著者
早崎 守俊
出版者
JAPANISCHE GESELLSCHAFT FUER GERMANISTIK
雑誌
ドイツ文学 (ISSN:03872831)
巻号頁・発行日
vol.70, pp.1-9, 1983-03-31 (Released:2008-03-28)

Zur Erklärung der Entwicklungen in der Literatur Westdeutschlands setze ich Zäsuren für die Jahre 1947, 1952, 1959 und 1968.1947 wurde das Nachkriegsdrama "Draußen vor der Tür“ von Wolfgang Borchert aufgeführt. In diesem Jahr wurde aber auch die Gruppe 47 von Hans Werner Richter und Alfred Andersch gegründet, nachdem ihre Zeitschrift "Der Ruf“ von den Besatzungsmächten verboten worden war. Die Schriftsteller der Gruppe 47 setzten ihre literarischen Bestrebungen für die Überwindung der "Stunde null“ ein und scheuten sich nicht, den "Kahlschlag“ zu thematisieren.1952 trat bei der Frühlingstagung der Gruppe 47 in Niendorf eine erste Zäsur ein. Dazu kamen auch der aus Rumänien gebürtige Dichter Paul Celan und die österreichische Dichterin Ingeborg Bachmann und zogen die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich. Die junge österreichische Erzählerin Ilse Aichinger erhielt für ihre "Spiegelgeschichte“ den Preis der Gruppe 47. In den 50er Jahren, in der Zeit des "Wirtschaftswunders“, suchten die jungen Schriftsteller einen "neuen Stil“, unter dem Einfluß des französischen Existentialismus und der Literatur Kafkas.1958 las Günter Grass bei der Großholzleutener Tagung zwei Kapitel aus seinem fast vollendeten Roman "Die Blechtrommel“ und erhielt den Preis der Gruppe 47. Nachdem dieser etwa 700 Seiten starke Roman 1959 im Neske-Verlag erschienen war, trat die "Möglichkeit der neuen epischen Literatur“ in ein neues Stadium der Debatte ein. Anschließend führte die ständig wachsende Berühmtheit der Gruppe 47 zu einer starken Fluktuierung ihrer Mitglieder. Sie mußte sich in die soziokulturelle Landschaft der BRD integrieren. Und 1965 gründete Hans Magnus Enzensberger eine Zeitschrift mit dem merkwürdigen Titel "Kursbuch“, die später während der Studentenbewegung oftmals Aufnahme in die Lehrpläne fand. Ferner behauptete Enzensbergers "Kursbuch“ 1968 den "Tod der Literatur“.Bei der Tagung, die im Oktober 1967 in dem Landgasthof "Pulvermühle“ stattfand, kamen Erlanger SDS-Studenten, veralberten die Gruppenmitglieder als unpolitische Dichter und forderten sie zur Unterstützung ihrer Anti-Springer-Kampagne auf. Nach diesem Ereignis machte sich Mißtrauen innerhalb der Gruppe 47 breit. Martin Walser schrieb im "Spiegel“: "Es ist interessanter geworden. Es gibt jetzt so etwas wie verschiedene Flügel in der Gruppe. Jetzt komme ich wieder.“ Diese Tagung in der Pulvermühle führte in der Tat zum Ende der Gruppe 47, weil die nächste Tagung, die am 10. September 1968 in Prag stattfinden sollte, durch den Einmarsch der Roten Armee verhindert wurde.Seit 1968 mußten die Schriftsteller der Gruppe 47 verschiedene Wege beschreiten. Zum Beispiel versucht Walser in seinen Romanen, die Verzerrung der spätkapitalistischen Gesellschaft kritisch offenbar zu machen. Grass setzt sich politisch für die SPD ein und reflektiert in seinem Schreiben über sich selbst. Enzensberger sucht als Systemgegner konsequent nach möglichen Strategien der Gesellschaftsänderung; Heinrich Böll beschäftigt sich gründlich mit dem Problem des staatlichen Verwaltungswesens und des Terrorismus.Aber die meisten jungen Schriftsteller, die nach der Studentenbewegung mit dem Gefühl des Scheiterns zu schreiben anfingen, suchten verzweifelt immer wieder ihre Selbstbestätigung.
