著者
渡辺 勝
出版者
Japanische Gesellschaft für Germanistik
雑誌
ドイツ文學 (ISSN:03872831)
巻号頁・発行日
vol.23, pp.127-133, 1959-11-01 (Released:2008-03-28)

Hesse teilt den Entwicklungsgang des Menschen in drei Stufen: Unschuld-Schuld-Erlösung. Im Zustund der Schuld stoßen wir auf den Begriff der Vergänglichkeit und den der Gegensätzlichkeit. Wie hat Hesse sie zu überwin-den vermocht?Die Klage über die Vergänglichkeit und die Sehnsucht nach dem Tode in frühen Gedichten verlieren allmählich die Süßigkeit der romantischen Flucht. Da soll der Untergang eine neue Geburt bedeuten. Das Vertrautsein mit der Bilderwelt des Daseins fördert die Schöpferkraft des Dichters. Aber die pathetischen und dämonischen Töne des Untergangs und der Wiedergeburt verwandeln sich in die der Beschaulichkeit des alten Dichters. Die Durchdringung aller Dinge von Ewigkeit immer wieder empfindend, bejaht er sein ganzes Dasein und überläßt sich still dem Gott.Hesse bekennt, daß seine Aufgabe die Anerkennung der Gegensätze und Harmonie zwischen polaren Seelenkräften ist. Bei Dostojewskij hat er eine chaotische Welt gefunden, die jenseits der Gegensätze steht. Aus dem Chaos soll aber ein Kosmos entstehen. Die indisch-chinesische Weisheit ist Erkenntnis kosmischer Ordnungsverhältnisse. In des Dichters eigener Not und der Not der Zeit erhebt er sich über die bedrängende Wirklichkeit mit Humor, der die Dissonanz in Harmonie bringt. In der Versöhnung aller Gegensätze ahnt er das Unsterbliche und die Möglichkeit seiner Erlösung.
著者
菊池 良生
出版者
日本独文学会
雑誌
ドイツ文学 (ISSN:03872831)
巻号頁・発行日
vol.72, pp.11-19, 1984

Das Wort Epigone bedeutete urspr&uuml;nglich nur Nachkommen und beschr&auml;nkte sich auf die genealogische Sph&auml;re. Also hatte es fr&uuml;her keine pejorative Bedeutung. Aber nach der Erscheinung von Karl Immermanns Roman &ldquo;Die Epigonen&rdquo; erf&auml;hrt der Epigonenbegriff seine Umdeutung. Ein W&ouml;rterbuch sagt, ein Epigone sei der, &ldquo;der ein Vorbild ohne eigene sch&ouml;pferische Kraft nachahmt&rdquo;. Dieser umgedeutete Epigonenbegriff wurde rasch in der deutschen Literatur des 19. Jahrhunderts verbreitet. Diese Aufnahme und Verbreitung des umgedeuteten Begriffs h&auml;ngt eng mit der f&uuml;hrenden Literaturtheorie des 19. Jahrhunderts zusammen, -der Theorie, die &ldquo;eine Originalit&auml;t an und f&uuml;r sich staturiert und den Begriff geistiger Tradition nur h&ouml;chst bedingungsweise anerkennt&rdquo; (Hofmannsthal). Aber in letzter Zeit ist dieser Epigonenbegriff gr&uuml;ndsatzlich in Frage gestellt worden. Friedrich Sengle sagt: &ldquo;Wir sind im Laufe der Zeit mit der Anwendung dieses Begriffs vorsichtiger geworden, denn wir haben durch die Betrachtung der &auml;lteren Kulturen erkannt, da&szlig; es zur Hervorbringung gro&szlig;er Werke keiner bewu&szlig;ten Originalit&auml;t bedarf.&rdquo; Aber was ist die Originalit&auml;t in der Literatur?<br>Es wird immer behauptet, Heinrich Leuthold stehe ganz in der Nachfolge Platens und sein Genuva-Sonett entspreche ganz dem Venedig-Sonett Platens. So gilt Leuthold als einer der Platenepigonen: er ahmte Platen durchaus ohne eigene sch&ouml;pferische Kraft nach. Aber was ist eine Nachahmung? Diese Frage zieht eine wichtigere Frage nach: Was bedeutet die alte ber&uuml;hmte These &uuml;ber den Umschlag von der Nachahmung zur Originalit&auml;t?<br>Anhand eines Vergleichs zwischen dem Venedig-Sonett von Platen und dem Genuva-Sonett von Leuthold, -wobei in beiden Dichtungen die Hauptstr&ouml;mung der deutschen Lyrik des 19. Jahrhunderts umgangen wurde und ein Weg zu der alexandrinischen Lyrik des 20. Jahrhunderts f&uuml;hrte, -er&ouml;rtert der vorliegende Aufsatz den Umschlag von der Nachahmung zur Originalit&auml;t.

