- 著者
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ユルゲン エルカース
- 出版者
- 教育哲学会
- 雑誌
- 教育哲学研究 (ISSN:03873153)
- 巻号頁・発行日
- vol.1995, no.71, pp.45-60, 1995-05-10 (Released:2009-09-04)
- 参考文献数
- 47
Meine These läuft auf eine Korrektur zweier konträrer Voraussetzungen der Erziehungstheorie hinaus, auf die die “Antipädagogik” lediglich reagiert. Nur wenn Erziehung nicht als Entwicklung der Natur, aber auch nicht als Einwirkung der Vernunft begriffen wird, offnet sich das Problem neu und besteht eine Aussicht auf Bearbeitung jenseits der historischen Irrwege.Im folgenden also läßt sich das Thema entfalten.I. Historische Optionen. Die drei maßgebenden “Antipädagogen” des 19. Jahrhunderts sind Stirner, Tolstoi und Nietzsche. (1) Stirner argumentiert antiplatonisch mit einem Konzept der unbedingten Freiheit des Menschen. Der Einzige ist sein “Eigentum”. Sofern die Erziehung mit irgendeiner Idealität verbunden ist, wirkt sic repressiv und ist daher ebenso schddlich wie überflüßig. (2) Tolstoi argumentiert gegn die Erziehung gerade mit einem platonischen Konzept : Jedes Kind trage die Ideen des Guten, Wahren und Schonen in sich und entspreche vollkommen den “Forderungen unbedingter Harmonic”; Erziehung wäre die Storung der Harmknie. (3) Nietzsche argumentiert gegen eine platonische (christliche) Moral, so freilich, daß wiederum ein antipädagogischer Schluß nahegelegt wird. Was sich der Erziehung widersetzt, ist die ästhetische Natur des Menschen, die Triebwelt, der Egoismus. Aber das wird bekanntlich aristokratisch begründet.II. Verstärker der Antipädagogik. Es gibt im wesentlichen drei Tendenzen, die antipädagogische Argumente im 20. Jahrhundert verstärkt haben. (1) Psychologische Theorien. Unter den neueren Ansätzen der analytischen Kinderpsychologie ist Wincottes Theorie der emotinalen Entwicklung von besonderer Bedeutung gewesen. Wichtiger für das Erziehungsproblem ist die Unterscheidung des “wahren” und des “falschen” Selbst. Das “falsche Selbst” ist eine Reaktion auf Erziehung, und zwar eine der Abwehr. (2) Ethnologische Befunde. Mead unterscheidet die kulturellen Überlieferungen in drei Stilen, deren dritter die antipädagogische Zukunft der Erziehung beschreiben soli. In präfigurativen Kulturen trete die Generationenfolge auseinander, weil jede Generation allen durch die eigenen Erfahrungen bestimmt werde. Das “Kommende” sei durch das Kind und nicht länger durch Eltern oder Großeltern repräsentiert, weil die Erfahrungen der Älteren für die Jüngeren, wertlos geworden seien. Ferner folmaliert Mead, “wenn alles an der Entwicklung eines Kindes die Zukunft erwiesen werden muß, hort die Erziehung auf.” (3) Historiographische Konstruktionen. Die These von Aries, daß es Kindheit in der frühen Neuzeit nicht gab und daß sie gleichsam eine Erfindung pädagogischer Moralisten gewesen sein, ist im Hinblick auf Verdichtung-und Rationalisierungsefekte durchaus zutreffend, wäirend die Vorgeschichte gleichsam in Rückpro-jektion wahrgenommen und zu einer antipädagogischen Idylle stilisiert wird. Aber für seine Idylle der vorpädagogischen Gemeinschaft fehlt Aries histirisch jeder Beweis; inzwischen sind Quellen genug vorhanden.