著者
伊藤 秀一
出版者
JAPANISCHE GESELLSCHAFT FUER GERMANISTIK
雑誌
ドイツ文学 (ISSN:03872831)
巻号頁・発行日
vol.93, pp.56-67, 1994-10-01 (Released:2008-03-28)

Es ist wohl ein Fatum der Literaturwissenschaft, daß die Reichweite und Grenze der eingesetzten Begriffe, je nach der Theoriebasis, auf die man sich beruft, variieren, so daß es kaum möglich scheint, daß verschiedene Positionen zur Verschärfung ihres Beschreibungsinstrumentariums von einander etwas lernen. Gewiß gehören zu solchen Begriffen "Kommunikation“ und "Text“, die hier behandelt werden.Zwischen der Dekonstruktion und der Systemtheorie hat es, insofern man ihre literaturtheoretischen Applikationen betrachtet, kaum ein Gespräch gegeben, obwohl beide von der Differenz als Basisbegriff ausgehen und philosophisch dadurch motiviert sind, daß sie die tief in der europäischen Denktradition verwurzelte Zentrierung auf einen letztbegründenden Träger wie Subjekt, Bewußtsein oder Ich zu überwinden suchen. Dies liegt strukturell an ihrer unterschiedlichen Einstellung zum Phänomen Literatur.Für die Dekonstruktivisten stellt sich die Bedeutung als Effekt der différance, als von temporisierten und verräumlichten Differenzen in deren "Höhlen“ konstituiert dar. Sie suchen in ihrer semiotisch fundierten Kritik aufzudecken, daß die dominanten Bedeutungsfestlegungen literarischer Texte von den metaphysischen Kraftdifferenzen effixiert sind. Die Systemtheoretiker hingegen betrachten Literatur als Literatursystem, d.h. als über Kommunikation ausdifferenziertes soziales Subsystem, und befassen sich, wenn auch variierend je nach ihrer Kommunikationsauffassung, mit der Analyse der literarischen Kommunikation.Ist die Kluft zwischen der zeichentheoretisch verfahrenden Dekonstruktion und der kommunikationstheoretisch arbeitenden Systemtheorie unüberbrückbar? Zwar sind von seiten der systemtheoretischen Literaturtheorie-vertreten von Matthias Prangel und Henk de Berg vom LISH (Leidener Institut für Systemtheorie und Humaniora)-Anschlußvor-schläge gemacht worden, bei denen es sich jedoch um keine Annährungs-versuche handelt, denen ein richtiges Verständnis der Gegenposition vorausgeht. Unternommen worden sind lediglich, von einem bis zur Karikatur vereinfachten Dekonstruktionsmodell ausgehend, solche Fundierungsversuche des traditionellen Interpretationsverfahrens im Sinne einer Bedeu-tungseruierung literarischer Texte unter Mitberücksichtigung der historischen Dokumente, die den kommunikativen Hintergrund des Textes profilieren sollen. Dies sogar auf Kosten der theoretischen Kohärenz mit Luhmanns Kommunikationstheorie selbst, auf die sie sich zu berufen behaupten. Denn, wenn die Literatur als Kommunikation zu betrachten ist, und diese ein Ereignis sein soll, dann ist der Text keineswegs mit der Kommunikation selbst gleichzusetzen, sondern er ist das Mitteilungsmedium, in dem erst durch das Lesen die Kommunikation stattfindet.Während die dekonstruktivistisch orientierte Literaturtheorie in ihrer relativ langen Geschichte der Rezeption, zu der ja auch Derrida selber nicht wenig beigetragen hat, die Theorieleistungen der philosophischen Dekonstruktion verarbeitet und ihr Beschreibungsinstrumentarium etabliert hat, ist die systemische Literaturtheorie noch auf dem Weg ihrer Bildung. In verschiedenen Arbeiten sind verschiedene Anwendungen der Systemtheorie experimentell erprobt worden, die aber m.E. entweder nicht gelungen sind oder auch ohne Rückgriff auf Luhmann möglich gewesen wären.Wie die Beiträge aus diversen Wissensbereichen zur Festschrift zu Luhmanns 60. Geburtstag ("Theorie als Passion“) zeigen, faßt sich die Systhemtheorie als allgemein anschlußfähig und interdisziplinär auf. Es scheint mir somit ein Desiderat,