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著者
石光 輝子
出版者
Japanische Gesellschaft für Germanistik
雑誌
ドイツ文學 (ISSN:03872831)
巻号頁・発行日
vol.82, pp.120-129, 1989-03-01 (Released:2008-03-28)

Über sein Werk "Marbot. Eine Biographie“ sagt Hildesheimer, er könne es nicht übertreffen, und habe sich mit ihm die Möglichkeit verstellt, jemals wieder ein erzählendes Buch zu schreiben. Tatsächlich hat er bis heute nichts mehr veröffentlicht, außer der kleinen essayhaften Prosa "Mitteilungen an Max“ und den Notizen und Vorträgen, die aus der früheren Zeit stammen. Worin liegt die Bedeutung des Buches, das seinen Verfasser zu einer solch endgültigen Absage kommen ließ?Dem Werk ist deshalb so große Aufinerksamkeit des Publikums gewidmet worden, weil es, obwohl der Autor es im Titel als eine Biographie bezeichnet und dementsprechend verschiedene anscheinend reale Schriften, Aufzeichnungen und Briefe hineingearbeitet hat, doch eine reine Fiktion ist. Der Schriftsteller, hier selber die Rolle eines Fälschers spielend, hat alle Dokumente gefälscht, um eine perfekte Biographie zustandezubringen. Das Fälschungsmotiv selbst ist dem Leser von Hildesheimer nicht neu; bereits am Anfang seines literarischen Schaffens kam das Motiv sehr oft vor, allerdings nur in scharf satirischen, ironischen Erzählungen. Und dieser satirisch-ironische Zug ist es, der die früheren Werke von "Marbot“ unterscheidet; jenen dient nämlich die Fälschung nur als Stoff für eine satirische Beschreibung, während sie bei diesem, in einem keineswegs für Satire zu haltenden Text stehend, auf eine mit dem Inhalt des Werkes zutiefst zusammenhängende Weise konsequent gefordert und determiniert ist."Marbot“ wind eine "fiktive Biographic“ genannt. Worin liegt der Unterschied zwischen fiktiver Biographie und bloßer Fiktion oder Erzählung? In der Gattung Biographie hat sich Hildesheimer bisher schon versucht, und ein erfolgreiches Ergebnis ist eben sein "Mozart“. Weil er aber in diesem Werk eine große Berühmtheit behandelt, kann er nicht urchin, den Meister nur auf der Basis der bereits in großer Zahl existierenden Materialien zu beschreiben. Bei "Marbot“ wählt er dagegen zum Objekt biographischer Darstellung eine Kunstfigur, damit es ihm ermöglicht werde, die bei "Mozart“ notwendigerweise fehlende Konsequenz und Folgerichtigkeit durchzuführen, und somit die Einschränkungen eines Biographen zu überwinden. So ist hier das Leben einer Person gefälscht, die nicht existiert. Man könnte auch sagen, daß hier der Autor sogar eine Wirklichkeit gefälscht hat. Was ist aber die Wirklichekit bei Hildesheimer? Er hat einmal mit G. Eich gesagt, daß Wirklichkeit keine Voraussetzung der Literatur, sondern deren Ziel ist, und daß man infolgedessen Romane nicht mehr schreiben kann, die die Wirklichkeit unbedingt vorraussetzen. Zwischen Wirklichkeit und Fiktion ist also von vornherein kein fester Unterschied; die Schwelle, die die beiden von einander trennt, kann allmählich verwischt werden. Mit dem Fälschungsmotiv hat Hildesheimer geradezu darauf gezielt. Je vollkommener gefälscht wird, desto mehr verliert das Echte Wert und Gültigkeit, während das Gefälschte um so wertvoller und gültiger wird. Wegen des Abscheus vor Schrecken und Unerträglichkeit der existierenden Wirklichkeit will der Schriftsteller sie ungültig machen kraft einer gefälschten, von ihm dargebotenen Wirklichkeit. In diesem Sinne ist das Buch "Marbot“ nicht nur die Flucht aus der Gegenwart, wie der Autor selbst erklärt, sondern auch die Flucht aus der Wirklichkeit in eine fiktive Welt.Indem er eine reine Fikton "Marbot“ schreibt und dennoch darauf besteht, es sei keine Fiktion, deklariert er das Ende der Fiktionen; so völlig in Widerspruch stehen seine Tat und Aussage.
