- 著者
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森 一郎
- 出版者
- 東京女子大学
- 雑誌
- 東京女子大学紀要論集 (ISSN:04934350)
- 巻号頁・発行日
- vol.56, no.1, pp.1-21, 2005-09
Was ist der Mensch?-Die alten Griechen hatten ihre Antwort darauf: to zoon logon echon (das mit dem Logos ausgestattete Lebewesen). Man sagt, aus diesem klassischen Menschenbild entstand die europaisch-traditionelle Definition des Menschen als "animal rationale (das vernunftige Lebewesen)". Der Logos, der in der griechischen Formel als spezifische Differenz gelten soll, kann jedoch nicht in demselben Sinne verstanden werden wie die Ratio, die Vernunft. Das Wort logos darf aber auch nicht ohne weiteres mit "Sprache" ubersetzt werden. Welches ist der phanomenale Boden, auf dem man dem ursprunglichen Sinn der griechischen Selbstauslegung nachgehen kann? Um auf diese Frage zu antworten, muss man die andere maBgebliche antike Auffassung des Menschen beachten: to zoon politikon (das in der Polis tatige Lebewesen). Die Polis ist namlich der Erscheinungsraum, in dem das Seiende, das von Natur aus redet, sich zeigen kann. Dabei bedeutet die Rede sachgemaB die offentliche Rede. Im Mit- und Gegeneinandersprechen fanden die Griechen, das beredteste aller Volker, den eigentlich menschlichen Sinn ihres Zusammenlebens. Martin Heidegger, dessen Phanomenologie der Maxime "auf das Griechentum zuruck!" folgte, betrachtete in seiner Marburger Vorlesung Grundbegriffe der aristotelischen Philosophie (SS1924) den Zusammenhang zwischen dem logon echon und dem politikon, wie ihn Aristoteles in der Politik erortert hatte. Heideggers Interpretation zufolge bedeutet das politische Miteinandersein (koinonia) das "Miteinandersprechendsein". Fur die Griechen bedeutet das menschliche Leben, in der Polis mit anderen zu sprechen und zugleich sich auszusprechen. Diese Thematik des "Seins-in-der-polis" stellt die Urform der Phanomenologie des In-der-Welt-seins in Sein und Zeit dar. Von der Heideggerschen Phanomenologie des In-der-Polis-Seins her wird sichtbar gemacht, dass beide Bestimmungen des Menschen, der Logos und die Polis, eng miteinander zusammenhangen. Die vom fruhen Heidegger wiederentdeckte Gleichursprunglichkeit der Rede und des Politischen wird Hannah Arendt dann in Vita activa weiterentwickeln. Nach Heidegger und Arendt ist der Mensch ein Seiendes, das sich ent-spricht, was bedeutet, dass die Menschen einander ent-sprechen.