著者
石橋 諭
出版者
日本独文学会
雑誌
ドイツ文学 (ISSN:24331511)
巻号頁・発行日
vol.160, pp.171-187, 2020 (Released:2021-06-04)

Friedrich Nietzsche kritisierte in der frühen Periode seines Schaffens, in der ersten Hälfte der 1870er Jahre, die Bildungssituation im Deutschland seiner Zeit. Dabei folgte er dem Ideal der ganzheitlichen Menschenbildung und einheitlichen Kultur und nahm das antike Griechentum zum Vorbild. Allerdings verwarf er dieses Ideal in der zweiten Hälfte der 1870er Jahre wieder. Wegen des Bildungsideals seiner frühen Periode betrachtete die bisherige Forschung Nietzsche jedoch als Wiederhersteller des neuhumanistischen Ideals. Hierbei aber wurden die sozialen Kontexte der Bildungssituation außer Acht gelassen und daher auch Nietzsches Kritik an ihr nicht ausreichend analysiert. Deshalb konzentriert sich die vorliegende Arbeit auf die genaue Darstellung seiner Kritik an der Bildungssituation, um zu überprüfen, ob sich die Bildungskonzeption beim frühen Nietzsche tatsächlich auf den Versuch, das neuhumanistische Ideal wiederherzustellen, reduzieren lässt. Hierzu wird in dieser Abhandlung die Kritik am deutschen Bildungsbürgertum in Nietzsches früher Schrift, den „Ersten Unzeitgemäßen Betrachtungen“ ausführlich untersucht, das sich nach dem Sieg des Deutsch-Französischen Krieges (1870-71) herausbildet. Da seine Kritik bisher vor allem im Zusammenhang mit dem neuhumanistischen Bildungsideal interpretiert wurde, Nietzsches Anspruch aber darüber hinausgeht, und das soziale Umfeld nicht berücksichtigt wurde, sind viele wichtige Aspekte weiterhin nicht erschöpfend analysiert. Nietzsche sieht die Fixierung auf die wissenschaftlich objektiven und historisch geordneten Kenntnisse, die in den 1870er Jahren vorherrschten, als zu einem Selbstzweck verkommen an. Hierdurch habe sich der Mensch von seiner eigenen Kultur entfremdet und eine ganzheitliche Bildung des Menschen sei unmöglich geworden. Aber Nietzsche kritisiert die Konzentration auf Geschichtswissen nicht nur vom Standpunkt des antiken Bildungsideals aus. Für ihn ist auch der Einfluss des sogenannten ‚Bildungsphilisters‛ auf die deutsche Kultur angesichts der sozialen Bedeutung der historischen Bildung überaus negativ. Genau diesbezüglich aber wurden bislang die falschen Kontexte als Voraussetzung für Nietzsches Kritik betrachtet; nämlich die Popularisierung der Bildung und der Untergang des Bürgertums am Ende des 19. Jahrhunderts. Aber Nietzsche stellt heraus, dass sich unter den gebildeten Bürgern eine Art privilegierte soziale Schicht, ein „Bildungsbürgertum“, bildet. Als Resultat dieser Entwicklung etabliert sich in der neu entstandenen Bildungsschicht die Vorstellung, dass der erreichte Bildungsstand der höchste in der bisherigen Menschheitsgeschichte sei, den Nietzsche mit dem Schlagwort des Bildungsphilisters als Hybris und ideologisch konstruiert entlarven will. Seiner Meinung nach entstand durch die Vorherrschaft des Historismus eine Kluft zwischen dem Inneren und dessen Ausdruck, die alle Bereiche des Lebens in Deutschland betreffe. Nietzsche bezeichnet diese Situation als stilistisches Durcheinander, „ein System der Nicht-Kultur“. Angesichts dieser sozio-kulturellen Struktur polemisiert Nietzsche ferner gegen das Bekenntnis des Bildungsphilisters zu seiner emotionalen Sensibilität – eine Empfindlichkeit, die er als ein typisches Phänomen seiner Zeit ansieht. (View PDF for the rest of the abstract.)