著者
前田 良三
出版者
Japanische Gesellschaft für Germanistik
雑誌
ドイツ文學 (ISSN:03872831)
巻号頁・発行日
vol.93, pp.23-34, 1994-10-01 (Released:2008-03-28)

Zur "Subversion“ des Subjekts als Substanz innerhalb der westlichen Diskurse über Literatur und Philosophie gehört auch die kritische Thematisierung der modernen Autorschaft, wie sie Michel Foucault in "Was ist ein Autor?“ ansatzweise unternommen hat. Bekanntlich war für Foucault ein Autor, der einen Text produziert und für die Sinneinheit des Produzierten einsteht, keine übergeschichtliche Konstante der literarischen Diskurse mehr, sondern-genauso wie der Begriff "Mensch“-vielmehr der Name einer Funktion, die erst um 1800, mit der Institutionalisierung moderner Humanwissenschaften, in den Diskursen über Literatur eingeschrieben wurde und seit Mallarmé mehr oder weniger an Bedeutung verloren hat. Foucault suchte die Funktion Autorschaft in der Moderne vor allem darin, daß sie gewisse Textcorpora unter dem Namen Literatur von den anderen trennt. Um 1800 ist demnach die Zeit gekommen, in der ein Text nur mit einem Autornamen als literarischer gelesen wird, während im Mittelalter ein literarischer Text durch die Anonymität des Autors charakterisiert war.Einem solchen Wechsel der Funktion Autoschaft entspricht, wie Foucault meint, die Entstehung der modernen Leserschaft, die ihrerseits von der modernen Individualität und Subjektivität untrennbar war. Friedrich A. Kittler geht ein Stück weiter: seine Diskursanalyse sieht eines ihrer Ziele darin, "materielle“ Bedingungen dieses Wechsels, die zugleich die Entste-hungsbedingungen der modernen, hinter dem Text einen einheitlichen Sinn suchenden Hermeneutik sind, zu untersuchen. Für Kittler ist die moderne Individualität und Subjektivität auf die neue Mutter-Kind-Beziehung innerhalb der in der Mitte des 18. Jahrhunderts entstandenen Kernfamilie zurückzuführen. Und das Entstehen der modernen Leserschaft, in der das autonome Subjekt namens Autor mit seiner Innerlichkeit und Individualität als letzte Instanz für das Sinnverstehen gesucht wird, führt Kittler auf die Tatsache zurück, daß bei der neuen Institutionalisierung des Lesens und Schreibens beide innerhalb eines jeden Individuums verbunden wurden: "das eigene Lesen schreiben“ nämlich. Bei dieser neuen Verbindung des Schreibens und Lesens gait das Buch als einzige Form des Mediums für das Wissen. Die Unterschrift des Dichters und das Entstehungsdatum von Goethes "Wandrers Nachtlied. Ein Gleichnis“ z.B. markierten eine solche moderne Autorschaft und spielten zugleich musterhaft die Rolle eines "Schlüsselwortes“ für die hermeneutische Lektüre eines "individuellen Allgemeinen“, das in einem privaten Erlebnis zum Ausdruck kommt. Paul Celan hat in seinen Gedichten, in denen Daten und Namen auf das Versagen der institutionalisierten Hermeneutik verweisen, ein solches "individuelles Allgemeine“ kritisch in Frage gestellt.Um 1900 wurde, so Kittler, das Buch als einzige Form des literarischen und wissenschaftlichen Diskurses durch technische Innovationen wie Film und Grammophon (und, in gewisser Weise, auch durch Schreibmaschine) bedroht. Kittler sieht in der Dichtung Mallarmés (Un coup de dés) eine neue Praxis des literarischen Diskurses, in der das Schreiben nicht mehr durch die Voraussetzung eines autonomen Subjekts fixiert, sondern vor allem durch die Materialität der Buchstaben bedingt ist. Daß Foucault hingegen zwar das Interesse der traditionellen Hermeneutik, in der Lyrik Mallarmés immer noch ein ästhetisches "Nichts“, als ein Autorsubjekt, zu suchen, scharf kritisiert, dennoch selber keine Frage nach den materiellen Gründen für diesen zweiten Wechsel des Diskurses stellt, könnte auf die Grenze der Diskurstheorie Foucaults hindeuten.
著者
藤代 幸一
出版者
学術雑誌目次速報データベース由来
雑誌
獨逸文學 (ISSN:03872831)
巻号頁・発行日
vol.78, pp.41-50, 1987

In dieser kurzen Abhandlung möchte ich, nachdem ich den Narren in den Fastnachtspielen des Nürnberger Prokurators Jakob Ayrer im Vergleich mit dem bei Hans Sachs beobachtet habe, nach des ersteren grundsätzlichem Talent für die Dichtung fragen. Zuerst muß man zu ermessen versuchen, welchen Einfluß die englischen Komödianten auf Ayrer ausübten, wobei wir die Gattung der Spiele, ohne seine Komödien und Tragödien zu berücksichtigen, ausschließlich auf die Fastnachtspiele beschränken. Im Jahre 1597 hatte Ayrer in seiner Heimatstadt Nürnberg die Gelegenheit, den Aufführungen der englischen Truppe, die von Thomas Sackeville geleitet wurde, beizuwohnen. Ayrer führte die Rolle der lustigen Person auf der deutschen Bühne ein und nannte sie Jann Posset. Es ist klar, daß der Name des Narren Jann Posset aus John Bouset herzuleiten ist, den der englische Darsteller Sackeville schuf. Was Jann Posset als Narren betrifft, so geht es in den Fastnachtspielen Ayrers um Wortspiele, Prügelszenen, die Figur des Pantoffelhelden, den Auftritt aus dem Klosett sowie um Essen und Trinken. Jann Posset muß offenbar zu dem Typus <sub>"</sub>clown" gerechnet werden.