著者
佐々木 直之輔
出版者
Japanische Gesellschaft für Germanistik
雑誌
ドイツ文學 (ISSN:03872831)
巻号頁・発行日
vol.66, pp.57-66, 1981-03-31 (Released:2008-03-28)

"Literaturgeschichte als Provokation der Literaturwissenchaft“ von H. R. Jauß hat nicht nur in Deutschland, sondern auch in Japan Anregungen gegeben. Sein Ausgangspunkt ist, daß sowohl der marxistischen Literaturforschung als auch der formalistischen der Gesichtspunkt "Leser“ fehlt. Nach W. Iser "besitzt das literarische Werk zwei Pole, die man den künstlerischen und den ästhetischen Pol nennen könnte“. Der künstlerische Pol bezeichnet den vom Autor geschaffenen Text und der ästhetische die vom Leser geleistete Konkretisierung. Durch die Konkretisierung entsteht zwischen dem Text und dem Leser ein drittes, das unbestimmt ist. Der Ort des literarischen Werks liegt also, wo Text und Leser zur Konvergenz gelangen.Im Hinblick auf den geistigen Hintergrund der Rezeptionszeit behandelt der vorliegende Aufsatz die Hölderlinrezeption in Japan. In der Meiji-Zeit, wo die europäische Kultur in Japan aufgenommen wurde, hat zuerst der junge Philosoph Teiho Koyama in seinem Aufsatz "Cho gendai to“ (wörtlich: Partei der Gegenwartsüberwindung) Hölderlin genannt und mit ihm eine Art Gespräch geführt. Koyama zählt Hölderlin zu den Überwindern der Gegenwart und möchte, daß solche Persönlichkeiten auch in Japan erscheinen.Erst in der Taisho-Zeit hat die eigentliche Hölderlinforschung, die auf der deutschen Philologie beruht, in Japan angefangen. Viele Germanisten haben Aufsätze über Hölderlin geschrieben. Auf die Entstehung einiger dieser Aufsätze hat "Das Erlebnis und die Dichtung“ von W. Dilthey großen Einfluß ausgeübt. Damit hat sich die geistesgeschichtliche Methode in Japan entwickelt.In der Showa-Zeit hat sich die Hölderlinforschung entfaltet. Es gab neben Abhandlungen von Germanisten über Hölderlin auch viele Erörterungen von Nicht-Germanisten über ihn. Shizuo Ito hat unter seinem Einfluß Gedichte geschrieben. Von diesen Rezeptionen ist die von Yojuro Yasuda die interessanteste, der den kulturellen Traditionalismus behauptete und 1935 die konservative nationalistische Zeitschrift "Nihon roman ha“ begründete. In dem klassischen Geist Hölderlins, der in Griechenland sein Ideal sieht, findet Yasuda den klassischen Geist der Dichter des "Manyo-shu.“ Natürlich bleibt es eine Frage, ob diese Aneignung gelungen ist.Die erste Phase der Rezeption in der Meiji-Zeit und die in der Showa-Zeit sind in ihren Versuchen sehr subjektiv und scheinen deschalb sehr problematisch. Die Rezeptionsgeschichte beruht auf der "Logik von Frage und Antwort“. Wir müssen also die Antworten von Koyama und Yasuda wieder in Frage stellen und die Fragen, die sie gestellt haben, wieder auf Hölderlin zurückbeziehen.Die Anfangsstufe der Hölderlinforschung endet um 1950, und danach wird die Forschung bis heute ununterbrochen fortgesetzt. Die vierbändige Gesamtausgabe Hölderlins in japanischer Übersetzung, bei der mehr als zehn Hölderlinforscher mitgewirkt haben, kann als Erfolg dieser Forschung betrachtet werden, und Herr Tomio Tezuka erreichte mit seinem zweibändigen "Hölderlin“ den Höhepunkt der Forschung Japans.Die einzelnen Forschungen nach 1950 sind in ihren Themen und Methoden so verschiedenartig, daß sie schwerlich zusammenzufassen sind, was diese Rezeptionszeit charakterisiert.
著者
Yoshinori Shichiji
出版者
JAPANISCHE GESELLSCHAFT FUER GERMANISTIK
雑誌
die Deutsche Literatur (ISSN:03872831)
巻号頁・発行日
vol.28, pp.29-35, 1962 (Released:2008-06-30)
参考文献数
5

Herder beschdäftigt sich mit dem Problem der Sprache von seiner ersten Veröffentlichung an bis zu seinen letzten Schriften. Von der Betrachtung der Sprache aus unternimmt Herder seinen Zug in die geistige Welt. Sprache selbst steht für Herder am Anfang des Menschlich-Geistigen und der Geschichte. Gründliche Behandlung erfuhr die Sprache in seiner Preisschrift: “Abhandlung über den Ursprung der Sprache” (1772). Er wendet sich in dieser Schrift gegen drei Sprachursprungshypothesen. Für Herder ist Sprache weder göttlichen, noch tierischen, noch gesellschaftlichen Ursprungs. “Erfindung der Sprache” ist dem Menschen“ so natürlich, als er ein Mensch ist”. Sprache als Begebenheit des menschlichen Daseins hat dem Wesen nach vier Phasen: Anerkennen, Nennen, Dichten und Urdichtung.