著者
山本 潤
出版者
日本独文学会
雑誌
ドイツ文学 (ISSN:24331511)
巻号頁・発行日
vol.154, pp.18-39, 2017-03-25 (Released:2018-03-31)

Wie es in der Offenbarung des Johannes repräsentativ ausgedrückt ist, gilt das apokalyptische Denken als ‚eine Strategie der Auslöschung der Geschichte‘, ‚eine Befreiung von Erinnerung‘ (Brokoff/Jakob 2002). Diejenige Dichtung, die in der Blütezeit der mittelhochdeutschen Literatur entstand und deren eschatologisch katastrophische Schlussszene, der Untergang der Heroen und ihrer Welt, in der neuzeitlichen Rezeption besonders starke Beachtung gefunden hat, ist das Nibelungenlied. Der Stoff dieses Werkes, die Stoffe aus der ‚heroic age‘ der Germanen nämlich, galt in einer noch weitgehend auf mündlicher Überlieferung basierenden Kultur als Medium, in dem die Erinnerungen an die großen Könige oder Kämpfer aufbewahrt waren, und es gelang, die dort beschriebenen Heldentaten und die Heldenethik zu verewigen. Solche Heldensagen enthalten oft den Untergang der Protagonisten, aber dieser Untergang selbst trägt auch zur Erinnerung der Heldentaten und der Heldenethik, die sich von der christlichen unterscheidet, bei. (View PDF for the rest of the abstract.)
著者
今道 晴彦
出版者
日本独文学会
雑誌
ドイツ文学 (ISSN:24331511)
巻号頁・発行日
vol.160, pp.220-237, 2020 (Released:2021-06-04)

Ziel der vorliegenden Arbeit ist eine Analyse der Produktivität adjektivbildender Suffixe im gegenwärtigen Deutschen sowie deren Beziehung zu Textsorten aus der korpuslinguistischen Perspektive. Dabei wird versucht, Antwort auf die folgenden drei Forschungsfragen zu finden: (1) Wie zeichnet sich die Produktivität der adjektivbildender Suffixe aus? (2) Lässt sich bezüglich der Produktivität der Suffixe eine Differenz zwischen den verschiedenen Textsorten beobachten? (3) Welche Eigenschaften lassen sich in denjenigen Suffixen beobachten, die einen Unterschied zwischen den Textsorten aufweisen? Hinsichtlich (1) ergibt sich Baayen & Lieber (1991) und Baayen (1993) zufolge, dass die Suffixe je nach Grad ihrer potenziellen Produktivität in vier Ebenen zu klassifizieren sind, wobei die Produktivität bei Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache (2019) als überbewertet aufzufassen ist. Bezüglich (2) erweist sich, dass –abel, –är, –haft, –los und –voll insobesondere in wissenschaftlichen Texten, –isch und –mäßig dagegen in Untertiteln von Filmen Verwendung finden. Bei (3) lässt sich beobachten, dass sich Suffixe wie –haft in wissenschaftlichen Texten mit verschiedenen Morphemen verbinden, Suffixe wie –mäßig dagegen in Untertiteln von Filmen als Intensifier produktiv Anwendung finden. Es wird zudem Hinweis darauf gegeben, dass sich mittels der korpuslinguistischen Analyse ein kritischer Blick auf die bisherige Beschreibung hinsichtlich der Produktivität der betreffenden Wörterbücher eröffnet.