<br>Ein Narr namens Jeckel tritt in den Fastnachtspielen von Hans Sachs zweimal auf: er kann Freiheiten und Privilegien zur Genüge genießen, weil er außerhalb der sozialen Normen steht, da er keine Vernunft besitzt. Jeckel ist, wie sein Hut und Stab beweist, der von Fürsten oder dem Adel gedingte Hofnarr. Daher übernimmt Ayrer meiner Meinung nach die Rolle des Narren keinesfalls von Hans Sachs, so daß in der Tat Jann Posset mit Jeckcl nichts zu tun hat.<br>Jann Posset stellt auf der deutschen Bühne keine Nebenrolle, sondern die manchmal den Prolog seines Stückes sprechende Hauptfigur dar. Auch daß er ein geborener Bauer war und dazu sein Name aus der Eßkultur stammt, darf man nicht vergessen. Bouset war ein damals in England beliebtes Getränk. Ayrer scheint zwar die Welt das Karnevals zu entwickeln, diese wurzelte aber eigentlich tiefer noch in den Stoffen der englischen Komödianten. Die Hauptsache ist, daß Ayrer die Komik auf eine moralische Lehre, die er aus seiner alltäglichen Weltanschauung bezog, reduzierte und diese wie in folgendem Beispiel äußerte:<br>Also erfehrt mancher mit schaden, <br>Der tracht nach grossem stand und ehrn, <br>Darinn sich thut sein vnglück mehrn.<br>Ayrer meinte, ein Bauer solle ewig ein Bauer bleiben und dieser dürfe nicht nach einem andern, höhern Stand streben. Kein Zweifel, daß Ayrer nicht nur die wahre Funktion des Narren, sondern auch darüber hinaus die der Fastnacht nicht richtig verstand. Wenn er den Nutzen der Narrheit erkannt und seinen Blick auf die Ambivalent des Narren gerichtet hätte, hätte er durch den Narren die verkehrte Welt, die für die Fastnacht sehr bezeichnend ist, verwirklichen und darstellen können.<br>Seine einzige Methode ist die der Nachahmung, da er keine eigene Sprache besitzt. In diesem Sinne hat G. Höfer recht: <sub>"</sub>Ayrer hat keine Sprache. An Stelle eines Sprachausdrucks steht bei ihm der bloße dürre Bericht." Mit juristischen Augen steht er alles an, was um ihn herum vorgeht. Von Haus aus fehlte es Ayrer an Auffassungsvermögen, vor allem an Talent für die Dichtung überhaupt. Ayrer hatte zudem keinen einzigen Nachfolger, so daß mit ihm das Fastnachtspiel dem Ende zugehen mußte.
著者
川中子 義勝
出版者
JAPANISCHE GESELLSCHAFT FUER GERMANISTIK
雑誌
ドイツ文学 (ISSN:03872831)
巻号頁・発行日
vol.87, pp.12-22, 1991

Das Ringen um die neue biblische Hermeneutik im 18. Jahrhundert wird am besten durch die <sub>"</sub>Neologie" charakterisiert. Mit den Neologen beginnt der Weg der von der aufklärerischen Vernunft geförderten exegetischen Wissenschaft. Damit beginnt aber auch die Selbstentfremdung der Theologie gegenüber den kirchlichen Überlieferungen. Denn sie verleihen dem traditionellen Gedanken der Offenbarung etwas Subjektiv-Willkürliches, indem sie die orthodoxe Inspirationslehre durch die Illumination der Vernunft ersetzen. Der auslegende Mensch mit seiner historisch-kritischen Methode ist nun im Verhältnis zur Bibel die maßgebende Autorität. So entfernt er sich von der Reformation dadurch, daß er das Wort Gottes für eine ewige <sub>"</sub>moralische" Vernunftwahrheit hält.<br>Von diesem neologisch-aufklärerischen Standpunkt aus ist es schwierig geworden, das Alte Testament positiv zu bewerten, welches somit höchstens zu einer sehr mangelhaften Vorstufe der neutestamentlich-<sub>"</sub>rationalen" Wahrheit erklärt wird, oder sogar als ein Haufen von Widersprüchen zurückgewiesen. Damit wäre die altkirchliche Verbindung von Altem und Neuem Testament beinahe verloren gegangen.<br>Hamann bekämpfte eine solche Tendenz der Bibelhermeneutik das ganze Leben hindurch aufs heftigste. Dabei ist zu bemerken, daß er das Alte Testament immer sehr hoch schätzte, was vielen Zeitgenossen ein Ärgernis war.<br>1784 verfaßte Hamann <sub>"</sub>Golgatha und Scheblimini" und behandelte darin eben dieses Thema: die Bedeutung des Alten Testaments. Mit dieser Schrift kämpfte er gegen Mendelssohn. Dieser hatte sich in seiner 1783 erschienenen Schrift <sub>"</sub>Jerusalem oder über religiöse Macht und Judentum" bemüht, die politische Emanzipation des jüdischen Volks dadurch zu erreichen, daß er zwischen Judentum und Aufklärung vermittelte. Dabei versuchte er die vernünftig-natürliche von der geschichtlich-positiven Religion zu unterscheiden und das Judentum mit der ersteren zu identifizieren.