- 著者
-
川島 隆
- 出版者
- 日本独文学会
- 雑誌
- ドイツ文学 : Neue Beitrage zur Germanistik (ISSN:03872831)
- 巻号頁・発行日
- no.148, pp.105-119, 2014-03-25
Nach der Dreifachkatastrophe in Japan im Marz 2011 herrschte vor allem unter den Japanologen und Japankennern in Deutschland Emporung uber die "Panik" und "Hysterie" auslosende Berichterstattung der deutschen Massenmedien, die sich grosstenteils auf die Atomunfalle in Fukushima und die Verbreitung der radioaktiven Strahlung konzentrierte und die Not der vom Erdbeben und Tsunami Betroffenen (vermeintlich) wenig beachtete. Auch das Bild der Japaner in den Medien, die angesichts der fatalen Katastrophe uberraschenderweise eine fast unheimliche "Rube" und "Gelassenheit" gezeigt und damit sich erneut als ein Volk der "Disziplin" und "Gehorsamkeit" erwiesen hatten, wurde als stereotype Vorstellung heftig kritisiert. Als Ausdruck dieser Unzufriedenheit mit den medial vemlittelten Erfahrungen der Katastrophe entstanden dann eine Reihe von Reportagen und Reiseberichten, die das "entstellte" Japanbild korrigieren sollten, indem sie die "authentischen" Erfahrungen von Autoren, die zur Zeit der Katastrophe (oder kurz danach) in Japan gewesen waren, zur Geltung brachten. Insofern waren diese Werke als Versuche, die unterreprasentierten Opfer der Katastrophe als Subalteme im Sinne Spivaks zu rehabilitieren und zum Wort kommen zu lassen, zu bezeichnen. Diese Versuche verliefen aber keineswegs unproblematisch, denn die Reportage als literarisches Genre ist-trotz ihres "realitatsnahen" Charakters-auch eine Form der medialen Reprasentation, bei der das Erzahlte entscheidend durch die jeweilige Perspektive des Erzahlers gepragt wird. Die Reportagen uber Japan im Schatten von "Fukushima" zeigten ohnehin im Grossen und Ganzen eine merkwurdig apologetische Tendenz: Staff nuchtern und sachlich mit dem Thema umzugehen, neigten die Japan-Experten eher dazu, die "Ruhe" und das "disziplinierte" Verhalten der Japaner samt der beruhigenden Informationspolitik der japanischen Regierung und des AKW-Betreibers Tepco und die unkritische Berichterstattung der japanischen Massenmedien unbedingt in Schutz zu nehmen, insofern man die Japaner zu einem einheitlichen, heroisch-duldsamen Volk stilisierte-wobei das klischeehafte Vorurteil uber Japan und die Japaner nicht zuruckgewiesen, sondern positiv umgedeutet und sogar verstarkt wurde.