著者
髙田 梓
出版者
日本独文学会
雑誌
ドイツ文学 (ISSN:24331511)
巻号頁・発行日
vol.162, pp.214-228, 2021 (Released:2022-03-25)

Christian Krachts Reisebericht über Asien Der gelbe Bleistift entstand aus seinen Reisekolumnen, die von 1999 bis 2000 in der Welt am Sonntag erschienen. In insgesamt 14 Fortsetzungen berichtete er über seine Aufenthalte in Thailand, Kambodscha, Laos, Burma [sic] , Singapur, Vietnam, Japan und auf kleinen Inseln im Südpazifik. Das Buch Der gelbe Bleistift besteht aus eben diesen Kolumnen, erweitert um seine bisherigen Reiseberichte über Aserbaidschan, Pakistan, Sri Lanka, Hong Kong und Indonesien. Auffallend ist, dass Kracht dabei viele Filmtitel in seinen Texten verwendet und damit zeigt, wie oft Filme im 20. Jahrhundert Asien thematisieren und orientalistisch darstellen. Angesichts dieses angewandten Orientalismus erzählt Krachts Reisebericht nun satirisch, wie anders das reale Asien als das in den Filmen ist, und wie diese Filme nun für den Tourismus kommerzialisiert werden. Der gelbe Bleistift zeigt einerseits das hochkapitalistisch kommerzialisierte globale Zeitalter der 1990er Jahre, aber andererseits kritisiert er auch den immer noch in Asien zu erkennenden Eurozentrismus. Wie Kracht sich früher als Journalist in seinen Auslandsreportagen oft mit sozialen Themen auseinandersetzte, fokussieren sich auch seine Reiseberichte in Der gelbe Bleistift auf soziale Probleme in Asien. Er richtet den Blick besonders auf ein mit der globalen Kommerzialisierung entstandenes wirtschaftliches Gefälle, das man mit dem ehemaligen Kolonialismus vergleichen kann. Diese ernsten und bedeutsamen Themen werden jedoch durch Krachts snobistischen Reisestil camoufliert, welcher von Luxushotels und seinem Widerwillen, sich dem asiatischen Lebensstil anzupassen, charakterisiert wird. Dass Kracht ausgerechnet „gelb“ als Farbe des Bleistiftes im Titel verwendet, kann zwar als provokativ, mit dem Rassismus assoziiert gesehen werden, noch vielmehr jedoch als Krachts ironischer Ansatz, den Rassismus gegenüber Asiaten anzuprangern. Diese ironische Methode ist auch in seinen Romanen zu sehen. In seinen beiden Romanen, Imperium und Die Toten, deren Schauplätze in Asien und zwar in einer deutschen Kolonie von Neuginea und in Japan in den 1930er Jahren liegen, ist hervorzuheben, dass der Autor Asien sehr orientalistisch darstellt. So beschreibt das erste Kapitel in Die Toten die Aufnahme einer Filmszene, in der ein Offizier Harakiri begeht, das Ritual des Selbstmordes japanischer Krieger, und Imperium betont die ehemaligen kolonialen Beziehungen zwischen Europa und Asien. Diese orientalistischen Darstellungsmuster erscheinen auch als ironische Karikatur, mit der Kracht den Orientalismus kritisiert. (View PDF for the rest of the abstract.)