<br>Im ersten Teil dieser Schrift unterscheidet Mendelssohn-auf Grund seines Dualismus von Handlung und Gesinnung-Staat und Religion. So sichert er sich den Ort des Gewissens. Dort habe die Gesinnung mit dem <sub>"</sub>Stand der Natur" zu tun. Mit seiner aufklärerischen Auffassung vom Naturzustand behauptet er, daß die jüdischen Gesetze mit dem <sub>"</sub>Naturrecht" übereinstimmten, das nicht zeitlich-geschichtlich begrenzt, sondern zu alien Zeiten und an alien Orten verständlich sei. Er erklärt somit das Judentum zur universalen Vernunftwahrheit.<br>Hamann kritisiert, daß der Jude Mendelssohn gerade dasselbe tut, was die Neologen ihrerseits im Christentum dem Alten Testament gegenüber tun. Denn Mendelssohn ignoriere die biblische Schöpfungsgeschichte, indem er vielmehr die aufklärerische Auffassung von der Natur und der Gesellschaft in seiner Darlegung voraussetze. In der Schöpfung ist der Mensch im Naturzustand schon <sub>"</sub>Pflichtträger der Natur". Der Mensch ist somit von seinem Ursprung her sittlich bestimmt und trägt die Verantwortung für alle Kreaturen. Nach Mendelssohn ist es aber ein Naturgesetz, daß der Mensch, der im Stande der Natur unabhängig, niemandem verpflichtet und Herr über das Seinige sei, sich alles als Stoff für seine Entwicklung verfügbar macht. Solch eine unbegrenzte Selbsterweiterung entspricht aber eben dem Geist des Königs von Preußen. Hamann durchschaut, daß der Aufgeklärte Absolutismus und der damalige Rationalismus gleichen Ursprungs sind, und daß Mendelssohn, ohne es selbst zu wissen, die despotische Herrschaft in Preußen gerade mit seinem Befreiungsprogramm des jüdischen Volks unterstützt.
著者
森澤 万里子
出版者
日本独文学会
雑誌
ドイツ文学 : Neue Beitrage zur Germanistik (ISSN:03872831)
巻号頁・発行日
no.140, pp.60-75, 2010-03-25

Ein Zugang zur deutschen Sprachgeschichtsforschung unter soziopragmatischen Aspekten ist, Eigenschaften einzelner Textsorten, die unter verschiedenen historischen und gesellschaftlichen Bedingungen entstanden, zu analysieren. Dabei handelt es sich um typische sprachliche Ausdrucksmittel auf verschiedenen Ebenen innerhalb einer Textsorte, die ein kommunikatives Handlungsmuster Widerspiegeln. Wenn sich kommunikative Bedingungen verandern, schlagen sich diese Veranderungen auf die Ausdrucksmittel nieder. Eine Analyse des Wandels von Texten bzw. Textsorten anhand von typischen Ausdrucksmitteln kann daher uber den Wandel eines kommunikativen Handlungsmusters Aufschluss geben. In diesem Zusammenhang soll in der vorliegenden Arbeit das Augenmerk auf "Turkenschriften" als aktuelle Berichte gerichtet werden. Im 16. Jahrhundert wurden christlich gepragte europaische Lander von der osmanischen Armee angegriffen, vor allem versetzte die "Wiener Turkenbelagerung" (1529) den Deutschen einen grossen Schock. Daher kamen viele Berichte uber die Turken in Form von Flugschriften und Einblattdrucken auf den Markt. Turkenschriften konnen also als ein furs 16. Jahrhundert typisches Genre gelten, in dem typische sprachliche Ausdrucksmittel unter Berucksichtigung des historischen und sozialen Kontextes zu untersuchen sind. Als Beispiele der Texte dieses Genres werden zwei Flugschriften aufgefuhrt: "Turckische belegerung der stat Wien" (1529) und "Tu^^erckische grosse Niderlag" (1579). Die erstere ist eine aktuelle Nachricht uber den Angriff der Turken auf die Christen. Die letztere berichtet uber den Sieg der Perser uber die Turken im Jahre 1579, d.h., sie beschreibt nicht direkt einen Krieg von Christen gegen Turken. Bemerkenswert ist, dass in den Darstellungen dieser zwei Flugschriften die Grausamkeit von Turken in den Vordergrund geruckt ist, besonders in der zweiten. Der grosste Unterschied zwischen den beiden Flugschriften liegt dagegen in der Textgestaltung: in der zweiten wurde dem eigentlichen Bericht eine Art Kommentar hinzugefugt, der fur den aktuellen Bericht uber den Krieg an sich nicht notig war. Dieser im Predigtstil verfasste Kommentar enthalt als einen der Zwecke dieses Berichts eine Ermahnung zur Busse, d.h., die Niederlage-und auch der Sieg-der Turken beruht eigentlich auf Gottes Willen. Daher setzt Gott die sundhaften Christen der Turkengefahr aus, um sie zu bestrafen. Ein soldier fur das Mittelalter typische Textabschnitt erscheint haufig in Einblattdrucken mit dem Thema "Mirakel". Dort wird aus wunderbaren