著者
杉田 弘子
出版者
学術雑誌目次速報データベース由来
雑誌
獨逸文學 (ISSN:03872831)
巻号頁・発行日
vol.85, pp.29-41, 1990

<sub>"</sub>Woher kommt uns Zarathustra? Wer sind ihm Vater und Mutter? Schicksal und Lachen sind Zarathustras Vater und Mutter: das grause Schicksal und das liebliche Lachen erzeugten sich solchen Sprößling." Diese Notiz findet man in den nachgelassenen Fragmenten von Nietzsche zweimal: in denen vom Herbst und denen vom Winter 1883, dem Jahr, in dem Nietzsche <sub>"</sub>Also sprach Zarathustra" schrieb. Außerdem wurde im Nachlaß auch ein Plan veröffentlicht, nach dem ein Teil des betreffenden Buchs den Titel <sub>"</sub>Die Gelächter der Höhe (Glück des Säemanns)" tragen sollte. Der Titel erscheint nicht im veröffentlichten Werk. Aber das Motiv des Lachens klingt gleichsam wie ein Grundton durchs ganze Werk hindurch an. Die Eigenart dieses Lachens habe ich in meiner Abhandlung zu erörtern versucht.<br>Eine erste Eigenschaft von Zarathustras Lachen dürfte die Funktion der Verneinung und Zerstörung sein. Dem erwähnten Plan entsprechend finden sich im Anfangskapitel des zweiten Teils die beiden Wörter <sub>"</sub>Säemann" und <sub>"</sub>Gelächter". Zarathustra war wieder ins Gebirge gegangen und hatte sich den Menschen entzogen, wo er gleich einem Säemann, der seinen Samen ausgeworfen hat, wartet. Aber als er durch einen Traum davon erfuhr, daß seine Lehre in Gefahr sei, betrübte ihn das nicht, er freute sich eher, wieder hinabgehen und seine wilde Weisheit verschenken zu dürfen. Er sagt: <sub>"</sub>Zwischen Gelächter will ich Hagelschauer in die Tiefe werfen." Und er stellt fest, daß er und seine Löwin vieles miteinander gelernt hätten. Die Löwin, von der Zarathustra hier im Zusammenhang mit der wilden Weisheit spricht, scheint mir sehr wichtig. Der Löwe ist das Symbol des freien Geistes. Nach den drei Verwandlungen des Geistes wird das tragsame Kamel in der einsamsten Wüste zum Löwen, der Gott und die bisherigen höchsten Werte verneint und zerstört. In der Tat gibt es viele Beispiele vernichtenden Gelächters im zweiten Teil. Zara-thustra lacht über die Tugendhaften, weil sie einen Lohn für die Tugend und den Himmel fürs Erdenleben haben wollen. Er deckt auf, daß die Taranteln, die Prediger der Gleichheit, versteckte Rachsüchtige sind, und <sub>"</sub>lacht ihnen ins Antlitz sein Gelächter der Höhe." Im Lande der Bildung lacht und lacht er über die Gegenwärtigen, etwas so Buntgesprenkeltes, weil alle Zeiten und Völker, alle Sitten und Glaubensanschauungen aus deren Gebärden wir durcheinander reden. Im dritten Teil lacht er über Gott. Er stellt sich vor, wie die alten Götter sich selber einmal zu Tode gelacht haben, als ein eifersüchtiger Gott sich zum gottlosesten Wort versteigt: <sub>"</sub>Es ist Ein Gott! Du sollst keinen andern Gott haben neben mir!" Zum Gegenstand des Lachens wird sich auch Zarathustra selbst. Im ersten Teil lacht er über den Geist der Schwere und tötet diesen Geist, der in seinem Herzen wohnt und sein Streben zur Höhe behindert.<br>Zweitens wird man darauf aufmerksam machen müssen, daß Zarathustras Lachen das Gelächter <sub>"</sub>der Höhe" ist. Die Zerstörung des Löwen befreit Zarathustra von allen bisherigen Werten und versetzt ihn in den seligen Zustand, wo alles Werden ihm wie Götter-Tanz und Götter-Mutwillen vorkommt. In dem Zustand las er das Wort <sub>"</sub>Übermensch" auf und <sub>"</sub>spannte über Wolken und Tag und Nacht das Lachen wie ein buntes Gezelt" (Von alten und neuen Tafeln Nr. 2 u. 3). Das ist nun nicht mehr nur ein Lachen der Zerstörung. Das ist das Lachen eines Schöpfers, der den Menschen die neuen Werte, das neue <sub>"</sub>Gut und Böse",
著者
浦野 春樹
出版者
JAPANISCHE GESELLSCHAFT FUER GERMANISTIK