著者
稲葉 瑛志
出版者
日本独文学会
雑誌
ドイツ文学 (ISSN:24331511)
巻号頁・発行日
vol.156, pp.155-173, 2018 (Released:2019-03-31)

Giorgio Agambens Stasis zufolge ist der Bürgerkrieg nicht einfach ein Krieg innerhalb einer Wirtschafts­gemeinschaft (Oikos), noch lediglich unpolitische Wirren. Vielmehr ist er der Politik dadurch elementar immanent, dass das Private plötzlich politisch wird und sich der öffentliche Raum im Gegenzug entpolitisiert, so dass sich in jedem Menschen der Grad des „Politischen“ zwingend offenbart. Deshalb kann niemand eine neutrale Stellung einnehmen und muss selbst die „Freunde“ von den „Feinden“ unterscheiden. Für Agamben ist der Bürgerkrieg seit der Antike demnach eine „Schwelle der Politisierung“ in Extremsituationen. In einem Staat wie der Weimarer Republik, die ihre Legitimität zu verlieren drohte, beschleunigte er den Prozess der Politisierung des Unpolitischen und wirkte als ein Anlass, das gesamte „Politische“ zu rekonstruieren. In seiner Abhandlung »Nationalismus« und Nationalismus (1929) bezeich­nete Ernst Jünger (1895–1998) sich und die revolutionären Nationalisten als „Söhne von Kriegen und Bürgerkriegen“, also nicht nur des Ersten Weltkriegs, sondern auch der folgenden Unruhen in den 20er Jahren. Seine Auffassung der Zwischenkriegszeit basiert auf einer speziellen historischen Auffassung, die unter den radikalen Nationalisten weit verbreitet war. In der historischen Forschung zu den paramilitärischen Organisationen dieser Zeit wird diese Auffassung ausführlich behandelt. Zum Beispiel deutet D. Blasius die Weimarer Republik in seinem Buch Weimars Ende als eine Nachkriegs­gesellschaft, die von Anbeginn mit dem „Bürgerkrieg“ konfrontiert war. Die andauernde Konfrontation mit Gewalt und kriegsähnlichen Zuständen erzeugte die politische Atmosphäre eines latenten Bürgerkriegs. Diese Krise prägte das Bewusstsein der Staatsbürger, indem sie Kriegsängste schürte, und förderte den Abbau der jungen demokratischen Republik. Die Zeitge­nossen sahen in den paramilitärischen Aufmärschen und Straßenkämpfen Indikatoren dafür, dass man sich schon in einem „Bürgerkrieg“ befinde. Nach H. W. Koch waren es gerade junge Menschen mit einer „nationalrevo­lutionären Haltung“, die diese Ängste schürten. Im gleichen Jahr wie »Nationalismus« und Nationalismus erschien Das Abenteuerliche Herz. Erste Fassung. Aufzeichnungen bei Tag und Nacht (1929). Das Buch ist eine Zusammenstellung von Prosastücken, essayis­tischen Betrachtungen, autobiographischen Episoden und Traumbeschrei­bungen. Die Forschungsergebnisse der letzten Jahre haben allerdings deutlich gemacht, dass man die Texte nicht als einen Bruch mit der voran­gegangenen politischen Publizistik Jüngers verstehen darf und dass Jünger ihre Ästhetik sogar in den Dienst eines erhofften radikalen politischen Umsturzes stellen wollte. (View PDF for the rest of the abstract.)
