina-was hochst unwahrscheinlich ist, zumal Kafka sie zu einem Zeitpunkt schrieb, an dem, noch vor der Balfour-Deklaration im Winter 1917, die Beziehung der Juden zu ihrem Nachbarvolk viel weniger feindlich erschien als heute. Ohnehin geht es bei dem arabischen Land in der Erzahlung nicht um Palastina, sondern um Agypten, da an einer Stelle das Wasser des "Nil" erwahnt wird. Agypten ist jenes Gebiet, von dem aus die alttestamentarischen Juden unter der FUhrung von Moses nach dem gelobten Land auswanderten. Das Agypten-Bild in diesem Sinne taucht schon in Kafkas erstem Roman Der Verschollene (Amerika) auf: Die Fahrt des Protagonisten Karl Rossmann von der Stadt "Ramses" nach Oklahama [sic] soll laut Bernhard Greiner (2003) den Auszug der Israeliten aus Agypten wiederholen. Auch die "Schakale" in der spateren Erzahlung begehren die Befreiung von der agyptischen Sklaverei, und ihre Hoffnung konnte man im Kontext der zeitgenossischen Situation der Juden in Europa wohl als eine "zionistische" bezeichnen. Der Ich-Erzahler als vermeintlicher Retter der "Schakale" ist somit eine Figur, die die Rolle Moses' in der Gegenwart erneut auf sich nehmen solite. Das Moses-Bild ist in der europaischen Gesellschaft seit der Aufklarung mehrfach Gegenstand der Diskussion geworden. Es funktionierte haufig als Identifikationsbild der Intellektuellen, vor allem bei mehreren judischen Autoren, die zwischen Tradition und Assimilation ihren eigenen Weg finden mussten-und wie Bluma Goldstein (1992) ausfuhrlich gezeigt hat, nicht zuletzt auch bei Franz Kafka, der sich in seinen letzten Tagen immer starker mit Moses als "Volksfiihrer" identifizierte. Obwohl er sich zuerst vom judischen Nationalismus abgestossen fuhlte, nahrte sich Kafka dann spater, insbesondere wahrend des Ersten Weltkrieges, immer mehr der zionistischen Bewegung an; seiner Hinwendung zum Zionismus entsprechend vertiefte sich auch sein Interesse an Moses. Im Jahr 1913 hielt der Prager Zionist Hugo Bergmann einen Vortrag mit dem Titel "Moses und unsere Gegenwart", basierend auf seinem kurz zuvor erschienenen Buch Worte Mosis. Unter den Zuhorern war auch Kafka, und er war tief beeindruckt. Bergmann beschreibt dabei den Kurs der Geistesentwicklung Moses' als Fuhrer seines Volkes, der sich trotzdem stets "zogernd" zwischen Freiheit und Sklaverei, gottlicher Bestimmung und menschlichen Bedurfnissen bewegt. Scott Spector (2000) schatzt Bergmanns Moses-Interpretation als Strategie der "deterritorialisation" ein, wie sie Gilles Deleuze und Felix Guattari (1975) anhand der Sprache Kafkas definierten. Meines Erachtens setzt Kafka dieses Bild von Moses im Motiv des Zogerns in der "Schakale"-Parabel fort, und zwar in einer noch gesteigerten Form. Am Ende der Geschichte fasst der Ich-Erzahler den Arm des "Arabers", der mit der Peitsche die "Schakale" schlagt. Damit scheint er die Tat Moses' (Exodus 2:11f.) zu wiederholen-allerdings nur teilweise. Weder erschlagt er den peitschenden Mann, noch befreit er die Tiere aus ihrer Knechtschaft. Diese zuruckhaltende Haltung des Erzahlers entspricht derjenigen des Autors. Trotz seines langjahrigen Hasses gegen das burgerlich-assimilierte Leben in der westlichen Gesellschaft konnte Kafka, der einmal sein ganzes Leben als "Zogern vor der Geburt" zusammengefasst hat, sein Vorhaben der Auswanderung nach Palastina nie ausfuhren.