Erscheinungen wie "Blutwunder" der Gotteszorn bzw. eine Warnung abgelesen. In diesem Kontext durften die "Turken" in der zweiten Flugschrift mit solchen Erscheinungen auf eine vergLeichbare Ebene gesetzt werden. Einer der Faktoren dafur, dass die Turkengefahr als ein Zeichen von Gottes Willen gait, konnte daraus erschlossen werden, dass in Turkenschriften die "Grausamkeit" zum Topos wurde. Beim Publikum, das nach einem starken Reiz verlangt, kommen grausame Darstellungen gut an. Diese Reaktion der Adressaten wird auf die Herstellung der Turkenschriften ruckgekoppelt. In dieser Hinsicht spielt die kommerzielle Absicht der Drucker fur die Fixierung des negativen Turkenbildes unter dem Publikum eine grosse Rolle. Bei genauer Betrachtung der damaligen sozialen und politischen Hintergrunde wird allerdings klar, dass von der Absicht der Drucker abgesehen auch andere Interessen mit der Fixierung des Zerrbildes zusammenhangen. Beachtenswert ist die Tatsache, dass wenigstens in den 1520er Jahren das Turkenbild nicht immer negativ ist. Zum Beispiel wird in einer Flugschrift von 1522 die Hoffnung von Leuten aus der niedrigen Sozialschicht auf die Turken erwahnt: Eine turkische Regierung konne eine Verbesserung ihrer schwierigen Lage bedeuten. Die positiven Meinungen werden jedoch allmahlich von den negativen verdrangt. Die katholische Kirche sprach damals von einer Notwendigkeit des Kreuzzugs, eines Krieges der ganzen Christenheit gegen die Turken. Unter diesen Verhaltnissen betonten diejenigen, die den Krieg unterstutzten, das Bild vom grausamen Turken, um unter dem Volk Hass gegen die Turken zu schuren und die offentliche Meinung zu ihren Gunsten zu manipulieren. Daraus lasst sich schliessen, dass an der Bildung des Topos "Grausamkeit" in Turkenschriften nicht nur die kommerziellen Absichten der Drucker, sondern auch die politischen Ziele der katholischen Kirche Anteil haben. Mit anderen Worten: die jeweiligen Absichten von Druckern und Kirche konnen also mit den kommunikativen Bedingungen, die zur Entstehung von Topos und Kommentar gefuhrt haben, gleichgesetzt werden. Das absichtlich gestaltete Zerrbild und der fur das Mittelalter typische Kommentar verschwinden mit der Veranderung der gesellschaftlichen Bedingungen aus den "Neuigkeitsberichten", die sich aufs Neue zu einer neutralen Nachricht entwickeln.
著者
飯吉 光夫
出版者
JAPANISCHE GESELLSCHAFT FUER GERMANISTIK
雑誌
ドイツ文学 (ISSN:03872831)
巻号頁・発行日
vol.54, pp.64-70, 1975-03-31 (Released:2008-06-30)

In seinem Essay “Wie entsteht ein Gedicht” hat Walter Höllerer offensichtlich einen Punkt erreicht, wie er sonst nur im Gedicht vorkommt. Dies geschah, als er gegen Schluß des Vortrages eine ganz bescheidene Bemerkung machte.Im Grund habe ich alle Gedichte aus Anlaß von Ungelegenheiten geschrieben.An einem Beispiel-Gedicht erklärt er eine solche “Ungelegenheit”; 1943 beobachtete er von einem LKW aus die Erschießung von ungefähr 20 griechischen Geiseln und mußte trotzdem vorüberfahren. Das Gefühl der Hilflosigkeit führt zum Zweifel und zur Verstörung. Alles verändert sich. Überall sieht er Veränderung.Diese Erfahrung wird in dem Gedicht berichtet, das mit der Strophe anfängt: Ich sah ich hörte Reih'n, gebückt, Gesichter, Und Pfiffe, Rufe-laß vorübergehn, Und flog vorbei.Im Vortrag wird aber auch berichtet, daß es sehr lange dauerte, bis das Gedicht zustande kam. Um die grausame Wirklichkeit zum Ausdruck zu bringen, muß er so nah wie möglich bei der Wahrheit bleiben und die Zeit abwarten.Zwischen der “Ungelegenheit” in der vergangenen Wirklichkeit und der Gelegenheit zum Dichten liegt für ihn ein enormer Zeitraum, wo er Strophen mehr als 20mal umschreiben und letzten Endes aufgeben muß, um das wahre Gedicht zu schreiben.Walter Höllerer, dem Namen nach Teufel in der Hölle, scheint aber doch ein großer Erlkönig zu sein, da er doch die Gelegenheit sowie die Ungelegenheit beim Schwanz packt. Eine Gelegenheit wie die Meldung von Gagarins-um-die-Erde-Herumrasen gibt ihm den Anlaß, das Gedicht nach 18 Jahren zu Ende zu führen.Interessant ist es zugleich, wie er Sinn dafür hat, solche “Ungelegenheiten” auch in der Nachkriegszeit überall zu spüren. In diezem Sinne ist er auch “le maudit”, oder der “poete maudit”. Nicht nur auf dem Schlachtfelde, sondern auch in der friedlichen Alltagswelt nach dem Kriege findet er überall derartige Schimären. Wenn er von “Grauen/Und Idyllenbilder wechseln ab in Germany” spricht, ist dies Germany ohne Zweifel ein Land mit zugespitzter Rationalität. In seinem 3. Gedichtband “Systeme” kreischen