著者
伊藤 白
出版者
日本独文学会
雑誌
ドイツ文学 (ISSN:24331511)
巻号頁・発行日
vol.160, pp.93-108, 2020 (Released:2021-06-04)

Bibliotheken im Allgemein haben bei der Bildung einer „Öffentlichkeit“ im Sinne Habermas ’ wichtige Funktionen, indem sie nicht nur mit ihrem Bestand die Lektüre aller Teile der Gesellschaft fördern, sondern auch Bücher empfehlen, die Bibliothekare für lesenswert halten. So regte z. B. Gotthold Ephraim Lessing, der Dichter und Denker der Aufklärung und Anwalt religiöser Toleranz, eine öffentliche Diskussion gegen orthdoxe Theologie an, indem er als Leiter der Herzog August Bibliothek (HAB) in Wolfenbüttel einen kosmopolitischen und religiös liberalen Bestand bildete und in der Zeitschrift dieser Bibliothek einen antiorthodoxen Aufsatz des aufklärerischen Philosophen Hermann Sammuel Reimarus mit dem Titel „Fragmente eines Ungenannten“ veröffentlichte. In der Zeit des Nationalsozialismus jedoch wurden die Bibliotheken in Deutschland gleichgeschaltet: Die beiden Berufsverbände der Bibliothekare, nämlich der wissenschaftliche Verein der Deutschen Bibliothekare (VDB) und der öffentliche Verband Deutscher Volksbibliothekare (VDV) , wurden in die Reichsschrifttumskammer des NS-Regimes eingegliedert und Bücher, die auf der „Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums“ standen, wurden sekretiert. Welche Rolle konnte dann eine Institution wie die „Lessing-Bibliothek“ während des Nationalsozialismus einnehmen oder auch nicht einnehmen, um eine alternative, tolerantere Öffentlichkeit zu erzeugen? Prof. Dr. Wilhelm Herse, der Direktor der HAB in der NS-Zeit, war einerseits der NSDAP „durchaus wohl gesonnen“. Andererseits sei jedoch „von irgendwelchen das damals übliche Maß überschreitenden politischen Aktionen in der Bibliothek“ nichts bekannt. Es sind sogar zwei Fälle bekannt, die wenigstens scheinbar gegen das NS-Regime wirkten: Ca. 600 alte Drucke in hebräischer Sprache entzog Herse dem nationalsozialistischen Zugriff, indem er ihre Existenz verschwieg. Und er berichtete, dass die in der Bibliothek vorhandene marxistische Literatur „nicht umfangreich“ sei, was den Tatsachen nicht entsprach. Inwieweit sein Verhalten als eine Art Widerstand oder Widerspenstigkeit zu betrachten ist, entzieht sich der Nachprüfbarkeit. Während die bisherige Forschung darin keinen politisch motivierten Widerstandsakt sieht, könnte man daraus wenigstens eine leise Dissonanz zwischen dem NS-Regime und der Bibliothek unter Leitung von Herse heraushören. Um diese Hypothese zu klären, sollen hier Herses wissenschaftliche Arbeiten analysiert werden. In seinen sieben Essays über Lessing, die im Lessing-Jahr 1929 und kurz danach geschrieben wurden, erwähnt Herse die Freundschaft zwischen Lessing und Mendelssohn objektiv, schätzt Nathan den Weisen hoch ein und argumentiert sogar gegen das damals oft propagierte Lessing-Bild als Befreier vom französischen Einfluss; er behauptet vielmehr, dass Lessing den französischen Aufklärer Voltaire für „recht gut!“ hielt. In seinen in der NS-Zeit veröffentlichten nationalistisch gesinnten Reden und Essays erwies er sich dagegen zwar als dem Nationalsozialismus „durchaus wohl gesonnen“: In einer Rede über Friedrich Schiller zitierte er dessen Ausspruch „göttlich muss eine Lehre sein, für die so freudig gestorben werden kann“; in einem Essay über Wilhelm Raabe begrüßte er mit dem Zitat „Deutschland, großes Vaterland“ aus Der Chronik der Sperlingsgasse den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich, und in einem Artikel „Was ist des Deutschen Vaterland?“ schätzte er sogar die „Rückkehr“ des Sudetenlands ins Deutsche Reich positiv ein. Nach dem Krieg dann schreibt Herse wieder einen Essay über Lessing, in dem er Lessings Liebe zur englischen Literatur schildert. (View PDF for the rest of the abstract.)