雑誌
ドイツ文学 (ISSN:03872831)
巻号頁・発行日
vol.39, pp.11-19,131, 1967-10-28 (Released:2009-01-30)
参考文献数
26

1. Georg Lukács handelt, seit er 1933 in die UdSSR emigrierte, hauptsächlich über den Realismus und das Genre. Obwohl er als marxistischer Literaturtheoretiker seine eigene Frühschrift “Theorie des Romans” (1920) ablehnt, sieht er darin das erste ästhetische Werk unterm Einfluß Hegels. Er suchte in diesem Werke eine innigere dialektische Verknüpfung der ästhetischen Kategorie und des gesellschaftlich-geschichtlichen Inhalts herzustellen, als er sie bei Hegel vorfand. Später formuliert er den Realismus als “lebendige Dialektik von Erscheinung und Wesen”. Dahinter steht nach meiner Meinung der Einfluß Hegels. So schreibt Lukács: “Die Besonderheit des Ästhetischen sieht Hegel nun darin, ...daß durch die Erscheinung, um Hegels Ausdruck zu gebrauchen, das Wesen durchscheint.”Auf dem Gebiet der marxistischen Ästhetik stand damals das materialistische Moment im Vordergrund und das dialektische im Hintergrund. Daher hat der Einfluß der Hegelschen Dialektik eine große Bedeutung.2. In der “Sickingendebatte zwischen Marx-Engels und Lassale”, die er 1931 als ersten Beitrag zur marxistischen Literaturtheorie schrieb, sagt Lukács, daß Hegel in Götz und Sickingen den tragischen Helden sah, während Marx in ihnen nur den “miserablen Kerl” erblickte. Trotz ihres Unterschieds verstanden Hegel und Marx die dialektische Entwicklung der Geschichte und den notwendigen Untergang Sickingens als Vertreters einer untergehenden Klasse.Lassale dagegen brachte das individuelle Entschließen und Handeln in starren Gegensatz zu der Notwendigkeit der Geschichte und ethisierte es in einem Kant-Fichteschen Sinne, obgleich er auf seiner eigenen philosophischen Grundlage, der Dialektik Hegels, den Sickingen als notwendig Untergehenden hätte darstellen müssen. Auf den Unterschied Hegels und Marx' von Lassale legt Lukács großes Gewicht und hielt Hegel und Marx für dialektisch und Lassale für undialektisch. Hier können wir Hegels tiefen Einfluß auf Lukács erkennen. Dasselbe gilt für Lukács' Kritik über “Die Bauern”. Hier wird Balzac als Schriftsteller beurteilt, der die Dialektik der ökonomischen Entwicklung gesehen habe.3. In der Kritik über die Literaturtheorie Schillers schreibt Lukács: Schiller sah, daß die moderne Literatur zwischen einem empirisch-kriecherischen photographischen Realismus und einer manieriert-idealistischen Phantastik schwankte. Dieser photographische Realismus heißt Naturalismus. Lukács stellt den Realismus dem Naturalismus gegenüber, z. B. Balzac und Tolstoi gegen Zola.Nun aber ist Realismus nach Lukács' Meinung die Dialektik von Erscheinung und Wesen. Dies ist darum bemerkenswert, weil Lukács lange diese Feststellung wiederholt und Erscheinung und Wesen derart relativiert, daß bei eingehenderer Forschung hinter einer Erscheinung ein Wesen als andere, neue Erscheinung entsteht.Was ist nun das Wesen? Es wird von Lukács zwar als gesellschaftlich-geschichtlicher Prozeß begriffen, bleibt aber konkret ununtersucht. Ich glaube, wenn man das Wesen vorläufig als Klassenverhältnis betrachtet und es dann immer weiter relativiert, kann man auf diese Frage wohl eine Antwort finden. In diesem Sinne relativiert Lukács das Wesen noch nicht genug.4. Aus dem Gegensatz zwischen Erscheinung und Wesen folgen verschiedene Probleme. Lukács' Betrachtungen über den Expressionismus, Franz Kafka usw., sind charakteristisch. Nach Lukács' Meinung unterscheidet sich der Expressionismus vom Naturalismus grundsätzlich überhaupt nicht, obgleich jener von der Wirklichkeit abstrahiert, während dieser der photographischen Oberflächendarstellung treu bleibt.