die Maschinen der technokratischen Systeme, und wie im bewußtlosen Gedränge weiß man nicht, ob darunter auch ein wirkliches Kreischen, d. h. ein menschlicher Schrei, zu hören ist.Man könnte die Gedichte W. Höllerers als trocken und stockend abtun. Sachlich und lakonisch, sind sie aber eine strikte Poesie, die in dem Maße wahrheitsgetreu sein will, wie sie sich mit der Wirklichkeit messen kann. Der Stoff seiner Gedichte, nämlich die Sprache, ist so haltbar wie gegenständliches (wirkliches) Material, daß man von poetischem Materialismus sprechen könnte. In dieser Hinsicht könnte man ihn als Nachfolger Büchners in unserer Zeit bezeichnen, der die Hilflosigkeit und Ratlosigkeit, kurzum die Einsamkeit eines jeden bis zur tiefsten Konzequenz herausstellen und sie somit irgendwie überwinden will.
著者
桑原 ヒサ子
出版者
JAPANISCHE GESELLSCHAFT FUER GERMANISTIK
雑誌
ドイツ文学 (ISSN:03872831)
巻号頁・発行日
vol.75, pp.26-35, 1985-10-01 (Released:2008-03-28)

Diese Arbeit ist ein Versuch, durch die Analyse der dramatischen Werke Th. Bernhards seine Weltanschauung, seinen Appell an die Zuschauer und zugleich den Hintergrund seiner umfangreichen Produktivität herauszu-arbeiten. Als Haupttext wird hier "Der Präsident“ (1975) untersucht, das letzte Stück der seit dem ersten Theaterstück "Ein Fest für Boris“ (1970) fünfjährigen dramatischen Schaffensphase, in der Bernhard trotz der heftigen Ablehnung bei den Erstaufführungen schließlich großen Erfolg hatte.Beim Lesen der dramatischen Werke, die aus uferlosen, monomanischen Monologen der Hauptfiguren bestehen, hat man den folgenden Eindruck: je tiefer man in den Text eindringt, desto mehr wird man irritiert. Für das Verständnis seiner Welt bringt es nichts, oberflächlich den Gang des Texts mitzuvollziehen, sondern es kommt vielmehr auf das Entziffern der Metaphern an, die einen großen Teil der Spielschlüsse bilden. "Der Präsident“ besteht aus den großen Monologen des Präsidenten und seiner Frau, die Terrorangriffen ausgesetzt sind. Aber es wäre kurzschlüssig, wenn man das Stück für ein politisches hält, vor allem in bezug auf die gesellschaftliche Situation damals, als "Der Präsident“ uraufgeführt wurde. Zum Verständnis des Stücks ist eine doppelte Transposition erforderlich: von politischer Metaphorik auf Denkformen, und diese erst sind zu begreifen als Reflex der gesellschaftlichen Wirklichkeit. Geht man mit dem Blick auf die Metaphern auf dieses Stück zu, die teilweise auch in den anderen Werken Bern-hards wiederholt aufgenommen sind, ergibt sich deutlich: der Präsident vertritt die Kraft der sozialen Integration wie früher die Kirche, die absoluten Gehorsam erzwang, ohne die Menschen nachdenken oder die Wahrheit erkennen zu lassen. Sein Sohn, der als Anarchist seinen Vater ermorden wird, verkörpert die kommende Generation, die die Lüge der lähmenden Ordnung des Präsidenten erkennt. Durch das Erkennen der Wahrheit gerät man aber in eine ausweglose Isolation. Diese Isolation, die jede Hauptperson seit dem Figurenentwurf vom Maler Strauch im Erstlings-roman "Frost“ erlebt, -es ist im hier behandelten Text die Präsidentin, die die Isolation erleidet-hat als Hintergrund die Geschichte eines Aufklärungsprozesses: im modernen Zeitalter hat der Mensch durch die Aufklärung den subjektiven Geist von der Natur emanzipiert und subjektive Freiheit im gesellschaftlich-politischen Bereich verwirklicht. Aber unter der Massendemokratie der hochindustrialisierten Gesellschaft ist kein Mensch mit eigenständigem Denken mehr erwünscht, sondern nur der funktionalisierte Mensch, der nicht mehr in der Lage oder willens ist, das Ganze in seinen Zusammenhängen zu betrachten. Die Qual und Einsamkeit der Hauptpersonen kommt aus ihrer Einsicht in diese problematische Wirklichkeit. Sie kritisieren nicht nur die Systeme, die das Bewußtsein des Menschen vernichten, sondern auch die Menschen, die sich ihrer selbst nicht mehr bewußt sind. Wer einmal die Lüge des gesellschaftlichen Systems begreift, kann nicht mehr in dem bisherigen Lebenszusammenhang bleiben, für den gibt es keinen Orientierungspunkt hinsichtlich der Wertsetzung im Leben mehr. In diesem ausweglosen Zustand bleibt als Form des Wider-stands für ihn nichts anderes übrig, als sich bis zum Tod mit sich selbst und der Außenwelt zu konfrontieren und immer mehr über sich zu reflektieren, woraus der monomanische, uferlose Monolog entspringt. Diese unmensch-lichen Bemühungen erinnern an das Los des Sisyphus. Nach Camus liege seine Tragik darin, daß er selbst seine absurde Wirklichkeit genau kenne.