著者
竹峰 義和
出版者
日本独文学会
雑誌
ドイツ文学 (ISSN:24331511)
巻号頁・発行日
vol.160, pp.125-140, 2020 (Released:2021-06-04)

Alexander Kluge wurde 1989 mit dem Lessing-Preis ausgezeichnet und hielt am 25. September des folgenden Jahres in Hamburg anlässlich der Preisverleihung eine Rede mit dem Titel Augenblick tragisch-glücklicher Wiedererkennung. Diese Rede ist trotz ihrer Kürze insbesondere im Kontext der ‚literarischen Öffentlichkeitʻ bemerkenswert. Denn, wie der Titel ihres ersten Teils, „Warum die Öffentlichkeit ein um keinen Preis der Welt verkäufliches Gemeingut ist (Gemeingut = persönliches Eigentum eines jeden von uns)“ deutlich zeigt, geht es darin um die „Öffentlichkeit“. Dieses ist zudem auch das Thema seines mit dem Co-Autor Oskar Negt zusammen verfassten theoretischen Hauptwerks Öffentlichkeit und Erfahrung (1972) ist. Kluges Lessing-Rede lässt sich also als ein Versuch betrachten, sich mit der Problematik der „Öffentlichkeit“ nach 18 Jahren erneut auseinanderzusetzen. Nicht zu übersehen ist, dass Kluge dabei Hannah Arendts Rede zum Lessing-Preis, Von der Menschlichkeit in finsteren Zeiten (1959), wiederholt erwähnt, um die Zusammenhänge zwischen der „Öffentlichkeit“/ „Intimität“ und dem „Poetischen“ zu reflektieren. In Öffentlichkeit und Erfahrung wies Kluge als Gegenargument zu Habermasʼ Strukturwandel der Öffentlichkeit (1962) darauf hin, dass sich die „bürgerliche Öffentlichkeit“ auf den „Ausgrenzungsmechanismus zwischen öffentlich und privat“ gründet, und forderte die Neuorganisierung einer „proletarischen Öffentlichkeit“, um den systematisch blockierten „Horizont der gesellschaftlichen Erfahrung“ wiederherzustellen. Dagegen fasst Kluge in seiner Lessing-Rede die „Öffentlichkeit“ als einen durch interaktive Kommunikation gebildeten sozialen Raum, was scheinbar ganz im Einklang mit dem habermasschen Standpunkt steht. Wie Kluge aber anhand des Beispiels der Demokratisierungsbewegung in der DDR hervorhebt, geht es hier vor allem um die „Schwäche der Öffentlichkeit“, die auf zwei Faktoren zurückgeführt wird: Auf der einen Seite fehlt es der „Öffentlichkeit“ im allgemeinen an der „Stärke“, die die zu den „Intimbereichen“ gehörenden „Gefühle“ wie Liebe besitzen können. Auf der anderen Seite wird der Bereich der Produktionsarbeit, der den „zweite[n] große[n] Block der lebendigen Erfahrung“ bildet, im Grunde „privat verfaßt“. Man kann hier vermuten, dass dieses Argument implizit auf Arendts The Human Condition (1958), insbesondere ihre Unterscheidung zwischen dem „Raum des Öffentlichen“ und dem „Bereich des Privaten“ zurückgeht. Während Arendt aber immer den sich die antik-griechische Polis zum Vorbild nehmenden „Raum des Öffentlichen“ bevorzugt und zwischen den beiden Bereichen keine Vermittlungsmöglichkeit sieht, findet Kluge in den „eher schwächer betrachteten Gefühle[n]“ eine entscheidende Funktion, die unentbehrliche Basis der „Öffentlichkeit“ herauszubilden. Nach Kluge soll jede „Öffentlichkeit“ eigentlich von „den privaten Bereichen“ abhängig sein, denn, „für die Erzeugung der öffentlichen Werkzeuge, der Filme, der Bücher und der Diskurse […] ist immer wieder die Rückbeziehung auf die Subjektivität und die Intimität erforderlich“. Dafür sollen die einzelnen Menschen zuerst wie „Schnecken“ in ihre subjektive Innenwelt versinken oder auf der Grundlage von Liebe oder Vertrauen affektive Beziehungen herstellen. Aufgefordert wird also dazu, zwischen der „Öffentlichkeit“ und der „Intimität“ freie Übergänge zu schaffen und damit beide Bereiche dialektisch zu verbinden (View PDF for the rest of the abstract.)