著者
西本 美彦
出版者
JAPANISCHE GESELLSCHAFT FUER GERMANISTIK
雑誌
ドイツ文学 (ISSN:03872831)
巻号頁・発行日
vol.74, pp.20-29, 1985-03-01 (Released:2008-03-28)
参考文献数
4

Die sogenannten Modalverben, die in den germanischen Sprachen hoch entwickelt sind, waren in den bisherigen historischen Untersuchungen nur als dem Germanischen eigene Präterito-präsentia Gegenstand des etymologischen Interesses. Jedoch auf die Frage, warum das Germanische die Entstehung dieser Verben benötigte, und warum die meisten Modalverben präterito-präsentisch sind, wurde bisher keine eingehende Untersuchung unternommen.Auf Grund der Annahme, daß die Herausbildung der Modalverben keine Folge der zufälligen Erstarrung der perfektischen Bedeutung solcher Verben, sondern die Folge der sprachsystematischen Notwendigkeit im Germanischen sei, versucht der Verfasser anhand der Beispiele aus dem Griechischen, Latein, Gotischen, Althochdeutschen und Mittelhoch-deutschen die Modalverben mit den ihnen semantisch nahestehenden grammatischen Kategorien, Optativ und Konjunktiv, in Beziehung zu setzen.Es stellte sich dabei heraus, daß die Modalverben in den genannten Sprachen besonders in den späteren Perioden, wo das Modussystem in Verwirrung geriet, oft als eines der neuen den Optativ bzw. Konjunktiv ergänzenden Ausdrucksmittel bevorzugt wurden.Und so vermutet der Verfasser, daß der eigentliche Grund der Herausbildung der Modalverben darin zu suchen sei, daß diese Verben am Anfang die durch die Verwirrung des Modussystems hervorgerufenen Funktionslücken füllen sollten oder die dadurch gleichfalls entstandene Bedeutungsverschwommenheit nachdrücklich beseitigen sollten.Was die formelle Eigentümlichkeit der Modalverben betrifft, geht der Verfasser zunächst von der Tatsache aus, daß der Indikativ präteriti einfacher Verben und auch Verben mit modaler Bedeutung in den klassischen Sprachen als Mittel des Ausdrucks der Irrealität in der Vergangenheit angewendet wurde, um ihn von der irrealen Gegenwart durch den Optativ zu unterscheiden. Der präteritale Indikativ in dieser Anwendung wurde später fähig, auch die Irrealität der Gegenwart auszudrücken.Da die gleiche Erscheinung auch in den germanischen Sprachen zu beobachten ist, wird angedeutet, daß die präterito-präsentische Form der germanischen Modalverben nicht unbedingt aus der perfektischen Bedeutung abgeleitet werden muß, sondern daß auch eine andere Erklärung möglich ist, nämlich die der irrealen Anwendung des präteritalen Indikativs.
著者
木藤 冬樹
出版者
JAPANISCHE GESELLSCHAFT FUER GERMANISTIK
雑誌
ドイツ文学 (ISSN:03872831)
巻号頁・発行日
vol.60, pp.25-38, 1978-03-31 (Released:2009-01-30)
参考文献数
28

In unserem Sprachleben kann ein Wort verschiedene Bedeutungen haben, und verschiedene Wörter können auch verwandte Bedeutungen haben. Vor allem wenn in einer Fremdsprache solche Synonyme auftreten, wird oft nachgedacht, welches Wort ausgewählt werden soll und welche Unterschiede zwischen diesen Wörtern bestehen.Um solche Synonyme zu unterscheiden, können im allgemeinen zwei Methoden angewandt werden: Die erste ist die Methode der Komponentenanalyse, die sich auf die paradigmatische Ebene bezieht. Mit deren Hilfe können distinktive semantische Merkmale beschrieben werden, mit denen jedes Wort in verschiedene Synonymgruppen eingeteilt wird. Die andere Methode, mit der Synonyme unterschieden werden, ist die Methode der Kollokation. Sie bezieht rich auf die syntagmatische Ebene. Mit dieser Methode werden die mit einer lexikalischen Einheit kollokablen lexikalischen Einheiten untersucht. Diese werden zu lexikalischen Gruppen zusammengefaßt, und der Vergleich dieser lexikalischen Gruppen stellt den Unterschied der Synonyme heraus. Mein besonderes Interesse gilt der letzteren Methode, mit der die Unterschiede der Synonyme in der fremden Sprache, die für uns nicht leicht unterschieden werden können, objektiver beschrieben werden können, d. h. diese Methode ist ein Versuch, die feinen Unterschiede der Synonyme zu bestimmen, damit von den Wörtern, die Gegenstände zur Kombination sind, ausgegangen wird.Bei der Synonymanalyse mit Hilfe der Kollokation muß auf die folgenden drei Punkte aufgepaßt werden. Der erste ist der Unterschied zwischen der intellektuellen Bedeutung und der emotionalen Bedeutung. Jene ist der Kern des Begriffes, der den Inhalt des Wortes gestaltet. Diese ist die gefühlvolle