- 著者
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早島 瑛
- 出版者
- 社会経済史学会
- 雑誌
- 社会経済史学 (ISSN:00380113)
- 巻号頁・発行日
- vol.59, no.1, pp.4-48,201-202, 1993-05-25 (Released:2017-07-01)
Es ist von E. Kehr darauf hingewiesen worden, die Geschichte der deutschen Historiographie sei "nicht eine Geschichte fur sich selber, sondern beruhrt an jedem Punkt die allgemeinen sozialen und inneren Verhaltnisse." G. G. Iggers ist mit Kehr einer Ansicht, wenn er schreibt, er sei sich "daruber in klaren, daB die Geschichte der Geschichte niemals als eigenstandige Entwicklung der Disziplin verstanden werden kann". Es geht ihm daher darum, daB sie vielmehr den sozialen, politischen und institutionalen Zusammenhang aufzeigen muB, in dem Geschichte geschrieben wird." In der vorliegenden Studie wird versucht, diese methodischen Ansatze von Kehr und Iggers auf die Geschichte der <Sozialgeschichte> in Deutschland anzuwenden. Wir gehen dabei davon aus, daB die Geschichte der <Sozialgeschichte> auch sozialhistorisch zu untersuchen ist. Die Geschichte der <Sozialgeschichte> in Deutschland laBt sich in drei Epochen einteilen, in denen sie jeweils als kritische Wissenschaft gegen den in der Fachhistorie Historismus in Erscheinung trat: 1) im deutschen Kaiserreich um die Jahrhundertwende im Zusammenhang mit den Werken von E. Gothein und K. Lamprecht; 2) in der Weinarer Republik in den Werken von E. Kehr und H. Rosenberg u. a., und 3) in der Bundesrepublik Deutschland in den 1960/70er Jahren im Zusammenhang mit der historischen Sozialwissenschaft von H.-U. Wehler und J. Kocka u. a. In der ersten Epoche stand sowohl in Gotheins "Wirschftsgeschichte des Schwarzwaldes" als auch in Lamprechts "Wirtschaftsleben im Mittelalter" nicht das Individuum im Mittelpunkt, sondern ein breiter geographischer Raum und das materielle Leben der Menschen. In der zweiten Epoche analysierten und kritisierten Kehr und Rosenberg die Gesellschaftsstruktur des deutschen Kaiiserreiches. Es gelang ihnen jedoch nicht, die feste Mauer des Historismus zu brechen, der eher offensiv war. G. v. Below wollte die "Axt gebrauchen", um den "morschen Baum" Lamprechts zu fallen, wahrend G. Ritter Kehr als einen "ganz gefahrlichen 'Edelbolschewisten'" bezeichnete. Erst in der dritten Epoche gelang es den jungen Historikern wie Wehler und Kocka, die aus den Schulen von Th. Schieder, W. Conze und H. Rosenberg u. a. kamen, "jenseits des Historismus"(W. J. Mommsen) die <Sozialgeschichte> als historische Sozialwissenschaft zu institutionalisieren. Die Voraussetzungen dafur waren der mit der Fischer-Kontroverse ausgebrochene 'Burgerkrieg' in der Historikerzunft und die daraus resultierende Entstehung des neuen NationalbewuBtseins, das den Sozialstaat und die Ostpolitik schlieBlich anzuerkennen vermochte. Hinzu kamen zwei gesellschaftliche Faktoren: das Ende des von P. Moraw so bezeichneten "klassischen Zeitalters" des Hochschulwesens und der "Zerfall des Bildungsburgertums"(K.H. Jarausch), wodurch es in den 1960/70er Jahren auch kritischen Sozialhistorikern insitutionell moglich wurde, "jenseits des Historismus" in den Neugrundungen einen Lehrstuhl zu erhalten, was fruger weder Kehr noch H. Rosenberg moglich gewesen war.