著者
早崎 守俊
出版者
JAPANISCHE GESELLSCHAFT FUER GERMANISTIK
雑誌
ドイツ文学 (ISSN:03872831)
巻号頁・発行日
vol.70, pp.1-9, 1983-03-31 (Released:2008-03-28)

Zur Erklärung der Entwicklungen in der Literatur Westdeutschlands setze ich Zäsuren für die Jahre 1947, 1952, 1959 und 1968.1947 wurde das Nachkriegsdrama "Draußen vor der Tür“ von Wolfgang Borchert aufgeführt. In diesem Jahr wurde aber auch die Gruppe 47 von Hans Werner Richter und Alfred Andersch gegründet, nachdem ihre Zeitschrift "Der Ruf“ von den Besatzungsmächten verboten worden war. Die Schriftsteller der Gruppe 47 setzten ihre literarischen Bestrebungen für die Überwindung der "Stunde null“ ein und scheuten sich nicht, den "Kahlschlag“ zu thematisieren.1952 trat bei der Frühlingstagung der Gruppe 47 in Niendorf eine erste Zäsur ein. Dazu kamen auch der aus Rumänien gebürtige Dichter Paul Celan und die österreichische Dichterin Ingeborg Bachmann und zogen die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich. Die junge österreichische Erzählerin Ilse Aichinger erhielt für ihre "Spiegelgeschichte“ den Preis der Gruppe 47. In den 50er Jahren, in der Zeit des "Wirtschaftswunders“, suchten die jungen Schriftsteller einen "neuen Stil“, unter dem Einfluß des französischen Existentialismus und der Literatur Kafkas.1958 las Günter Grass bei der Großholzleutener Tagung zwei Kapitel aus seinem fast vollendeten Roman "Die Blechtrommel“ und erhielt den Preis der Gruppe 47. Nachdem dieser etwa 700 Seiten starke Roman 1959 im Neske-Verlag erschienen war, trat die "Möglichkeit der neuen epischen Literatur“ in ein neues Stadium der Debatte ein. Anschließend führte die ständig wachsende Berühmtheit der Gruppe 47 zu einer starken Fluktuierung ihrer Mitglieder. Sie mußte sich in die soziokulturelle Landschaft der BRD integrieren. Und 1965 gründete Hans Magnus Enzensberger eine Zeitschrift mit dem merkwürdigen Titel "Kursbuch“, die später während der Studentenbewegung oftmals Aufnahme in die Lehrpläne fand. Ferner behauptete Enzensbergers "Kursbuch“ 1968 den "Tod der Literatur“.Bei der Tagung, die im Oktober 1967 in dem Landgasthof "Pulvermühle“ stattfand, kamen Erlanger SDS-Studenten, veralberten die Gruppenmitglieder als unpolitische Dichter und forderten sie zur Unterstützung ihrer Anti-Springer-Kampagne auf. Nach diesem Ereignis machte sich Mißtrauen innerhalb der Gruppe 47 breit. Martin Walser schrieb im "Spiegel“: "Es ist interessanter geworden. Es gibt jetzt so etwas wie verschiedene Flügel in der Gruppe. Jetzt komme ich wieder.“ Diese Tagung in der Pulvermühle führte in der Tat zum Ende der Gruppe 47, weil die nächste Tagung, die am 10. September 1968 in Prag stattfinden sollte, durch den Einmarsch der Roten Armee verhindert wurde.Seit 1968 mußten die Schriftsteller der Gruppe 47 verschiedene Wege beschreiten. Zum Beispiel versucht Walser in seinen Romanen, die Verzerrung der spätkapitalistischen Gesellschaft kritisch offenbar zu machen. Grass setzt sich politisch für die SPD ein und reflektiert in seinem Schreiben über sich selbst. Enzensberger sucht als Systemgegner konsequent nach möglichen Strategien der Gesellschaftsänderung; Heinrich Böll beschäftigt sich gründlich mit dem Problem des staatlichen Verwaltungswesens und des Terrorismus.Aber die meisten jungen Schriftsteller, die nach der Studentenbewegung mit dem Gefühl des Scheiterns zu schreiben anfingen, suchten verzweifelt immer wieder ihre Selbstbestätigung.