Seite, die sich mit dem Wort befaßt. Diese letztere nennt man auch im allgemeinen “Sprachgefühl”. Dutch dieses Sprachgefühl werden Möglichkeiten geschaffen, die eine Nebeneinanderstellung der Synonyme notwendig machen oder die neuen Synonyme erzeugen. Z. B. die deutschen Verben: bekommen, erhalten, empfangen und kriegen sind in ihrer intellektuellen Bedeutung “etwas in Empfang nehmen” synonym. Wenn diese Verben “Brief, Geld, Preis u. s. w.” als Akkusativobjekt nehmen, können sie sich gegenseitig ersetzen. Dabei entstehen jedoch Unterschiede in ihrer emotionalen Bedeutung je nachdem, welches Verb gewählt wird. “Bekommen” wird sehr neutral verwendet, “erhalten” ist in der gesprochenen Sprache etwas gehoben, weil es meist in der geschriebenen Sprache gebraucht wird. “empfangen” wird meist in der geschriebenen Sprache in offiziellen und zeremoniellen Situationen verwendet und ist in der gesprochenen Sprache weniger gebräuchlich. “kriegen” ist Umgangs-sprache von “bekommen.”Zweitens sollen Synonyme hinsichtlich ihrer intellektuellen Bedeutung unterschieden und bestimmt werden. Im allgemeinen gibt es zwei Methoden, mit denen eine Sprache erfaßt wird. Die eine ist die Sprachanalyse, die einen Wortkontext benützt und in Hinsicht auf Ersatz, Kollokabilität und Inkollokabilität gemacht wird. Die andere ist die Komponentenanalyse, durch die die Bedeutung des Wortes in ihre Elemente zerlegt wird. In Wirklichkeit besteht die Bedeutung aus verschiedenen Teilen von Bedeutungskomponenten, und damit kann das Wort auf die Sache zeigen. Kompetente Sprecher können Synonyme beherrschen, in denen es Unterschiede der Nuancen gibt, weil sie die distinktiven Merkmale einzelner Wörter erlernt haben. Wenn daher die distinktiven Merkmale, die sie intuitiv unterscheiden, beschrieben werden könnten, so könnten die Synonymprobleme in der fremden Sprache überwunden werden, die für uns schwierig sind
著者
木藤 冬樹
出版者
JAPANISCHE GESELLSCHAFT FUER GERMANISTIK
雑誌
ドイツ文学 (ISSN:03872831)
巻号頁・発行日
vol.60, pp.25-38, 1978

In unserem Sprachleben kann ein Wort verschiedene Bedeutungen haben, und verschiedene Wörter können auch verwandte Bedeutungen haben. Vor allem wenn in einer Fremdsprache solche Synonyme auftreten, wird oft nachgedacht, welches Wort ausgewählt werden soll und welche Unterschiede zwischen diesen Wörtern bestehen.<br>Um solche Synonyme zu unterscheiden, können im allgemeinen zwei Methoden angewandt werden: Die erste ist die Methode der Komponentenanalyse, die sich auf die paradigmatische Ebene bezieht. Mit deren Hilfe können distinktive semantische Merkmale beschrieben werden, mit denen jedes Wort in verschiedene Synonymgruppen eingeteilt wird. Die andere Methode, mit der Synonyme unterschieden werden, ist die Methode der Kollokation. Sie bezieht rich auf die syntagmatische Ebene. Mit dieser Methode werden die mit einer lexikalischen Einheit kollokablen lexikalischen Einheiten untersucht. Diese werden zu lexikalischen Gruppen zusammengefaßt, und der Vergleich dieser lexikalischen Gruppen stellt den Unterschied der Synonyme heraus. Mein besonderes Interesse gilt der letzteren Methode, mit der die Unterschiede der Synonyme in der fremden Sprache, die für uns nicht leicht unterschieden werden können, objektiver beschrieben werden können, d. h. diese Methode ist ein Versuch, die feinen Unterschiede der Synonyme zu bestimmen, damit von den Wörtern, die Gegenstände zur Kombination sind, ausgegangen wird.<br>Bei der Synonymanalyse mit Hilfe der Kollokation muß auf die folgenden drei Punkte aufgepaßt werden. Der erste ist der Unterschied zwischen der intellektuellen Bedeutung und der emotionalen Bedeutung. Jene ist der Kern des Begriffes, der den Inhalt des Wortes gestaltet. Diese ist die gefühlvolle Seite, die sich mit dem Wort befaßt. Diese letztere nennt man auch im allgemeinen "Sprachgefühl". Dutch dieses Sprachgefühl werden Möglichkeiten geschaffen, die eine Nebeneinanderstellung der Synonyme notwendig machen oder die neuen Synonyme erzeugen. Z. B. die deutschen Verben: bekommen, erhalten, empfangen und kriegen sind in ihrer intellektuellen Bedeutung "etwas in Empfang nehmen" synonym. Wenn diese Verben "Brief, Geld, Preis u. s. w." als Akkusativobjekt nehmen, können sie sich gegenseitig ersetzen. Dabei entstehen jedoch Unterschiede in ihrer emotionalen Bedeutung je nachdem, welches Verb gewählt wird. "Bekommen" wird sehr neutral verwendet, "erhalten" ist in der gesprochenen Sprache etwas gehoben, weil es meist in der geschriebenen Sprache gebraucht wird. "empfangen" wird meist in der geschriebenen Sprache in offiziellen und zeremoniellen Situationen verwendet und ist in der gesprochenen Sprache weniger gebräuchlich. "kriegen" ist Umgangs-sprache von "bekommen."