著者
中野 有希子
出版者
日本オーストリア文学会
雑誌
オーストリア文学 (ISSN:09123539)
巻号頁・発行日
no.16, pp.18-25, 2000-03-31

Der Unterschied zwischen Kafkas erstem Roman "Der Verschollene" und seinen spateren zwei Romanen besteht darin, dass der Held des ersten sechzehnjahriger Junge ist und eine konkrete Landschaft der USA beschrieben wird. Zudem ist "Der Verschollene" einigermassen leicht zu verstehen im Vergleich zu den anderen beiden Romanen. Diese Tendenz schein daher zu stammen, dass beim Abfasen des ersten Romans Dickens grossen Einfluss auf Kafka ausgeubt hat. In seinen Tagebuchern hat Kafka Dickens' "David Copperfield" erwahnt und uber seinen erstsn Roman selbst gestanden, dass "Der Verschollene" "eine glatte Dickens-Nachahmung" ist; Kafkas Absicht war, einen Roman im Stil von Dickens zu schreiben. Viele Momente haben Kafka veranlasst, einen Amerika-Roman zu schreiben. Einer davon war, dass auch Dickens sich fur Amerika interessierte und hacn seinem ersten Besuch in den USA das Reisebuch "America-Note" geschrieben hatte. Auch in seinen anderen Werken spielen einige Szenen in Amerika. Dickens, der sich von dem "neuen Land" viel erwartete, hat negative Eindrucke (z.B. von der Sklaverei) bekommen und seinem Reisebuch die sozialen Zustande in den USA stark kritisiert. Nach seinem zweiten Besuch in den USA hat Dickens aber versucht, die individuellen und sozialen Zustande in den USA zu rechtfertigen. Diese Richtung verkorpert sich besonders in "David Copperfield". Kafka selbst ist zwar nie in Amerika gewesen, aber wir konnen seine Ansicht uber die USA anhand der "Freiheitsgottin" verstehan, die bei ihm statt der Fackel ein Schwert tragt. In "Copperfield" leider der Held David, ein Waisenkind, viel unter den schlechten Erwachsenen. Die Aussenwelt ist sehr kritisch geschidert. Trotz seiner Schwierigkeiten ist David dann aber Schriftsteller geworden. Karl in Kafkas "Der Verschollenen" hat zwar Eltern, aber er ist immer verlassen und einsam, weil er von ihnen nach Amerika geschickt. worden ist. Die Perspektive des unschuldigen Knaben hat Kafka von "Copperfield" ubernommen, bekommt aber bei ihm eine andere Auspragung: "Rossmann und K., der Schuldlose und der Schuldige, werden schlisslich beide unterschiedlos zur Strafe umgebracht: der Schuldlose wird mit leichter ahnd mehrzur Seite geschoben als niedergeschlagen." (Kafka, Tagebucher) Da "Der Verschollene" unvollendet ist, konnen wir uber das Ende nur spekulieren, aber der schuldlose junge Karl wird bestraft wie anderer Helden Kafkas, z.B. Josef K. oder K. aus dem Roman "das Schloss". Von Karls Figur entwickelt sich das Moriv von "Schuld ohne Schul", das typisch fur Kafkas Wweke wird. Je grosser das Leid des Kindes Karl wird, desto grausamer erscheint die Welt, in der es lebt. Immer wenn Karl verbannt ist, wird ein Milieu geschildert, das von Maschienen beherrscht wird, wie das Unternehmen des Onkels oder das Hotel "Occidental", die auf die Industrie-und Arberitswelt Amerikas anspielen. Mit der qualvollen Reise Karls hat Kafka die amerikanische Gesellschaft kritisiert. Die Sozialkritik, die bei Dickens in "David Copperfield" zum Ausdruck kommt, ist charakteristisch fur den Schelmenroman. Zudem besteht "Der Verschollene" aus vielen Episoden, was typisch fur den Schelmenroman ist. Daher konnen wir sagen, dass Kafkas "Der Verschollene" eine Art Schelmenroman ist. Aber der Unterschid zwischen Karl und David besteht darin, dass, wahrend Dickens seinem Helden ein gluckliches Ende gegeben hat, Kafka auf ein unglucklickes Ende seines Helden anspielt. Kafka hat selbst schon gewusst, dass ihn die Welt immer besiegt.