<br>Zweitens sollen Synonyme hinsichtlich ihrer intellektuellen Bedeutung unterschieden und bestimmt werden. Im allgemeinen gibt es zwei Methoden, mit denen eine Sprache erfaßt wird. Die eine ist die Sprachanalyse, die einen Wortkontext benützt und in Hinsicht auf Ersatz, Kollokabilität und Inkollokabilität gemacht wird. Die andere ist die Komponentenanalyse, durch die die Bedeutung des Wortes in ihre Elemente zerlegt wird. In Wirklichkeit besteht die Bedeutung aus verschiedenen Teilen von Bedeutungskomponenten, und damit kann das Wort auf die Sache zeigen. Kompetente Sprecher können Synonyme beherrschen, in denen es Unterschiede der Nuancen gibt, weil sie die distinktiven Merkmale einzelner Wörter erlernt haben. Wenn daher die distinktiven Merkmale, die sie intuitiv unterscheiden, beschrieben werden könnten, so könnten die Synonymprobleme in der fremden Sprache überwunden werden, die für uns schwierig sind
著者
白崎 嘉昭
出版者
JAPANISCHE GESELLSCHAFT FUER GERMANISTIK
雑誌
ドイツ文学 (ISSN:03872831)
巻号頁・発行日
vol.69, pp.32-41, 1982-10-01 (Released:2008-03-28)

C. F. Meyers erste größere Dichtung "Huttens letzte Tage“ kam im Oktober 1871 heraus. Vorher hatte der Dichter nur zwei kleine Bändchen Gedichte veröffentlicht. Jetzt begann seine Schaffensperiode, in der er mit G. Keller zum bedeutendsten Dichter der deutschsprachigen Schweiz wurde. In diesem Sinne ist dieses Werk zwar der größte Meilenstein seines Lebens; aber hier vereinigen sich auch zwei rivalisierende Mächte, die sich später in zwei Richtungen, Lyrik und Prosa, verzweigen mußten. Die vorliegende Arbeit macht sich zur Aufgabe, solche besonders in der Konstruktion zu betrachtenden Eigentümlichkeiten in Bezug auf die Ausdrucksmöglichkeiten des Dichters und ihre Grenzen zu erörtern und, womöglich, den Grund zu ermitteln, warum seine nachherigen Werke sich verzweigen mußten."Hutten“ enthält in der Ausgabe letzter Hand 71 Gedichte und ist in 8 Bücher gegliedert. Man kann die Eigentümlichkeit dieser Dichtung vielleicht daran erkennen, daß sie verschieden bezeichnet worden ist wie "Zyklus“ (W. Linden, A. Zäch), "Balladensammlung“ (M. Nußberger) oder "lyrische Idylle“(R. Faesi). Aber wir brauchen nicht in die unfruchtbare Auseinandersetzung über die Gattung eingreifen, sondern wollen nur vorläufig feststellen, daß es dafür weder Vorgänger noch Nachfolger gibt und daß sie ein einmaliges, höchst persönliches Gebilde ist. In den ersten Büchern dominieren die epischen Elemente, indem die Jugendgeschichte Huttens relativ treu wiedergegeben wird, und manchmal gibt es Lyrisches neben seinen Reminiszenzen oder der Hoffnung auf die deutsche Zukunft, zusammen freilich mit dem Gefühl des Scheiterns und der Selbstaufgabe. Dies Nebeneinander der epischen und lyrischen Elemente geht von Buch zu Buch in etwas Einheitlicheres über, denn das Epische verliert die zeitliche Extension und funktioniert nur noch als Pointilistisches, als das potentiale Motiv des jeweilgen Gedichtes, indem der Tod des Helden immer näher heranrückt. Das könnte vielleicht so ausgelegt werden, daß die Konstruktion dieses Werkes ein Übergang vom Epischen zum Lyrischen ist.Hutten tritt neben Hus und Gustav Adolf als der beliebteste Stoff dergründerzeitlichen Epik auf, besonders unter dem Einfluß des im neuen Reich heftig geforderten Kulturkampfes. Das Versepos ist, nach W. Jordan, die höchste Verkörperung des völkischen Mythos, das immer dann in den Vordergrund tritt, wenn sich die Nation an einem Knotenpunkt ihrer Entwicklung zur führenden Weltmacht befindet. Es entsprach also dem politischen Anspruch der Zeit und erfüllte auch den Erwartungshorizont der meisten Lesenden. Von vielen gründerzeitlichen Versepen sticht unser Werk jedoch dadurch ab, daß es mit dem von allen historischen Wirklichkeiten entfremdeten, einsamen Tod des Helden endet. Trotzdem wird der Eindruck der Gedichte nach und nach klarer und verwirklicht sich die Identifizierung des Bildes mit dem Subjekt, was man vor allem im Versöhnungsprozeß mit dem Tode in den letzten drei Büchern sehen kann. Diese Annahme, daß die Konstruktion dieser Dichtung ein Übergang vom Epischen zum Lyrischen sei, erklärt sich nicht zu Unrecht auch dadurch, daß durch den Tod der epische Gehalt abgeschnitten und die Gedankenwelt des Sterbenden in den Vordergrund gerückt wird.Nun muß gefragt werden, warum Meyer als Helden seines Erstlings Hutten wählte. Dieses Werk hat einige sog. Keimgedichte, die jetzt in H.K.A. wiedergegeben sind. Darunter gibt es eine Skizze, wo nicht nur die letzte Stunde Huttens thematisiert, sondern auch, wie beim endgültigen Werk,
著者
川中子 義勝
出版者
JAPANISCHE GESELLSCHAFT FUER GERMANISTIK
雑誌
ドイツ文学 (ISSN:03872831)
巻号頁・発行日
vol.87, pp.12-22, 1991-10-01 (Released:2008-03-28)

Das Ringen um die neue biblische Hermeneutik im 18. Jahrhundert wird am besten durch die "Neologie“ charakterisiert. Mit den Neologen beginnt der Weg der von der aufklärerischen Vernunft geförderten exegetischen Wissenschaft. Damit beginnt aber auch die Selbstentfremdung der Theologie gegenüber den kirchlichen Überlieferungen. Denn sie verleihen dem traditionellen Gedanken der Offenbarung etwas Subjektiv-Willkürliches, indem sie die orthodoxe Inspirationslehre durch die Illumination der Vernunft ersetzen. Der auslegende Mensch mit seiner historisch-kritischen Methode ist nun im Verhältnis zur Bibel die maßgebende Autorität. So entfernt er sich von der Reformation dadurch, daß er das Wort Gottes für eine ewige "moralische“ Vernunftwahrheit hält.Von diesem neologisch-aufklärerischen Standpunkt aus ist es schwierig geworden, das Alte Testament positiv zu bewerten, welches somit höchstens zu einer sehr mangelhaften Vorstufe der neutestamentlich-"rationalen“ Wahrheit erklärt wird, oder sogar als ein Haufen von Widersprüchen zurückgewiesen. Damit wäre die altkirchliche Verbindung von Altem und Neuem Testament beinahe verloren gegangen.Hamann bekämpfte eine solche Tendenz der Bibelhermeneutik das ganze Leben hindurch aufs heftigste. Dabei ist zu bemerken, daß er das Alte Testament immer sehr hoch schätzte, was vielen Zeitgenossen ein Ärgernis war.1784 verfaßte Hamann "Golgatha und Scheblimini“ und behandelte darin eben dieses Thema: die Bedeutung des Alten Testaments. Mit dieser Schrift kämpfte er gegen Mendelssohn. Dieser hatte sich in seiner 1783 erschienenen Schrift "Jerusalem oder über religiöse Macht und Judentum“ bemüht, die politische Emanzipation des jüdischen Volks dadurch zu erreichen, daß er zwischen Judentum und Aufklärung vermittelte. Dabei versuchte er die vernünftig-natürliche von der geschichtlich-positiven Religion zu unterscheiden und das Judentum mit der ersteren zu identifizieren.Im ersten Teil dieser Schrift unterscheidet Mendelssohn-auf Grund seines Dualismus von Handlung und Gesinnung-Staat und Religion. So sichert er sich den Ort des Gewissens. Dort habe die Gesinnung mit dem "Stand der Natur“ zu tun. Mit seiner aufklärerischen Auffassung vom Naturzustand behauptet er, daß die jüdischen Gesetze mit dem "Naturrecht“ übereinstimmten, das nicht zeitlich-geschichtlich begrenzt, sondern zu alien Zeiten und an alien Orten verständlich sei. Er erklärt somit das Judentum zur universalen Vernunftwahrheit.Hamann kritisiert, daß der Jude Mendelssohn gerade dasselbe tut, was die Neologen ihrerseits im Christentum dem Alten Testament gegenüber tun. Denn Mendelssohn ignoriere die biblische Schöpfungsgeschichte, indem er vielmehr die aufklärerische Auffassung von der Natur und der Gesellschaft in seiner Darlegung voraussetze. In der Schöpfung ist der Mensch im Naturzustand schon "Pflichtträger der Natur“. Der Mensch ist somit von seinem Ursprung her sittlich bestimmt und trägt die Verantwortung für alle Kreaturen. Nach Mendelssohn ist es aber ein Naturgesetz, daß der Mensch, der im Stande der Natur unabhängig, niemandem verpflichtet und Herr über das Seinige sei, sich alles als Stoff für seine Entwicklung verfügbar macht. Solch eine unbegrenzte Selbsterweiterung entspricht aber eben dem Geist des Königs von Preußen. Hamann durchschaut, daß der Aufgeklärte Absolutismus und der damalige Rationalismus gleichen Ursprungs sind, und daß Mendelssohn, ohne es selbst zu wissen, die despotische Herrschaft in Preußen gerade mit seinem Befreiungsprogramm des jüdischen Volks unterstützt.
著者
平松 智久
出版者
日本独文学会
雑誌
ドイツ文学 : Neue Beitrage zur Germanistik (ISSN:03872831)
巻号頁・発行日
no.142, pp.133-148, 2011-03-25

Das Thema dieser Untersuchung ist der Versuch einer Auflosung des "Hexen-Einmaleins" (V. 2540ff.) in Goethes Faust, um die Stellung der "Hexenkuche" im Zusammenhang des gesamten Werkes abzuschatzen. Zwar haben bisher schon viele Faust-Forscher das "Hexen-Einmaleins" zu entschlusseln versucht, um dessen Geheimnis und seine Bedeutung zu offenbaren, darunter J. Trump, H. Petzsch, K. Fischer, E. Schmidt, K. S. Levedahl, H. Arens, A. Schone und U. Gaier, es erscheint abet problematisch, dass sich fast alle diese Arbeiten nur auf die Erlauterung des "Hexen-Einmaleins" konzentrieren, und, was noch schlimmer ist, dass fast alle folgern, das "Hexen-Einmaleins" sei letztlich "Unsinn", so wie es Goethe selber manchmal behauptete (vgl. V. 2573; WA 43, 197). Der Grund, warum sich trotzdem viele Leute (freiwillig) damit herumqualen, ist eine intellektuelle Fingerubung oder, um Mephistopheles zu zitieren: "[…] ein vollkommner Widerspruch/Bleibt gleich geheimnisvoll fur Kluge wie fur Toren." (V. 2557f.) Es geht ihnen darum, die eigenen Ratsel des Lebens damit aufzuklaren. Aber um die wahre Bedeutung des "Hexen-Einmaleins" zu erkennen, musste man meiner Meinung nach die Szene grundlich untersuchen, in die der Text eingelassen ist und in der die Hexe, die mit ihnen Meerkatzen lebt, die Zauberworte "aus dem Buch" (vor V. 2540) fur Faust deklamiert. Die Atmosphare der "Hexenkuche" wird durch den Hexenspruch verdichtet und die Art und Weise der Gestaltung dieser Szene unter dem Einfluss des "Hexen-Einmaleins" ist zugleich der Schlussel zur Auflosung desselben. Die "Hexenkuche", die Goethe im Februar 1788 nach dem zweimaligen Besuch des romischen Karnevals schrieb, ist, nicht anders als dieser, eine auf den Kopf gestellte Welt, in der die Gegensatze sich ineinander verkehren und gleichzeitig eine Einheit bilden konnen: heilig und profan, klug und narrisch, neu und alt, hell und dunkel, hoch und niedrig, vor und nach, Traum und Wirklichkeit, Wahrheit und Luge usw. Auch das "Hexen-Einmaleins" wird von der Hexe "[d]ie hohe Kraft/[d]er Wissenschaft" (V. 2567f.) genannt, wahrend es Faust nur verhohnt. Aber Faust verjungt sich in der Tat in dieser Szene durch den Trank der Hexe und die Wirkung des Hexenspruchs. Damit ist ein Wendepunkt erreicht: von der "Gelehrten-Tragodie" zur "Gretchen-Tragodie", fur Faust von der metaphysischen Erfahrungswelt zur sinnlichen Erlebniswelt und vom "ersten Teil" zum "zweiten Teil" der Tragodie, weil Goethe die Szene schrieb, nachdem er die Struktur des ganzen Werkes nochmals durchdacht hatte (vgl. HA 11, 525). Die These des vorliegenden Aufsatzes ist, dass sich hinter dem "Hexen-Einmaleins" etwas versteckt halt, was man am ehesten als eine ins Gegenteil verkehrte Rechnung oder Darstellung der Welt auffassen kann: Wollte man den "Unsinn" als eine Storung der Beziehungen zwischen den Worten beschreiben, so lassen sich drei Gesetzmassigkeiten ausmachen: 1) zeitlich falsche Zusammenhange, 2) inhaltlich falsche Zusammenhange und 3) verneinende Verhaltnisse. Damit konnte man das "Hexen-Einmaleins" folgendermassen "ubersetzen": Aus Zehn mach' Eins, 10→1 Und Zwei mach' gleich, 1+2=3 Und Drei lass gehn, 3-3 So bist du nicht reich. =0 Mache die Vier! 0+4=4 Mit Funf und Sechs, 4+(5+6) So sagt kein' Hex', =15 Zieh' Sieben und Acht ab, 15-(7+8) So ist's nicht vollbracht: =0 Und Eins ist nicht Neun, 1≠9 Und keins ist nicht Zehn. 0≠10 Das ist kein Hexen-Einmaleins! Aber das Ziel dieser Arbeit ist nicht die Bestimmung dieses Textabschnitts als "Unsinn", sondern eine Interpretation des betreffenden "Unsinns" hinsichtlich des ganzen Werkes. Das "Hexen-Einmaleins" ist eigentlich ein Zauberspruch, der Faust vor dem Tod durch den Verjungungstrank schutzen soll. Der Wissenschaftler, der die Welt vermittels Worten vergebens erforschte, kann die Negativitat dieser seiner Welt nicht mehr ertragen, so dass er den Giftbecher an den Mund setzt (nach V. 736) und eine Wette mit dem Teufel Mephistopheles abschliesst. Aber gerade weil er hier an "Irrtum statt Wahrheit" (V. 2562) glaubt, kann das Leben von Faust eine ganz entgegengesetzte Richtung nehmen! Der "Unsinn" wird deswegen ohne Worte sinnvoll und bedeutungsvoll in dieser auf dem Kopf stehenden Welt, eben weil er ganz und gar "Unsinn" ist. Goethe nannte in seinem letzten Brief an W. von Humboldt den Faust "sehr ernste Scherze" (WA 49,283). Der alte Naturforscher wollte sein Gedicht als eine Art von Natur betrachtet wissen, in der das Gesetz von Polaritat und Steigerung lebendig Wirkungen erzeugt. Denn nicht nur in der Natur selbst, sondern auch im Kunstwerk sollte sich eine solche Lebendigkeit entfalten. Vor diesem Hintergrund kann man die Worte des "Hexen-Einmaleins" als den Ausdruck Goethescher Naturauffassung in seiner Dichtung betrachten.